Schläft das Personal auch an Bord?
schwafelt jeder Bankerlümmel was von leistungsgerechter Honorierung, und wenn’s darum geht, den guten Geistern einer Kreuzfahrt für ihre exzellenten und liebenswerten Leistungen zu danken, dann gibt es »Fragen«?
Andererseits gibt es Leute (»Passagiere« oder »Gäste« wollen wir sie erst gar nicht nennen) , die haben noch nicht mal »Fragen«. Die gehen einfach mit Wichtigkeit zu dem großen Briefkasten respektive Sparschwein an der Rezeption, wo man seinen Obulus »für alle« deponieren kann, holen an diesem zentralen Ort, wo sie jeder sehen kann, einen Briefumschlag aus der Jackentasche und stopfen ihn mit dankbarer Miene in den Schlitz. Beim Öffnen der Briefumschläge stellt sich dann mehr als einmal heraus, dass gerade die so demonstrativ platzierten Umschläge leer sind. Woher man das weiß? An dem Tag der Reise, an dem die Trinkgelder vergeben werden, sind alle Angestellten so was von wach, dass sich bei ihnen auch die kleinsten Details und Wiedererkennungsmerkmale ins Gehirn einbrennen.
Ein anderer Zeitgenosse, der mit vierköpfiger Familie angereist war, die (richtig teure) Butler-Suite bewohnt hatte und sehr viel Aufmerksamkeit vom Service in den Restaurants bekommen (und auch eingefordert) hatte, kam am Ende einer zweiwöchigen Reise, bedankte sich überschwänglich bei seinem Kellner und drückte ihm jovial lächelnd 20 Euro in die Hand. Der »Haushaltsvorstand« einer vierköpfigen Familie. Für 14 Tage dreimal täglich essen im Restaurant. Wissen Sie, wie viele Teller man da schleppen muss – bei mehrgängigen Menüs? Es gibt aber auch Gäste, die 20 Prozent ihrer gesamten Reisekosten als Tip in die Gemeinschaftskasse der Mannschaft legen – und als Top-Repeater auf der Wunschliste der Crew ganz oben geführt werden.
Mit anderen Worten: Jeder Servicemitarbeiter aus Restaurant und Kabinen kann Ihnen die tollsten Geschichten über Mitreisende erzählen. Tut aber keiner. Weil sie »gentle men« und »gentle ladies« sind. Und schweigen. Selbst wenn sie zum seelischen Ausgleich manchmal in die Auslegeware beißen möchten und stattdessen Handtücher würgen, bis ihnen die Augen hervorquellen. Den Handtüchern.
Und was soll man nun geben, wenn man nicht so ein Knauserkopp sein will?
»Keep it private and simple!« Ich bin ein Freund von »persönlichen Zuwendungen«, also direkt an den, der einen guten Job gemacht hat.
Wer den Frauen und Männern im Hintergrund auch einen Tip geben will: Ab damit in einen Briefumschlag und an der Rezeption abgeben. Dieses Geld wird dann eingesetzt für Mannschaftspartys oder gemeinsames Essengehen an Land. Wird dagegen das Geld einer einzelnen Person übergeben, darf sie es selbst behalten.
Und wie hoch soll man tipen? Je höher, je lieber. Budgetgebeutelte liegen mit folgenden Grenzwerten weitgehend richtig:
für die Kabinenperle, die immer das Bettchen richtet und alles in Schwung und schön hält: 3*** – 7***** € / Tag & Person (von einem *** = 3-Sterne- bis zum ***** = 5-Sterne-Schiff) .
für den Ober im Restaurant: 5*** – 10***** € / Tag,
für den Runner (der die leeren Teller im Restaurant abräumt): 3***Ȁ– 5***** € / Tag
und für den Sommelier oder die Sommelière: 4*** – 8***** € / Tag.
Besonders Ängstliche, die befürchten, von der Gegenleistung ihrer finanziellen »Wohltat« nicht genug zurückzubekommen, dritteln den Tip: ein Drittel anfangs, ein Drittel in der Mitte und den Rest am Ende.
Manche Schiffe (besonders die US – Dampfer) buchen 8 bis 10 € / Tag am Ende der Reise (als General-Sammel-Tip für alle) automatisch auf die Bordrechnung mit drauf. Wer das nicht will, muss das rechtzeitig an der Rezeption bekannt geben. Manche Schiffe wie die AIDA s sind ohnehin inkl. Trinkgeld – wobei sich niemand wehren wird, wenn er dennoch bedacht wird.
Ein langjähriger Weltreisender aus Österreich hat dem Autor einmal seine Sicht dieses Themas mit typischem Wiener Schmäh vorgetragen: »Für solche Fälle habe ich immer ›kleine Scheine‹ von 5 – 10 Dollar in der Tasche, die ich während der ganzen Reise freundlich verteile. Das sichert mir einen anhaltend aufmerksamen Service und freundliche Gesichter in meiner Umgebung. Bitte, ICH muss doch in diese Gesichterschauen. Und da schaue ich lieber in freundliche als in verbissen höfliche. Schließlich ist es MEINE Weltreise. Oder?« Wie recht er hat!
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