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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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hat sie. 1969 hatte sie die ganze Welt bei den Klöten. Alle hörten auf sie. Aber hat sie den Menschen die ungeheure Bedeutung der Mondlandung so erklärt, daß sie es verstehen konnten? Nein. Dazu war sie zu hochnäsig oder zu beschäftigt oder zu blöd. Das Publikum hat weiter nichts zu sehen gekriegt als die paar Kerls auf dem Mond, die ’ne Tüte voll Kieselsteine mitgebracht haben. Dafür haben wir Milliarden ausgegeben, hieß es. Denen kann man wahrhaftig nicht übelnehmen, daß sie wütend waren. Gott behüte, jemand hätte ihnen das so erklärt, daß sie es verstehen konnten!«
    Dink verschluckte sich, hustete und blickte wieder um sich. Seine Augen waren schleierig und müde. Die Anwesenden sahen weder ihn noch einander an. »Na?« fragte er. »Hab’ ich recht? Wir haben den Ball verfummelt, ja? Es hat nicht dazu gereicht, daß das Volk hinter uns steht. Zu fein, um zu dem kleinen Popel auf der Straße zu sprechen, he?« Dink rülpste heftig und tat ein paar unsichere Schritte. »Jetzt müssen sie dafür bezahlen, und wir müssen bezahlen.« Schlürfend ging er zu einem Stuhl und ließ sich hinsinken, das gedunsene Gesicht wutverzerrt.
    Chuck setzte zum Sprechen an, doch eine Frau, totenbleich, kam herein. »Doktor Bradshaw?«
    »Ja, was ist?« Chuck wandte sich ihr zu, behielt aber Dink Lowell im Auge.
    »Miami Beach, Sir.«
    »Was ist damit?«
    Inzwischen sprach Diego leise und eindringlich auf den finster vor sich hinbrütenden Dink Lowell ein.
    »Ein Meteor, Sir. Vor der Küste, aber ziemlich nahe. Die… die Stadt ist weg.«
    Ein Astronaut sprang auf, wobei er seinen Kaffeebecher umwarf. »Miami oder Miami Beach?«
    Die Frau blickte ihn erschrocken an. »Miami Beach.«
    Mit einem tiefen Stöhnen sank der Astronaut in den Sessel zurück. Mehrere seiner Freunde beugten sich über ihn. Die Frau, die die Nachricht gebracht hatte, starrte ihn an. »Es tut mir leid, es tut mir ja so leid…« stammelte sie.
    »Tommys Familie ist dort«, erläuterte sie.
    Totenstille. Sogar Dink gab keinen Ton mehr von sich.
    Dann sprach Chuck Bradshaw in das finstere Schweigen hinein: »Ja – das ist alles für heute. Aber ab morgen null acht null null wird total einsatzbereit gemacht. Alles, was gebraucht wird, um jeden vorhandenen Vogel in den Orbit zu jagen, ist heranzuschaffen. Mein Büro hat bis dahin einen Dienstplan aufgestellt. Tom, Sie haben Urlaub… wenn Sie wollen. Ihr anderen – schlaft etwas. In den nächsten Monaten kriegt ihr nicht allzuviel Schlaf.«
    Dink hatte das Gesicht in den Händen. Ob er weint, dachte Lisa. Diego wußte, daß er weinte.
     
    In den folgenden Tagen lief der Dienst der Astronauten nach einem schonungslosen Plan: Besprechungen, Systeminventuren, Eventualplanung, Bodenbetrieb, Training aller Art, integrierte Minimalanalyse, ärztliche Untersuchungen, personelle Umbesetzungen – all das nahm die Arbeitszeit von Tausenden in Anspruch. Lisa bekam Order, sich abends nach der Schulung in einem bestimmten Gebäude zu melden. Dort stellte sie fest, daß man ihren gesamten Besitz aus ihrer und Diegos gemeinsamen Wohnung in River Oaks in ein hastig eingerichtetes Astronautenquartier in einem ehemaligen Bürohaus überführt hatte. Schreiende Proteste bei der Verwaltung nützten gar nichts: Es war aus Sicherheitsgründen erfolgt; alle waren umgesiedelt worden, mit Sack und Pack und vollen Papierkörben.
    Diego wohnte fünf Häuser weiter im Ledigenquartier; aber sie einigten sich mit Blaine Brennan, der seine Frau nach Wisconsin in »Sicherheit« gebracht hatte, und tauschten mit seiner Unterkunft im Verheiratetenquartier. Das Astronauten-Büro zuckte die Achseln und ordnete den Umzug an.
    Irgendwie und irgendwo war Lisas Familienalbum mit den Hologrammen ihrer verstorbenen Eltern verlorengegangen; doch sie hatte immer das kleine Album mit den altmodischen Flachfotos lieber gehabt.
    Lisas Dienstplan sah ähnlich aus wie der von Diego, aber manchmal stimmten die Zeiten nicht überein, und sie mußten die Minuten stehlen, in denen sie sich sehen konnten. Sie trafen sich beim Lunch, jeder lief über von Neuigkeiten, Fragen, Gerüchten, Spekulationen. Manchmal sahen sie sich tagelang nicht, nur frühmorgens beim eiligen Anziehen, stumm, gereizt. Die Sicherheitsmaßnahmen schirmten ihr Zusammenleben mehr oder weniger vor der Presse ab, aber geredet wurde doch darüber. Die Medien interessierten sich für alles, was mit der Schiwa-Mission zu tun hatte, und für die Menschen ganz besonders. Lyle

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