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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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umhergetappt, wohl weil sie sich bei den
Dysarts einen zuviel genehmigt hatte. Jemima trank ganz gerne einen, wie du
weißt.«
    »Das sollte ich wohl. Ich bin oft genug
beschuldigt worden, sie dazu zu treiben. Aber sie war nie betrunken, Pete, das
nicht. Ihr Gesicht wurde rot, und sie fing an, jemanden rauszuekeln oder mit
den Möbeln um sich zu schmeißen. Deswegen bin ich so sicher, daß die Szene
gestellt ist. Sie war nicht ungeschickt, sie war kriegerisch. Sie hätte eher
gleich nach oben gelangt und diese Lichter ohne Rücksicht auf die Täfelung
einfach runtergerissen, oder sie wäre in ihren dreckigen Stiefeln einfach auf
deine Polstermöbel gestiegen. Wo bewahrst du den Hocker übrigens auf?«
    »Im Schrank im hinteren Flur. Ab und
zu, wenn Mrs. Lomax besonders dazu aufgelegt ist, holt sie ihn heraus für diese
herkulische Arbeit, zu der eine Menge Keuchen und Fluchen und Raufund
Runterklettern und Spritzen mit Seifenlauge gehört. Ich glaube nicht, daß er
bis auf die paar Mal oft benutzt wird. Ich habe mich selbst gewundert. Es paßte
nicht zu ihrem Charakter.«
    »Verdammt richtig. Noch so eine
geschmacklose Verzierung. Ich bin derselben Ansicht, Pete. Wir haben es mit
jemandem zu tun, der schlau, aber nicht sehr intelligent ist, was nach meiner
Meinung fast alle von dieser gottverdammten Fakultät einschließt. Was glaubst
du, Pete? Du kennst sie besser als ich.«
    »Das sei dahingestellt. Ich komme mehr
unter die Leute als du, weil ich sonst ein einsamer Mann wäre, aber bis auf die
Enderbles stehe ich mit keinem auf besonders vertrautem Fuß. Warum glaubst du,
daß es jemand von der Fakultät sein muß?«
    »Also wirklich, Pete, es muß jemand
gewesen sein, der Jemima gut genug kannte, um sie umbringen zu wollen.«
    »Ja, aber wurde sie sozusagen an sich
getötet oder aus irgendeinem Grund, der, eh, keine persönlichen Faktoren
beinhaltet?«
    »Woher soll ich das wissen? Also gut,
ich gebe zu, daß sie nicht lange zögerte, wenn es darum ging, irgendwo
hereinzuplatzen und sich aufzudrängen, aber ich gehe vom Augenschein aus. Wir
müssen annehmen, zumindest ist das meine Meinung, daß sie von jemandem ermordet
wurde, der wußte, wie aufgebracht sie über deinen Streich war, der wußte, wie
man in dein Haus kommt, und der wußte, wo du deine Trittleiter aufbewahrst.«
    »Zugegeben. Und außerdem von jemandem,
der wußte, daß ich verreist war. Da ich in Eile aufgebrochen war, ohne Grimble
Bescheid zu sagen, scheint das das Feld einzuengen.«
    »Jedenfalls in gewissem Maß. Ich
glaube, wir können als gegeben annehmen, daß jeder Bewohner des Crescent durch
den Vorhang lauerte, als du in den LKW geklettert bist. Ich ja auch.«
    Trotz seiner Beschäftigung mit der
Hypothese des Mordes an seiner Frau kicherte Ames wieder. »Verdammt, das war
der amüsanteste Nachmittag für mich, seit Präsident Svenson seine Schuhe
verlor, als er dem Landwirtschaftsminister zeigte, wie wir Methangas machen.
Ich war schrecklich enttäuscht, als ich sah, daß du einen Koffer trugst. Ich
hatte gehofft, wir hätten den Nachmittag gemeinsam verbringen und uns an den
Reaktionen erfreuen können.«
    »Hätten wir doch bloß!« rief Shandy.
»Tim, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich diese grausige Geschichte
angreift.«
    »Zum Teufel, Pete, das brauchst du
nicht. Ich nehme an, ich werde mich selbst ziemlich eklig fühlen, wenn ich mich
an die Vorstellung gewöhne, daß sie wirklich dahin ist. Schließlich und endlich
war Jemima meine Frau, verdammt noch mal. Ich habe sie nicht besonders gern
gehabt, aber ich habe sie irgendwie geliebt, gewissermaßen. Aber abgesehen von
den persönlichen Gefühlen meine ich, wir sollten im Kopf behalten: Wenn du
nicht einen bequemen Parkplatz für ihre Leiche bereitgestellt hättest, hätte
sich ein anderer gefunden.«
    »Dann meinst du, der Mord war geplant.«
    »Das muß er gewesen sein. Schau dir
dieses Zimmer an. Glaubst du wirklich, jemand hätte Jemima hier lebend
hereinbringen können, sie bei aufgezogenen Jalousien und mit all den Lichtern
in den Fenstern und gottweiß wie vielen Leuten draußen über den Schädel hauen,
den Zinnober mit der Trittleiter veranstalten, die Murmeln über den ganzen
Fußboden verstreuen und abhauen können, ohne daß jemand hereingeschaut und
bemerkt hätte, was er vorhatte? Zunächst einmal wäre Jemima gar nicht so
einfach zu töten gewesen, wenn man nicht verdammt sicher war, sich
anzuschleichen und einen sauberen Schlag zu landen, der die Sache

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