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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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paßten auf.
    Unmöglich konnte man immer nur an Schiwa und seine Bedeutung für die Menschheit denken; man mußte in erträglichem Tempo durch den Alltag kommen. Jeder Tag war ein Irrgarten von Sensoren, Schaltungsdiagrammen, Systemanalysen, Schaltern, Röhren, Tanks, Anschlüssen – Hardware und noch mehr Hardware, zum Teil erst gestern zusammengeschustert, ungetestet, unsicher. Es gab Intensivschulung in orbitaler Planung, sogar in Ernährungslehre und Luftwirtschaft; und in dem Maße, wie die Radarbilder schärfer wurden, mußte die Oberflächenkonfiguration Schiwas immer wieder neu ausgewertet werden.
    Manchmal dachte Lisa an Kingsley Martin und die Londoner Tage. Sie hatten sich geliebt, ja –, aber die Szene auf dem Friedhof überschattete alle anderen Erinnerungen.
    Er rief sie an. Das Astronaut Office registrierte alle Anrufe, die Diego und Lisa über ihre Privatnummern bekamen; auch diese wurden jetzt abgehört. Kingsleys Name erschien immer öfter. Sie meldete sich nicht, obgleich es trotz der scharfen Sicherheitsmaßnahmen kein Problem gewesen wäre, mit ihm zu sprechen. Diego sagte nichts dazu, wenngleich er die Liste so ziemlich jeden Tag las.
    Und dann, ohne bewußt darüber nachzudenken, ließ sie dieses knifflige Problem einfach davontreiben. Sie las die Liste der Privatanrufe nicht mehr. Sie konzentrierte sich auf den Ansturm der Schulung, auf Stundenpläne, Systeme, Lernen.
    Nach einer gewissen Zeit erinnerte sie sich an die Londoner Tage nur noch so verschwommen, wie an beliebige sonstige Ereignisse früherer Zeiten.

2. Dezember: Kollision minus 5 Monate, 24 Tage
     
    Durch die dicken Fensterscheiben hinter seinem Schreibtisch sah John Caleb Knowles nachdenklich in den Rosengarten hinab. Beim diskreten Ton des Summers wandte er sich um. »Ja?« Grace Price, seine Sekretärin, sah ihn etwas verlegen aus dem Schirm des Bildsprechers an. »Mr. Präsident, äh… Carl Jagens ist hier.«
    »Wer? Ach so, ich weiß schon.«
    »Er würde Sie gern unter vier Augen sprechen, Sir.« Seine nächste Frage vorwegnehmend, sprach sie eilig weiter: »Kongreßmann Fox und der Unterstaatssekretär sind noch nicht hier. Sie hätten zwei oder drei Minuten für ihn frei…«
    Das klang so beschwörend, daß Knowles lächeln mußte. »Schön, er möchte bitte hereinkommen. Aber sagen Sie mir Bescheid, sowie Fox hier ist.«
    »Jawohl, Sir.« Sie lächelte erleichtert.
    Fast sofort ging die Tür auf, und Jagens trat ein. Knowles erhob sich, um ihm die Hand zu schütteln und musterte wohlgefällig das Tiefblau und Weiß seiner Kapitänsuniform der Marine. Viele Ordensbänder besaß er nicht. Astronauten hatten selten welche, denn Amerika hatte sich seit Jahren aus allen Kriegen herausgehalten.
    »Mr. Präsident, es ist außerordentlich freundlich von Ihnen, daß Sie mich ohne Voranmeldung empfangen.«
    »Das geht schon in Ordnung, Captain Jagens. Sie sind schließlich einer von unseren Helden.« Der Präsident sah sich um und deutete dann auf eine Tür in der leicht gekurvten Wand. »Gehen wir in mein Privatbüro, ja?« Er ging voran, und sie nahmen in dem anstoßenden Raume Platz, einem bescheidener eingerichteten und viel kleineren Büro.
    »Sir, ich komme direkt von Houston. Ich hatte gehofft, Chuck Bradshaw zu treffen, aber…« – er zuckte die Achseln – »… wir sind aneinander vorbeigefahren.«
    Knowles sah auf die Uhr – eine alte, aber wirksame Methode, um die einleitenden Bemerkungen abzukürzen. Doch Jagens schien es nicht auf sich zu beziehen; er sprach selbstsicher und ohne Eile weiter. »In der Gruppe, die für die Schlußaktion gegen Schiwa verantwortlich ist, gibt es zwei Fraktionen. Ich persönlich bin absolut für die Anwendung des sowjetischen Geräts. Das einzig sichere Mittel, um Schiwa, diese Bedrohung unseres Lebens, abzulenken… möglicherweise sogar zu vernichten. Darüber hinaus bin ich aber unbedingt für eine solide Reserve, ein zweites Team, sozusagen für die Aufräumungsarbeiten, Zweitziele und dergleichen.«
    »Und was soll ich Ihrer Ansicht nach dazu tun? Das ist eine technische Frage…«
    »Die andere Fraktion ist für ein so zersplittertes Vorgehen, daß die Möglichkeit eines völligen Fehlschlagens unserer Operation besteht.«
    Der Präsident zog die Brauen empor. »Bradshaw ist ein guter Mann; er wird das auch sehen.«
    »Gewiß, Sir, das ist er .« Carl beugte sich vor, und Knowles bemerkte zum erstenmal, wie klein Jagens eigentlich war. Er machte immer den Eindruck, als sei

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