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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Fernsehlampen stand, rannten ein paar Menschen vorbei.
    »Hier in Yokohama kommt es zu Plünderungen und Zusammenrottungen, doch die meisten Japaner akzeptieren Schiwa als karma, als Schicksal. Die buddhistischen Tempel und die christlichen Kirchen sind voll; die Polizei hat die Lage in der Hand. Aber die Schnapsläden melden ungewöhnlich hohe Umsätze. Hier spricht Henry Slater für die CBS aus Yokohama in Japan.«
    »Stellen Sie das ab!« befahl Bradshaw. Das Bild auf dem Schirm schrumpfte zu einem Punkt zusammen, und Lyle Orr richtete sich angeekelt auf.
    »Jesus!«
    »Das zum Tode verurteilte Volk bei der Henkersmahlzeit.«
    Orr sah Bradshaw von der Seite an. »Gewiß… aber Chuck, mein Gott, nach den Meinungsumfragen glauben vierzig Prozent nicht einmal, daß Schiwa überhaupt existiert.«
    »Vielleicht suchen sie nach einer Ausrede. Manche Leute haben eben nichts zu verlieren. Man muß sie belehren.«
    »Aber…« erwiderte Orr zögernd, »sollte man das wirklich? Wenn sie schon so angeben, ohne daß sie sich über Schiwas Existenz wirklich im klaren sind – was würden sie erst anstellen, wenn sie genau Bescheid wüßten?«
    »Wenn sie Bescheid wissen, werden sie uns wenigstens nicht behindern. Wir sind schließlich die einzige Chance, die die Welt hat.«
    Orr nickte und faßte nach dem Türknopf. »Tja… ja, ich glaube schon, da haben Sie recht.«
    »Lassen Sie mich jetzt in Ruhe. Ich muß mich auf die Besprechung vorbereiten.«
    Orr seufzte tief auf. »Ja… ja, schon gut. Chuck, gewiß.« Er ging, und Bradshaw starrte die geschlossene Tür noch eine ganze Weile an.
     
    Ein bißchen schüchtern spähte Zakir Shastri in den Empfangsraum. Carl Jagens sah von seiner Notiztafel hoch. »Sie sind der Astronom, ja?« fragte er.
    Shastri nickte und trat näher. »Ich… ich soll irgendwo warten, und da dachte ich…«
    »Hier sind Sie richtig«, sagte Jagens mit weitausholender Armbewegung. »Setzen Sie sich. Dort drüben sind Doughnuts, und der Kaffee ist ganz passabel.« Er stellte seine Tafel beiseite und verzog das Gesicht. »Dieses Ding ist in letzter Zeit wie ein Stück von mir«, erläuterte er, »aber es ist eine gute Gedächtnishilfe für alle diese Systeme und Subsysteme. Ich muß sie auswendiglernen. Wenn sich die Dinge überstürzen, kann man nicht erst ein Handbuch rausholen und nachschlagen.«
    Shastri nickte nervös und nahm vorsichtig auf einem Klappstuhl Platz. »Ich habe wirklich keine Ahnung, warum Mr. Bradshaw will, daß ich das mache«, sagte er.
    Der Kerl ist ganz steif vor Angst, dachte Jagens; man sieht’s ihm an. »Hier, ich hol Ihnen Kaffee.« Na ja, er hat schließlich Schiwa entdeckt. Hat ihn persönlich gesehen. Da kann man es ihm vielleicht nicht verdenken, daß er Angst hat.
    Shastris Hand zitterte, als er den Becher entgegennahm, doch er schien es nicht zu merken. »Danke, ich trinke selten etwas Stimulierendes, aber in letzter Zeit…« Er brach mit einem Seufzer ab; Carl Jagens nickte mitfühlend und setzte sich wieder hin. »Ja, es fällt ein bißchen aus dem Rahmen, nicht wahr?«
    »In der Tat.« Shastri atmete tief, und plötzlich wurde sein Gesicht ganz faltig wie eine alte braune Papiertüte. »Wo man hinkommt, stellen einem die Leute Fragen«, sagte er gepreßt, »und wollen Dinge wissen, die kein Mensch weiß…« Mit traurigen Augen blickte er Jagens an. »Ich bin schließlich nur Astronom. Kein Wahrsager.«
    »Die Leute wollen eben etwas Sicheres«, entgegnete Carl achselzuckend.
    »Aber die Wissenschaft ist nicht sicher. Die Wissenschaft sagt uns, was wahrscheinlich ist…«
    Beim Anblick dieses mageren kleinen Mannes, dem die Geschichte offensichtlich über den Kopf gewachsen war, wurde Jagens plötzlich ganz warm ums Herz. Ein Steinklotz war aus dem Nirgendwo gekommen und hatte diesen Gelehrten aus seinem Elfenbeinturm hinausgeworfen in das Gewirr des Lebens. »Hören Sie, Professor Shastri, Sie sind wegen dieser Pressekonferenz so nervös, nicht wahr?«
    Shastri sah in verschüchtert an. »Ja, ich habe Angst, richtig Angst, Captain Jagens.«
    »Sagen Sie Carl zu mir. Darf ich Zakir sagen? Danke. Aber ich will Ihnen etwas gestehen: ich war auch mal so.«
    »Sie?« Das konnte Shastri offensichtlich nicht begreifen.
    »Klar«, entgegnete Carl achselzuckend, »Angst hat jeder. Aber ich habe gelernt, daß man keine zu haben braucht. Sie brauchen nur daran zu denken, daß keiner über dieses Thema soviel weiß wie Sie. Mag sein, sie verstehen es nicht – dann müssen

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