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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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verblüfft, ist die
Trittleiter«, sagte Ames. »Warum zum Teufel hat sie sich die Mühe gemacht, sie
herzuschleppen? Diese Decken sind nicht besonders hoch, und Jemima war eine
große Frau. Sie hätte diese Maske mühelos vom Boden aus erreichen können.
Versuch es mal. Du bist größer als ich.«
    »Und sie war mindestens zwei Zoll
größer als ich.«
    Shandy ging zu einem anderen Fenster
und langte nach oben. Er hatte keine Mühe, das Plastikornament zu berühren.
    »Siehst du«, sagte der Ehemann.
»Jedenfalls hätte es Jemima nicht ähnlich gesehen, sich mit dem Hocker
abzumühen. Zumindest ein verdammt ungeeigneter Platz, um ihn hinzustellen. Sie
hätte wohl eher das Sofa zum Fenster rübergeschoben und wäre draufgesprungen,
wenn es nötig gewesen wäre, was aber nicht der Fall war. Jemima hat ihr halbes
Leben damit verbracht, auf Möbeln rumzuspringen. Deswegen wollte ich sie damals
Jumping Jemima nennen. Du erinnerst dich, daß wir uns damals gestritten haben.
Ich versuchte wohl, ihr irgendwas heimzuzahlen, was, habe ich vergessen. Schnee
von gestern. Je nun, eine böse Tat weniger auf dem Gewissen, dank deines
Starrsinns.«
    »Dank mir ist sie tot«, sagte Shandy
bitter. »Wenn ich nicht die Geduld mit ihr verloren und nicht diese verdammte
blöde Glanznummer abgezogen hätte, wäre sie gar nicht erst hergekommen.«
    »Du bist sicher, daß sie von selbst
hergekommen ist?«
    Die beiden alten Freunde sahen sich an.
Shandy schüttelte langsam den Kopf.
    »Das einzige, dessen ich sicher bin,
ist, daß ich sie tot in meinem Haus gefunden habe. Melchett sagt —«
    »Dieser Pferdearsch würde alles sagen,
was Dr. Svenson hören will. Das weißt du.«
    »Ja, ich weiß. Und Grimble sagt, daß
sie wahrscheinlich direkt von der Party bei den Dysarts hergekommen ist, um
halb zehn abends am zweiundzwanzigsten.« Shandys Lippen zuckten. »Zumindest
gibt mir das ein Alibi. Zu der Zeit war ich dabei, zur See abzuhauen.«
    Er gab Ames eine knappe Darstellung
seines kurzen Abenteuers an Bord der Singapore Susie. Sein Freund
nickte.
    »Glück für dich, Pete. Du zumindest
bist aus dem Schneider. Läßt mich natürlich im Regen stehen.«
    »Dich?« Shandy starrte ihn verblüfft
an. »Tim, wenn du deine Frau ermorden wolltest, hättest du es schon lange
getan.«
    »Das ist Ansichtssache und kein
Beweis.«
    Trotzdem kehrte Professor Ames Grinsen
für einen Moment zurück. »Sie war eine verflucht anstrengende Frau zum
Verheiratetsein, Pete. Sie war die miserabelste Hausfrau der Welt, sie kümmerte
sich um alle Angelegenheiten außer um ihre eigenen, und soweit ich mich
erinnern kann, hat sie nie den Mund zugemacht. Trotzdem hatte es seine guten
Seiten, ihr Mann zu sein. Zumindest hat es mich davon abgebracht, meine Taubheit
für ein Leiden zu halten.«
    Er stieß ein komisches kleines
Schnaufen aus, das unter anderen Umständen ein Kichern geworden wäre. »Es ist
gut, einen Freund zu haben, dem ich garstige Dinge sagen kann, ohne mich wie
ein Stinktier zu fühlen.«
    »Das ist nicht so garstig«, erwiderte
Shandy. »Zum Teufel, Tim, du mußt mit deiner Taubheit leben. Hättest du mit
jemand anderem als Jemima zusammengelebt, wärst du ständig bei dem Gedanken
frustriert gewesen, etwas zu verpassen, was sie sagt. Mit einer nicht so energischen
Frau hätte dein Gewissen dich dazu getrieben, gesellschaftliche Mühen auf dich
zu nehmen, die du schwerlich bewältigen kannst. So wie es war, konntest du tun,
was dir paßte, und hattest immer noch jemanden, der deine Hemden zur Wäscherei
brachte. Ich drücke mich nicht gut aus, aber du weißt, was ich meine. Ich nehme
an, es gibt ein paar Leute hier, die dich in deiner Lage beneidet haben.«
    »Ich weiß verdammt gut, daß es die
gibt. Ich bin zwar taub, aber nicht blöd. Du nimmst doch nicht an, daß sie
einer von denen aus Wut umgebracht hat?«
    »Das ist eine Unterstellung, die ich
ungern wagen würde, ohne sie untermauern zu können«, sagte Shandy. »Eh — du
bist wirklich sicher, daß sie tatsächlich jemand umgebracht hat?«
    »Mein Gott, Pete, von dem Moment an, da
du sie gefunden hast, bist du doch auch sicher gewesen, und versuch nicht, mir
einzureden, es wäre nicht so. Du bist für mich wie ein offenes Buch. Was war
dein erster Eindruck?«
    »Daß jemand schlau gewesen ist«, gab
Shandy zu. »Wirklich ein schlauer Bubi. Die verstreuten Murmeln gehörten zu
einer absolut geschmacklosen Verzierung. Ich vermute, sie sollten den Eindruck
erwecken, als wäre sie im Dunkeln

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