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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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schlimm«, aber er fing sich noch rechtzeitig.
»Es ist Jemima, Tim. Ich habe sie gefunden.«
    Eine Weile zeigte Tim keinerlei
Reaktion. Shandy fragte sich schon, ob er ihn gehört hatte. Dann sagte er: »Du
meinst, sie ist tot, nicht?«
    Shandy nickte. Sein Freund senkte den
Kopf und starrte in seine Kaffeetasse. Schließlich nahm er sie, trank die erkaltete
Flüssigkeit aus und wischte sich mit ruhiger Hand den Mund ab.
    »Wie ist es passiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Nun, da das Eis gebrochen war, fiel es
Shandy leicht fortzufahren. »Ich kam heute morgen nach Hause — ich war seit
Donnerstagabend fort gewesen — und fand sie mit gebrochenem Schädel hinter dem
Sofa liegen. Dr. Melchett sagt, sie ist sofort tot gewesen, wenn dir das ein
Trost ist. Sie ist fast die ganze Zeit, die ich weg war, hier gewesen. Sie
hatte dieses lange, purpurrote Cape und ein Abendkleid an. Es sieht so aus, als
sei sie hereingekommen, um diese verfluchten Dekorationen abzunehmen, und dabei
gestürzt. Sie hatte sich offenbar eine kleine Trittleiter aus der Küche hier
hereingeholt —«
    »Wozu?«
    »Um sich draufzustellen, nimmt man an.«
    »Wer nimmt das an?«
    »Grimble und der Polizeichef, ein Kerl
namens Ottermole. Kennst du ihn?«
    »Ein junger Rotzlöffel, der vier
Nummern zu groß ist für seine Klamotten? Den sollte ich wohl kennen.«
    Eine Weile atmete Ames heftig durch
seine üppig behaarten Nüstern, und Shandy erinnerte sich, daß es Ottermole
gewesen war, der Tim den Führerschein abgenommen hatte.
    »Schau, Pete, ich will, daß du verdammt
noch mal aufhörst, auszuweichen. All dieses >offenbar< und
>angenommen< — warum sagst du nicht einfach, daß diese Hundesöhne das
Beweismaterial falsch gedeutet haben, was ich von so ein paar Blödmännern auch
erwartet hätte. Zeig mir, wie du sie gefunden hast.«
    Der Witwer schob sich ein ganzes Stück
Kuchen in den Mund und stand auf. Heftig kauend folgte er Shandy ins Wohnzimmer.
    »Das Sofa war nicht so vorgerückt wie
jetzt«, erläuterte Shandy. »Wir mußten es wegschieben, um an die — an Jemima zu
kommen.«
    »Zeig es mir.«
    Shandy schob das schwere Möbelstück an
seinen üblichen Platz zurück, parallel zum Fenster und etwa einen Meter vor die
Wand.
    »Und der Schemel war wie?«
    »So.« Er legte die kleine Leiter
dorthin zurück, wo er sie gefunden hatte. »Jemima lag auf dem Rücken, mit dem
Kopf gegen die Oberkante, und dieses Nikolausdings auf ihr drauf. Soll ich es
dir vormachen?«
    »Ja.«
    Shandy quetschte sich in die Position,
so gut er konnte.
    »So hat sie gelegen«, fragte Tim, »in
Linie mit dem Hocker?«
    »Genau. Sie hätte auf keine andere
Weise hergepaßt. Hier hinten ist nur ein Meter Platz.«
    »Mhm. Und wie hast du sie gefunden?«
    »Also, das ist etwas, was mir
rätselhaft ist. Ich bin auf eine Murmel getreten.«
    Shandy ging zur Etagere herüber und
nahm die kleine Schale in die Hand, die Alice ihm vor so vielen Jahren
geschenkt hatte. »Ich weiß nicht, ob dir das hier schon mal aufgefallen ist,
aber Elizabeths Nichte hat es mir vor langer Zeit geschenkt. Du erinnerst dich,
daß sie mich manchmal besuchen kam?«
    »Natürlich erinnere ich mich. Nettes
kleines Mädchen. Verdammt viel besser erzogen als meine eigenen.«
    »Eh — jedenfalls habe ich diese Schale
mit Murmeln immer auf der Etagere stehen. Es waren achtunddreißig.«
    Ames nickte flüchtig. Er nahm es als
gegeben an, daß Shandy so etwas wußte.
    »Als ich heute morgen nach Hause kam,
waren die Murmeln im Wohnzimmer und bis in den Flur hinaus auf dem Boden
verstreut. Es wäre mir vielleicht nicht aufgefallen, da mir kalt war und ich
Hunger hatte und mich im Zustand einer, eh, allgemeinen Verwirrung befand, aber
ich bin auf einer von ihnen ausgerutscht. Also machte ich mich auf die Suche
nach dem Rest. Zuerst dachte ich nicht daran, hinter das Sofa zu schauen, weil
es mir unmöglich vorkam, daß eine dorthin gekommen sein könnte. Der Sockel
reicht bis auf den Boden, wie du siehst, und außerdem fällt der Boden ein
bißchen in die andere Richtung ab. Es ist ein altes Haus, weißt du. Aber ich
wußte, das mir eine fehlte, und ich habe überall nachgeschaut, so —«
    »Hast du die Murmel gefunden?«
    »Nein. Ich habe gebeten, in ihren
Kleidern nachschauen zu lassen. Sie ist vielleicht in ihrer Tasche oder so.
Aber, verflucht noch mal, Tim, ich weiß nicht, wie sie diese Murmeln hätte
verstreuen können. Sie hatte keine Veranlassung, in die Nähe der Etagere zu
gehen.«
    »Was mich

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