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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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haben wir mehr als genug. Das Problem liegt bei der Zündung. Hier geht es um Mikrosekunden. Können wir zwanzig Bomben simultan zünden? Die erste Bombe könnte leicht die anderen neunzehn zerstören, wenn der Zeitfehler zu groß ist.«
    »Seit wann ist Carl denn Bombenfachmann?« fragte Diego leise.
    »Seit Bomben so wichtig sind«, flüsterte Lisa.
    »Bis jetzt besitzen wir noch kein Zündungssystem, das exakt simultane und fehlerfreie Detonationen garantiert«, fuhr Carl fort. »Die Zeiteinstellungsvorrichtungen…« Er brach ab, denn Chuck setzte zum Sprechen an. »Entschuldigung, Chuck.«
    »Ja. Kein Zeitzündungssystem ist bisher daraufhin geprüft worden, wie es funktioniert, wenn es längere Zeit im Weltraum ist. Zweifellos ist es dort Beschädigungen durch Asteroidenstaub und Gesteinsbrocken ausgesetzt; vielleicht arbeiten die Kommunikationen nicht richtig, oder Einzelteile fallen aus, oder es gibt sonstige Schwierigkeiten.«
    »Sonstige Schwierigkeiten«, wiederholte Dink Lowell, »neues Wort für Fehler des Piloten!« Einiges Gelächter klang auf.
    »Wir werden hauptsächlich direkt im Schiwa-Schwarm operieren müssen. Solange wir darüber keine genauen Informationen haben, wissen wir nur, es sind mehr als bloß ein paar große Steine. Staub. Kies. Haufenweise scharfes kleines Dreckzeug, zu klein für Ausweichradar.«
    »Auch nicht mit Feineinstellung?«
    »Vielleicht. Aber dann würden die Apparaturen von all dem Kleinzeug beschädigt werden. Wir rechnen in dieser Phase mit fünfzig Prozent Ausfall bei den Apparaturen.« Erschrockene Pfiffe wurden laut.
    »Wie wäre es mit Kamikaze-Piloten?« rief Susan Robinson dazwischen.
    Einige lachten, doch Chuck Bradshaw blieb ernst. »Wir haben uns das überlegt. Und haben es abgelehnt. Es wäre das Letzte.«
    »Aber eine Möglichkeit«, beharrte Susan.
    »Ja. Es ist eine Möglichkeit«, erwiderte er sachlich. »Aber das wird nicht veröffentlicht.«
    »Worauf es wirklich hinausläuft: wir haben nichts, was schlagkräftig genug ist, nicht wahr, Chuck?« fragte Susan und sah ihm voll ins Gesicht.
    »Auch das ist eine Möglichkeit«, entgegnete er.
    Sie sahen einander an, dann auf ihre Hände, oder auf den Fußboden. Bradshaw räusperte sich leise, als wolle er noch etwas sagen, ging aber stumm hinaus.
    Niemand sah auf.

2. August: Kollision minus 9 Monate, 24 Tage
     
    Carl Jagens tänzelte in seinen Joggerschuhen, um seine Oberschenkelmuskulatur zu lockern, und blies die Luft aus seinen Lungen in den staubigen Sommerabend. Er trug blaue Shorts und ein graues Sweatshirt mit dem Aufdruck University of Wisconsin in schwarzen schablonierten Buchstaben.
    Die Trainingsbahn für die Astronauten lag unterm Scheinwerferlicht, denn die Dämmerung senkte sich bereits auf das Basisgelände. Noch andere waren in der Bahn, aber nur wenige. Sie liefen einzeln, schwitzend, mit ernsten Gesichtern.
    Ein düsterer Sonnenuntergang verebbte im Westen; Orangetöne wurden zu Rot, und von Osten her kroch es tiefpurpurn heran. Carl spürte, daß seine Schultern wieder einmal völlig verspannt waren. Dagegen half nur ein therapeutischer Dauerlauf. Gewöhnlich benutzte er die bekannten Trainingsgeräte, um seine Koordination von Hand und Auge in Form zu halten. Aber wenn dieses Ziehen im Rücken wirklich schmerzhaft wurde, dann war ihm normales Jogging am liebsten; und heute hatte er schon seit dem Lunch solche Schmerzen verspürt.
    Gleich zu Anfang legte er Tempo vor, um in Schweiß zu kommen. Diese feuchten frühen Abendstunden kamen ihm immer so kühl vor. Er merkte, daß ihm der Schweiß auf die Stirn trat, und wie als Reaktion darauf wurden seine Schritte kräftiger und noch länger; er spürte die drückende Luft an sich vorbeiströmen und überholte zwei Männer, unkenntlich in ihren Kapuzenhemden, die ihr Tempo verlangsamten.
    Die Welt war schon seit langem metrisch geworden, aber im Sport hielten sich die alten Maße noch. Vier Bahnrunden waren eine Meile. Er warf einen Blick auf seine Armbandstoppuhr: sechs Minuten, sieben Sekunden. Nicht schlecht für jemanden, der soeben anfing, einen leichten Abfall seiner körperlichen Fähigkeiten zu merken, nach der langen Hochleistungsstrecke der Endzwanziger Jahre. Nicht schlecht – aber so verdammt gut nun wieder auch nicht. Er war kein Supermann, und das wußte er. Astronauten brauchten auch keine zu sein. Erfahrung war nützlicher als Muskeln. Doch die Zeit würde kommen, wenn die Hand ein klein wenig zu langsam wurde, das Auge nicht

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