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Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition)

Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition)

Titel: Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Berg-Peer
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»Das kann doch mal passieren, das ist doch nicht so schlimm. Ich zahle das schon zurück. Ich musste mir einfach ein paar Sachen kaufen. Und man muss ja auch mal telefonieren können. Ich habe sowieso schon so wenig Freundinnen, da muss ich eben telefonieren. Du hast doch schließlich auch schon mal deinen Dispo überzogen, nun meckere doch nicht gleich so herum. Außerdem geht dich das gar nichts an.« Sie versucht, mir die Mahnungen aus der Hand zu reißen. Aber ich muss diese Schulden aus der Welt schaffen, ich bin dazu erzogen, dass man keine macht, und es ist mir peinlich, vor allem der Bank gegenüber. Lenas Bank ist auch meine Bank.
    Ich weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, dass auch das unmäßige Geldausgeben ein Merkmal der psychischen Erkrankung ist. Vor allem der manisch-depressiven oder (wie es heute heißt) bipolaren Erkrankung. In diesem Moment halte ich es einfach für ein verantwortungsloses, unmögliches Verhalten von Lena. Ich bin wütend auf sie. Wie kann sie so etwas tun? Wie kann sie mich in eine Situation bringen, die mich zwingt, ihre Schulden zu bezahlen?
    Es ist nicht das erste Mal, dass mich Lenas Verhalten in Konflikt mit meinen konventionellen Vorstellungen von »richtigem« Verhalten bringt. Keine Schulden machen, nicht auffallen, sich in der Öffentlichkeit ordentlich kleiden, im Restaurant nicht schreien – ich muss lernen, damit umzugehen, dass Lena sich an diese Regeln nicht immer halten kann. Es ist einfach zu sagen, dass wir Angehörigen nur nicht damit umgehen können, dass sich jemand unangepasst verhält. Es ist ebenso einfach, uns Angehörigen vorzuwerfen, dass wir nur brave, angepasste Kinder wollen, die im herkömmlichen Sinn erfolgreich sind. Es ist vor allem dann leicht, wenn man noch nie mit einer solchen Situation konfrontiert war. Wir Mütter und Väter (Geschwister, Großeltern, Partner und andere Angehörige) von psychisch Kranken sind gezwungen, den Umgang mit diesen verstörenden und für uns oft beschämenden Verhaltensweisen zu lernen. Aber die Umwelt sollte auch Verständnis dafür haben, dass es uns manchmal schwerfällt.
    Zu Hause bezahle ich alle Rechnungen. Lena verspricht mir hoch und heilig, dass sie nie wieder die Miete vergessen und besser auf ihre Ausgaben achten wird. Ich glaube ihr. Sie ist ja jetzt nicht krank, sondern wirklich vernünftig.
    Die nächste Reise mit einer Freundin nach Helsinki besteht Lena unbeschadet. Ich bin erleichtert, aber die Ernüchterung folgt auf dem Fuße. Auf meinem nächsten Kontoauszug sehe ich, dass Lena enorm viel Geld mit meiner EC-Karte abgehoben hat, die ich ihr für den Notfall mitgegeben hatte. Als ich sie zur Rede stelle, wird sie aggressiv und überschüttet mich mit Erklärungen. »Ich musste ja ab und zu für Nelli bezahlen im Restaurant, schließlich war ich eingeladen, und dann musste ich auch die anderen einladen. Und dann musste ich ein Taxi nehmen, ich kannte schließlich den Weg nicht. Und dann musste ich …, und dann musste ich …!« Und überhaupt solle ich mich nicht so anstellen, sie würde schließlich alles zurückzahlen. Ihre Geldforderungen werden immer größer. Sie bittet mich um Geld, weil sie nichts zu essen oder keine Zigaretten mehr habe. Ihr Ausbildungsgehalt ist höher als das von Bank-Azubis, aber sie kommt mit ihrem Geld nicht zurecht. Wieder steht eine Miete aus. Lena bittet mich, eine zum zweiten Mal angemahnte Telefonrechnung zu bezahlen. Sie hat Angst davor, dass ihr das Telefon abgestellt wird. Nelli ruft mich wütend an, weil Lena ihr Geld schuldet. Ich bezahle die Miete, die Telekomrechnung und Nelli. Meine Bank ruft an, weil der Dispo meiner Tochter ausgeschöpft ist und die Daueraufträge für Miete, Strom etc. nicht bezahlt werden können. Mein Bankberater, der mich seit über zwanzig Jahren kennt, weiß, dass er mir das nicht sagen darf. »Ich tue das nur, Frau Berg-Peer«, sagt er zu mir, »weil ich mir Sorgen um Ihre Tochter mache.« Er kennt unsere Situation. Wir vereinbaren, dass sie keinen Dispo mehr bekommt, ich zahle das Geld zurück und hoffe, dass damit alles erledigt ist. Aber am nächsten Tag verrät er mir kleinlaut, dass Lena nach meiner Rückzahlung ihren Dispo umgehend ausgeschöpft habe. Und von meinem Geschäftskonto habe sie auch noch Geld abgehoben. Ich verlange die Geschäftskarte von Lena zurück. Sie schreit mich wütend an. Ich erkläre dem Bankberater, dass mit dieser Karte nichts mehr abgehoben werden darf, und zahle alles zurück. Er will mit der

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