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Schläft das Personal auch an Bord?

Schläft das Personal auch an Bord?

Titel: Schläft das Personal auch an Bord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Lukoschik
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sondern mehr davon erleben. Immer weiter. »Noch mal!« Nehmen Sie diese Haltungauch jetzt wieder ein, wenn sich das Schiff bewegt, und denken Sie sich: »Ich werde geschaukelt!«
    Ich selbst genieße es, abends nach dem Zubettgehen vom Schiff in den Schlaf geschaukelt zu werden. Zu dieser Selbsterfahrung passt das Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen, die belegen, dass Kinder unter zwei Jahren weitgehend immun gegenüber Seekrankheit sind. Andererseits belegen die Forschungen, dass es Zeitgenossen gibt, bei denen sich, allein durch die Vorstellung, seekrank zu werden, alle Symptome einer Seekrankheit einstellen.
    Auch tagsüber sollte man nicht gegen die Bewegung ankämpfen, sondern – wie der weise Chinese empfiehlt – »mit weichen Knien gehen«, also elastisch, nicht starr staksen. Das gibt einem das Gefühl, die eine oder andere Bewegung abzufedern, und lässt das Gefühl der Hilflosigkeit verschwinden.
    In dringenderen Fällen hilft auch gerne ein Schnäpschen. Der lockert, macht warm im Bauch und entkrampft. Der Bartender empfiehlt auch mehrere Löffel Angostura in etwas Wasser aufgelöst. Runter damit und – es hilft.
    Ebenfalls rein biologisch ist Ingwer. Ob als Tee, kandiert oder in Scheiben – er gibt dem Magen Schärfe, durchblutet ihn und hilft ebenfalls.
    Überhaupt ist essen gut. Nicht Unmengen, aber etwas Substanz im Bauch ist immer hilfreich.
    Außerdem ist ein Schiffsarzt an Bord. Und der hat immer ein Mittel gegen Seekrankheit dabei.
    Akupunkturorientierte empfehlen elastische Armbänder, die eine knubbelartige Verdickung auf der Innenseite haben, die man an den Handgelenken tragen soll – die Knubbel auf der Innenseite platziert. Dort drücken sie – gemäß mitgelieferter Beschreibung – auf einen Akupressurpunkt, der die Übelkeit unterbindet. (Profipresser drücken gleich den Nei-Kuan-Punkt – auch als P   6 bekannt.)
    Schulmedizinisch Fixierte kleben ein Skopolamin-Pflaster hinter das Ohr, um das Brechzentrum im Hirn zu blockieren. Danach ist die Übelkeit weg – dafür ist man aber auch leicht benommen. Das bewirkt übrigens ein Schnaps auch. Der macht aber mehr Spaß – und ist voll vegetarisch!
    Und bei wem das alles nichts helfen will, dem sei gesagt: Ob Sie es glauben oder nicht, aber nach einer gewissen Zeit gewöhnt sich der Körper an das ständige Bewegtwerden. Denn der Zentralrechner rechnet dann diese Zusatzinformation des Gleichgewichtsorgans sozusagen »blind« mit ein. Womit wir wieder beim Ausgang wären: Seekrankheit beginnt im Kopf.

Ganz hartgesottene Seekrankheitsbefürchter bekommen hier den ultimativen Tipp, was sie dagegen tun können. Er stammt von einem sehr alten Seebären und ist unwiderruflich richtig: »Sie können sich am besten vor Seekrankheit schützen mit einem Waldspaziergang!«

    [Menü]

Stabilisatoren
    Dass die Stabilisatoren gleich hinter »Seekrankheit« kommen, hat seinen Grund. Ihre Existenz sorgt nämlich dafür, dass Schiffe weniger in Bewegung sind – also nicht vorwärts, sondern rauf und runter.
    Die Stabilisatoren befinden sich unter der Wasseroberfläche am Bauch des Schiffes und sehen im ausgefahrenen Zustand aus, als ob das Schiff an jeder Seite einen kleinen Stummelflügel hätte. (Wie Flugzeugflügel. Nur sehr viel kürzer.) Und ihre Wirkung ist genau umgekehrt zu der des Flugzeugs: Helfen Flügel dem Flieger abzuheben, bleibt das Schiff dank der Stabilisatoren im Wasser und fährt dortselbst wie auf Schienen. Vergleichbar mit der Wirkung des Spoilers beim Auto. Der drückt das Auto ja auch auf die Straße. Eine segensreiche Erfindung also, weshalb man dem Erfinder bei jeder Fahrt ein kurzes Ständchen bringen sollte.
    Bei plötzlich auftretenden größeren Wogen kann es aber sein, dass sich das Schiff trotzdem bewegt – also rauf und runter. So leisteten bei einer Nordseefahrt die Stabilisatoren zwar gute Arbeit, was aber die Mehrheit der Passagiere nicht davon abhalten konnte, die damit verbundenen maritimen Erfahrungen in ihrer Kabine allein zu erleben. Und so saßen einige unentwegte Passagiere in einem weitgehend leeren Restaurant an wenig besuchten Tischen.
    Eine ältere Dame, die schon viele Kreuzfahrten gemacht hatte und eindeutig seetüchtig war, saß allein an ihrem langen, aber leeren Tisch in ihrem Rollstuhl und ließ es sich schmecken – als eine lange und hohe Woge das Schiff mittschiffs erwischte und den Bug langsam, aber stetig hob. Offensichtlich hatte die alte Lady bei ihrem Gefährt nicht die Bremse

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