Schläfst du schon?
Süßigkeiten hingaben. Es war ihre Lieblingszeit. Gewöhnlich besprachen sie das Kommen und Gehen der Gäste, die Arbeit ihrer Angestellten oder ihre finanzielle Lage, aber meistens saßen sie einfach da, genossen es, zusammen zu sein, und die Ruhe und den Frieden, der um diese Zeit herrschte.
“Na? Habt ihr oder habt ihr nicht?”
“Ich möchte nicht darüber sprechen”, antwortete Hannah.
“Ach nein?” Alexi sah sie empört an. Seit wann teilte man so wichtige Neuigkeiten nicht mit seinen besten Freundinnen? “Und warum nicht?”
“Weil …” Ja, warum eigentlich nicht? “Weil …”
“Weil du dich in ihn verknallt hast.”
“Meinst du? Lass mich mal sehen.” Tara kam näher und musterte aufmerksam Hannahs Gesicht. “Hm, nicht unbedingt”, sagte sie über die Schulter zu Alexi. “Es könnte auch einfach nur die dreifache Portion Eis sein, die sie zum Mittagessen verschlungen hat, oder es sind die fünf Kuchenstücke von eben.”
“Willst du damit sagen, dieser Gesichtsausdruck wird durch Zuckerüberschuss und nicht durch Männerüberschuss verursacht?”, fragte Alexi sachlich.
Hannah schob Tara mit einem Lächeln von sich. “Ihr seid beide ein Fall für die Klapsmühle. Lasst mich zufrieden. Wenn es etwas in meinem Gesicht zu lesen gibt, dann Ärger, und zwar über euch. Gute Nacht.”
Hastig verließ sie die Küche, lehnte sich im Flur gegen die Wand und sah die Treppe hoch. War Dwight dort oben? Sie merkte, dass sie den Atem anhielt, und stieß ihn langsam aus. Was machte es schließlich aus, wo Dwight war? Wem machte sie da eigentlich etwas vor?
In ihrem Zimmer angekommen, ging sie unruhig auf und ab, weil sie jetzt sowieso keinen Schlaf finden konnte. Auf einmal klopfte es an ihrer Tür. Zu ihrem Schreck war es Dwight, und er wirkte genauso nervös, wie sie sich fühlte. Aber ansonsten sah er wie immer umwerfend aus, und allein sein Anblick genügte, um ihr Herz vor Sehnsucht wild klopfen zu lassen.
Sie sah ihn stumm an.
Plötzlich spielte ein Lächeln um seinen Mund, ein hinreißendes Lächeln. “Mr und Mrs Schwartz beobachten uns, Hannah. Sie warten darauf, wie lange ich wohl brauchen werde, dich dazu zu bringen, mich hereinzulassen. Du zerstörst gerade meinen Ruf.”
“Du kannst nicht hereinkommen”, sagte sie. “Ich könnte etwas Peinliches tun, zum Beispiel dir um den Hals fallen.”
Er zuckte die Achseln. “Ich glaube eher, ich habe dich heute so schlecht behandelt, dass meine Tugend bei dir in Sicherheit ist.”
Darüber musste sie nun doch lächeln, und sie trat zurück. “Komm schon, aber auf eigene Gefahr.”
“Natürlich.” Er ging an ihr vorbei in die Mitte des Zimmers und drehte sich dort zu ihr um. “Ich habe mein Zimmer geräumt.”
“Warum?”
“Das Hotel ist sowieso schon überbelegt. Tara war am Verzweifeln.”
“Oh, die Ärmste. Ich muss ihr helfen.”
“Du hast eine Doppelschicht hinter dir. Sie kommt schon zurecht. Aber ich habe mein Zimmer freigegeben, und …” Er schenkte ihr wieder ein Lächeln, diesmal ein rührend unsicheres. “Ist dein Sofa noch zu haben?”, fragte er plötzlich.
“Ob mein …” Sie musterte ihn aufmerksam und holte tief Luft. “Nein.”
“Nein?”
“Nein.”
“Warum nicht?”
“Weil ich mich wahrscheinlich vergessen und dir in die Augen sehen würde, und dann würde ich dahinschmelzen, verdammt noch mal, und bevor wir wüssten, was geschieht, landen wir wieder … Du weißt schon. Und ganz ehrlich, Dwight, ich glaube nicht, dass mein Herz das durchsteht.”
“Vielleicht möchte ich ja, dass du dahinschmilzt.” Er ging einen Schritt auf sie zu. “Vielleicht habe ich alles noch mal durchdacht und mir gesagt, dass es egal ist, was uns zusammengebracht hat. Dass ich einfach nur froh bin, dass es geschehen ist.” Noch ein Schritt, und Hannahs Herz machte einen Satz. “Vielleicht möchte ich, dass es noch einmal geschieht.” Dwight machte den letzten Schritt. “Und noch einmal.”
Jeden Muskel angespannt, stand er vor ihr. “Vielleicht denke ich, dass Los Angeles gar nicht so weit entfernt ist und dass wir alles tun sollten, um diese Sache, so lange es geht, voll auszukosten.”
Hannah schüttelte den Kopf. Eine Spur von Angst lag in ihren Augen. “Du hast heute beim Surfen zu viel Wasser geschluckt. Das muss es sein.”
“Okay, du glaubst mir also nicht.” Er nickte verständnisvoll. “Ich kann es ja selbst kaum glauben. Aber ich gebe dir so viel Zeit, wie du brauchst, um darüber
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