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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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er viel größer, doch obwohl körperlich der größte der Raumpiloten, war er, wie die meisten Astronauten, unter Durchschnittsgröße und breit gebaut. »Bradshaw ist ein guter Mann, Sir, aber die Fraktionsbildung innerhalb des Teams verunsichert ihn.« Er lächelte charmant. »Ich weiß, in der ganzen Welt – bestimmt in den Vereinigten Staaten – bringt man seine Sorgen vor Sie; aber hier handelt es sich um eine entscheidende Frage. Eine, die nur Sie entscheiden können.«
    Knowles wußte nicht recht, was da so schnell entschieden werden mußte, oder auch nur, ob die Notwendigkeit bestand, überhaupt etwas zu entscheiden. »Nun, was Sie da eben angeschnitten haben, leuchtet mir durchaus ein.«
    »Danke, Sir«, sagte Jagens sichtlich erfreut.
    »Augenblick mal«, konterte Knowles. Er hatte selbst sein Leben lang nach dem Schneeballsystem gearbeitet; daher war er sehr empfindlich, wenn man es bei ihm anwenden wollte. »Ich habe nur meine persönliche Ansicht geäußert. Ich bin kaum dazu qualifiziert…«
    »Mr. Präsident«, unterbrach Carl Jagens respektvoll, aber in ernstem Ton und fixierte Knowles mit festem Blick, »das ist die wichtigste Entscheidung, die irgendein Mensch jemals getroffen hat.«
    Unbewegt erwiderte Knowles: »Das ist mir klar, Captain Jagens. Ich habe mich bereits entschieden, jeden Vorschlag anzunehmen, den mir Chuck Bradshaw und sein Team machen.«
    »Jetzt brauchen wir ein salomonisches Urteil, Mr. Präsident«, beharrte Carl Jagens. »Sie wissen doch, was in der NASA und im Verteidigungsministerium vor sich geht.«
    »Was meinen Sie damit?« Knowles sah den Astronauten scharf an. Kein Führer gibt gern zu, daß er nicht alles weiß; ausgenommen natürlich, wenn es ihm so in den Kram paßt.
    »Da geht alles durcheinander. Diese Fraktionen hacken sich gegenseitig die Augen aus. Ich fürchte, dabei schleichen sich Leute ein, die – nun, die nicht dazugehören.«
    »Wer zum Beispiel?«
    Unbehaglich rückte sich Jagens im Sessel zurecht; die senkrechte Falte zwischen seinen Brauen vertiefte sich. Knowles verstand sich recht gut auf die unbewußten Signale der Menschen: Es schien Jagens tatsächlich sehr unangenehm zu sein, daß er Namen nennen sollte. Doch war diese leicht gequälte kleine Grimasse Absicht oder nicht? Irgendwie war sich der Präsident über Jagens nicht ganz klar, und deshalb wurde er noch vorsichtiger.
    »Gewisse Senatoren«, sagte Jagens schließlich. Er hob die Augen vom Teppichmuster und sah dem höchsten Beamten des Staates sekundenlang voll ins Gesicht. »In Ihrem Kabinett.«
    Knowles schob die Lippen vor und nickte. Er hatte einigen diesbezüglichen Büroklatsch gehört, doch er hatte ihn nicht ernst genommen. Aber jemand, dem ernsthaft daran lag mitzumischen, würde sehr vorsichtig sein. Knowles wußte, daß das Schiwa-Problem alle Politiker beschäftigte, man mußte vernünftigerweise damit rechnen, daß der (oder die) eine oder andere seine (oder ihre) Grenzen überschritt. Doch wie konnte er in der noch verbleibenden Zeit feststellen, wer das war?
    »Aha.« Das war der richtige Ton: unverbindlich, neutral, unparteiisch.
    »Wir verlieren dadurch Zeit, Sir. Sicher tut Chuck Bradshaw sein Bestes. Er will nicht mit jeder Kleinigkeit zu Ihnen laufen. Aber diese Außenseiter behindern die Operation.«
    »Ich kann mich ja mal darum kümmern.«
    Jetzt runzelte Carl Jagens die Stirn und sah dem Präsidenten starr in die Augen. »Sir, mit allem Respekt, ich glaube nicht, daß das Ihre Sache ist. Sie haben doch nicht die Zeit, alle diese Kiebitze aufzuspüren.«
    »Mein Stab kann das tun.« Was genau wollte der Mann eigentlich?
    »Ich weiß nicht recht. Das ist kein normaler Aktenvorgang, Mr. Präsident. Die Leute haben das Gefühl, daß es um ihr Leben geht.«
    »Da haben sie ja auch ganz recht.«
    »Ich glaube, diese Geschichten werden aufhören, sobald eine feste Führung da ist.«
    »Das heißt?«
    Jagens hob die Schultern. »Wir verlieren soviel Zeit mit diesem Hickhack. Es kommt nur auf Ihre Entscheidung an – die Leute werden sich fügen, sobald sie einmal getroffen ist. Wir, die wir in den Raum fliegen, sind schließlich nur die ausführenden Organe.«
    Knowles blinzelte. »Entschuldigen Sie einen Moment«, sagte er gemessen. Er stand auf und ging hinaus, strack aufgerichtet und ernst. Er hatte das kleine Büro so gern, weil er sich dort geborgen fühlte – ein Gefühl, das er nebenan im Oval Office niemals hatte. Am Oval Office hingen zu viele Erinnerungen;

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