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Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition)

Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition)

Titel: Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Berg-Peer
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die Frage, wie man die Kleidung attraktiv umschneidern könne. Sie bekam Ratschläge und Hinweise auf gute Ärzte. Vor allem aber begegnete ihr Empathie. Sie bekam Blumen, und man fragte, ob man ihr helfen könne. »Wir sind für dich da!«, hörte sie zum ersten Mal. Vor ihrer Krebserkrankung hatte sie schon über zehn Jahre an manischer Depression gelitten. Wirklich gelitten. Ich glaube nicht, dass sie jemals einen Blumenstrauß bekam mit einem Kärtchen: »Alles Liebe. Ich hoffe, dass das Lithium hilft und du bald nicht mehr so depressiv sein musst!«
    Auch ich wurde plötzlich angerufen, man erkundigte sich nach meinem Befinden und ob ich Hilfe bräuchte. Es gab Blumensträuße und Obst, Ratschläge und freundliche Zuwendung. Warum hat vorher selten jemand zu mir gesagt: »Ich koche heute Abend ganz schön für dich, weil deine Tochter an Schizophrenie leidet«? Schon beim Aufschreiben dieses Satzes merke ich, wie merkwürdig das klingt. Wer einer Angehörigen – oder dem Erkrankten – eine Freude machen will, der sollte sich überlegen, was er tun würde, wenn derjenige eine Blinddarmoperation überstanden hätte. Ein Buch, Weintrauben oder eben die selbstgekochten Spaghetti, »weil es für dich nicht einfach ist, an dieser Krankheit zu leiden!« oder: »weil es für dich nicht einfach ist, dass Lena krank ist!«. Das reicht. Freunde können und müssen das Problem nicht lösen, sie haben jedes Recht, ihr eigenes Leben zu leben. Aber sie können einen ab und an erkennen lassen, dass sie wissen, wie schwierig es oft ist. Inzwischen haben wir Freunde und Freundinnen, die mich oder Lena in dieser Weise unterstützen. Vielleicht wissen sie gar nicht, wie sehr sie uns damit helfen.

2004
    Abenteuer in Südafrika
    Lena hat bald Sommerferien, sechs lange Wochen, in denen sie nichts zu tun hat. Ich denke mit Grausen daran, denn die einzige Lösung scheint mir, dass sie in der Zeit weiterhin ins Büro kommt. Für uns beide eine anstrengende Option.
    Bei einem Straßenfest entdecken wir den Stand einer Jugendorganisation, mit der Lena während ihrer Schulzeit immer nach Schweden oder an die Ostsee in Jugendcamps gefahren ist. »Lena, wie geht es dir denn? Was machst du denn so? Wir haben ja ewig nichts mehr von dir gehört!« Sie wird fröhlich begrüßt und freut sich, hat aber gleichzeitig Angst zu erzählen, was sie in der Zwischenzeit erlebt hat. Die anderen studieren, sind verheiratet, haben Kinder oder arbeiten schon. Lena hingegen fehlt ein großes Stück Leben. Mir zieht es das Herz zusammen. Ich sehe Lenas Gesicht, ihre Verlegenheit, das Gefühl, vor allen anderen versagt zu haben. Sie haben ein Leben, Lena hat – noch – keins. Leise erzählt sie, dass sie jetzt eine Ausbildung macht und vorher krank war. Aber keiner der jungen Menschen nimmt Anstoß daran, die Information wird einfach hingenommen.
    Ich ziehe mich ein bisschen zurück, damit Lena mit ihren alten Freunden reden kann. Nach einer Weile kommt sie aufgeregt zu mir. Die Jugendorganisation bietet während der Sommerferien eine dreiwöchige Fahrt nach Südafrika an. Lena war ein einziges Mal mit ihrem Vater in Südafrika und hat immer begeistert davon erzählt. Und sie könnte Karim bei dieser Gelegenheit in Johannesburg besuchen. Ich freue mich für sie und bin gleichzeitig erleichtert, dass ich dann drei freie Wochen vor mir hätte, in denen ich mir keine Sorgen um sie machen muss. Sie verabredet sich gleich zum nächsten Vorbereitungstreffen und sieht vergnügt aus.

    Am Flughafen empfängt uns ein bunter Haufen aufgeregter Jugendlicher. Palästinensertücher, Rastalocken oder kahlgeschorene Köpfe. Lena mit ihrem Ringel-T-Shirt sieht dagegen brav und niedlich aus, aber sie wird herzlich empfangen. Die Gruppe erzählt, dass sie mit einem hohen politischen Anspruch nach Südafrika fährt und dort die Genossen unterstützen will. Ich betrachte sie nachdenklich. Ob die Südafrikaner auf dieses Trüppchen gewartet haben?
    Lena und ich umarmen uns zum Abschied, und ich bin allein, zum ersten Mal seit acht Jahren. In einem Café trinke ich mehrere Tassen Espresso. Was soll ich mit der gewonnenen Zeit anfangen? Die Sorge um Lena lässt mich natürlich doch nicht ganz los. Wird alles gutgehen? Wird sie Karim treffen können? Werden die anderen Jugendlichen nett zu ihr sein? Aber sie ist erwachsen – ich muss ihr zutrauen, für sich selbst zu sorgen. Zwei Tage später telefonieren wir. Es gehe ihr gut, sie sei müde, aber Südafrika sei toll und die

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