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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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erledigte.
Und es mußte an der richtigen Stelle passieren und mit der richtigen Waffe.
Selbst dieser Trottel Melchett hätte irgendeine deutliche Diskrepanz zwischen
der Form der Wunde und der Form des Schemels bemerkt, oder?«
    »Ja, und ich auch, und es gab keinen.
Die einzige Alternative ist, daß es einen Streit gegeben hat und daß sie jemand
von vorne geschubst hat, so daß sie hinfiel und auf einen harten Gegenstand,
ähnlich dem Schemel, gefallen ist.«
    »Wer zum Beispiel? Nenn mir einen
einzigen in Balaclava Junction bis auf Präsident Svenson und diesen Behemoth,
mit dem er verheiratet ist, den Jemima nicht mit einer Hand fertiggemacht
hätte. Jeden, der versucht hätte, sie niederzuschlagen, hätte man mit dem
Aufnehmer wegwischen müssen.«
    »Eh, jedenfalls hätte der Vorfall
Aufsehen erregt, da er sich fast mit Sicherheit vor Zeugen hätte abspielen
müssen. Ich verstehe, was du meinst. Der ordentliche Raum und die, eh,
gestellte Szene weisen darauf hin, daß Jemima woanders getötet und dann
hierhergebracht wurde, als die Lampen aus waren.«
    »Kannst du dir eine andere logische
Erklärung denken?«
    »Ich kann überhaupt nichts mehr
denken.« Shandy sank auf das Sofa und vergrub sein Gesicht in den Händen.
»Lieber Gott, bin ich müde.«
    »Klar doch, Pete.« Ames klopfte seinem
alten Freund auf die Schulter. »Warum schläfst du nicht ein bißchen? Ich muß die
Kinder anrufen, und dann gehe ich wohl besser runter in die Stadt und kriege
raus, was sie mit ihr gemacht haben. Ich komme später wieder her.«
    »Danke, Tim. Ich werde hier sein.«
    Shandy geleitete seinen alten Freund
hinaus, schloß die Tür und ging nach oben in sein Schlafzimmer. Er sollte die
Dysarts anrufen. Er sollte Tim begleiten. Er sollte seinen Kopf untersuchen
lassen, weil er diese fürchterliche Ereigniskette überhaupt angezettelt hatte.
Stattdessen schlief er ein.
     
     
     

Fünftes Kapitel
     
     
     
     
     
     
     
    P rofessor Shandy schlief erheblich
länger, als er vorgehabt hatte. Als er steif und verfroren erwachte, zog sich
die Dämmerung bereits zusammen. Dasselbe taten offensichtlich auch die
Volksmassen. Er hörte das Stimmengewirr vom Crescent heraufdringen und ein
einleitendes Läuten des Glockenspiels vom Kirchturm. Während er noch dalag,
seine Sinne zusammenraffte und seine verkrampften Muskeln lockerte, wurde das
Schlafzimmer plötzlich in vielfarbiges Licht getaucht und diese vermaledeiten
Nikolausgesichter begannen zu blinken. Grimble mußte den Schalter betätigt
haben. Fluchend richtete er sich auf und langte nach seinen Schuhen.
    Er hatte die Absicht, diese gräßlichen
Masken abzunehmen und darauf herumzutrampeln, aber als er nach der erstbesten
griff, piepste eine schrille, junge Stimme von unten: »Ach, Mister!« Er
begnügte sich damit, die Jalousie herabzulassen, erkannte, daß der Stoff gegen
die heißen Glühbirnen gedrückt wurde und in Brand geraten könnte, und mußte sie
wieder hochziehen. Es gab kein Entrinnen aus seiner Narretei.
    Wenigstens konnte er zeitweise in die
Fakultätsmensa flüchten. Er und Tim würden sich mit einer warmen Mahlzeit im
Bauch besser fühlen. Er würde seinen alten Freund abholen gehen.
    Es war seltsam, fiel ihm jetzt ein, daß
die Polizei den Gatten am Morgen nicht herübergeholt hatte, statt Jemimas
Leiche geradewegs in die Stadt hinabzuschaffen, ohne Tim auch nur Bescheid zu
sagen, wo sie war. Allerdings hätte er wohl nicht lange suchen müssen. In
Balaclava Junction gab es nur einen Leichenbestatter, und der gehörte zur
selben Loge wie Grimble und Ottermole und hatte sicherlich den Auftrag
gekriegt. Aber sie hätten Professor Ames Einverständnis einholen können, bevor
sie seine Frau an Harry den Ghoul übergaben. Tatsache war, daß die Leute Tim
als Person nicht ernst nahmen.
    Shandy verstand durchaus, warum. Ames
war nicht völlig taub. Er besaß ein Hörgerät, aber ein merkwürdiges
Knochengebilde in seinen Ohren ließ das Gerät manchmal als eingebauten Zerhacker
funktionieren. Man wußte nie, ob er gerade die richtigen Wörter, die falschen
Wörter oder einen Mischmasch aus unzusammenhängenden Lauten hörte. Er konnte
sehr gut von den Lippen ablesen, war aber so kurzsichtig, daß er dem
Sprechenden sehr nahe kommen mußte, und so schüchtern, daß er nicht immer den
Mut dazu hatte.
    Vielleicht infolge dieser Behinderung
konzentrierte sich Ames so wütend auf sein eigenes Fach, daß er normalerweise
auf nichts anderes achtete und so zur

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