Schläfst du schon?
Denk an gestern Nacht und daran, wie schön es war. Wie schön es jetzt sein könnte, wenn wir auf mein Zimmer gingen.”
“Nicht.” Sie stieß ein nervöses Lachen aus. “Sprich es nicht einmal aus! Du könntest mich zu allem überreden mit deiner unglaublichen Stimme.”
“Wirklich?” Das bot ja interessante – um nicht zu sagen sehr erotische – Möglichkeiten.
Ihre Blicke trafen sich. “Ja, wirklich.” Sie lächelte schief. “Probier es aber bitte nicht aus.” Ihre Stimme bebte, und ihre Hände zitterten.
“Hannah …” Hilflos brach er ab. Was sollte er ihr sagen? Dass er ihr nie wehtun würde? Er wusste, dass das eine Lüge wäre. Denn so rasant, wie die Dinge sich zwischen ihnen entwickelt hatten, würden sie in jedem Fall beide leiden. Doch er wollte Hannah auch nicht so einfach gehen lassen. “Es gibt auch in Los Angeles Telefon, weißt du? Und E-Mail.” Himmel, er musste den Verstand verloren haben! “Und auch die Fahrt dorthin ist gar nicht so …”
“Das sagst du doch nur, um mich zu beruhigen.” Sie schüttelte den Kopf und sah ihn ernst an. “Mach mir keine falschen Hoffnungen.”
Dwight nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und fuhr mit dem Daumen an ihren Lippen entlang. Er war sich über nichts mehr sicher, nur über seine Gefühle, wenn er Hannah in den Armen hielt.
“Nicht”, wiederholte sie, hob sich ihm aber entgegen, als er sie küsste.
Es war ein hingebungsvoller Kuss, und sie seufzten unwillkürlich auf und vertieften ihn voller Sehnsucht, bis sie sich atemlos voneinander trennten und sich fast erschrocken anstarrten.
Dann drehte Hannah sich um, ging davon und ließ Dwight allein zurück.
Dwight verbrachte auch die Nacht allein. Es war nichts Neues für ihn, er verbrachte die meisten Nächte allein. Dennoch hatte er sich in seinem ganzen Leben noch nicht so einsam gefühlt.
Um seine Melancholie abzuschütteln, ging er dann am nächsten Morgen joggen. Zwei Meilen später, und am Ende seiner Kräfte, ließ er sich schließlich in den Sand am Strand vor dem Hotel sinken.
“Wirklich ein entspannender Urlaub”, bemerkte Alexi trocken, die sich nun neben ihn setzte. Sie reichte ihm ein Handtuch und eine Flasche Wasser und schenkte ihm ein kleines Lächeln.
Alexi störte ihn nie mit irgendwelchen langweiligen Kleinigkeiten oder unwichtigen Bemerkungen. Dazu kannte seine kleine Schwester ihn viel zu gut. Stattdessen wartete sie, bis er wieder zu Atem gekommen war und ein paar Schlücke Wasser getrunken hatte. Erst danach ging sie zum Angriff über. “Wirst du mit Hannah schlafen?”
Dwight wäre fast erstickt.
Alexi wartete geduldig, bis er sich erholt hatte. “Wirst du meine beste Freundin verletzen?”, fragte sie gelassen, während er sie beunruhigt ansah.
“Warum glaubst du, dass es Hannah ist, die verletzt werden wird?”
“Ach, ich bitte dich. Dein Herz ist in Sicherheit, das war es schon immer. Wie könnte es auch anders sein, wenn deine Arbeit für dich immer an erster Stelle kommt? Um dich mache ich mir keine Sorgen.” Aber dann runzelte sie die Stirn. “Sollte ich etwa?”
“Ach was. Ich bin hart im Nehmen.”
“Sicher. Du bist hart und unbesiegbar, was?” Sie seufzte und schlug ihm freundschaftlich gegen den Hinterkopf. “Sei dir da mal bloß nicht so sicher, Dwight. Herzensangelegenheiten können sogar einen Superhelden kleinkriegen.”
“Wer hat denn hier von Herzensangelegenheiten gesprochen?”
“Ich, denn darum geht es hier, falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte.”
Dwight blickte grimmig aufs Meer hinaus. “Hannah sucht nur nach etwas Neuem und Aufregendem in ihrem Leben.”
“Das glaubst du doch selbst nicht.”
Nein, das glaubte er auch nicht. Aber der Gedanke, Hannah könnte tatsächlich ihn haben wollen, war ebenso beunruhigend.
“Was wirst du also tun?”
“Alexi, hör auf damit.”
“Womit soll ich aufhören? Damit, dass ich die Wahrheit sage? Dass Tara und ich jahrelang zusehen mussten, wie Hannah immer nur an andere dachte und nie an sich? Sie springt immer für uns ein, wann immer wir sie brauchen. Und sosehr ich mich auch schäme, es zuzugeben, uns ist nicht oft der Gedanke gekommen, dass wir sie ausnützen. Sie würde alles tun für die Menschen, die sie liebt, und es wird Zeit, dass wir mal etwas für sie tun. Sie möchte also endlich wissen, was sie im Leben verpasst. Was ist daran falsch? Es stimmt doch, dass sie sehr viel verpasst!”
Nicht mehr, dachte Dwight resigniert. Dank seines
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