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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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Buch eingepackt hatte, dachte ich und drehte mich zur Rückbank um. Vielleicht lag auf dem Boden noch irgendwo eine Zeitschrift …
    In diesem Augenblick sah ich ihn.
    »O Gott.«
    Er war mehrere Wagen hinter mir in der Spur rechts neben meiner. Nach dem ersten Schock sagte ich mir, dass ich mich irren musste, dass mir meine Augen wieder Streiche spielten, dass die Sonne sich mit meiner allzu lebhaften Fantasie verbündet hatte, um ein Bild heraufzubeschwören, das unmöglich real sein konnte und das, wenn ich erneut hinsah, verwunden sein würde.
    Doch als ich wieder hinguckte, war er immer noch da.
    Er wirkte selbst im Sitzen groß; seine hagere Gestalt über das Lenkrad gebeugt, starrte er aus kleinen braunen Augen über seine ausgeprägte Habichtsnase hinweg stur geradeaus, als wüsste er gar nicht, dass ich hier war. War es möglich, dass er das wirklich nicht wusste und es nur ein eigenartiger Zufall war, das wir zur gleichen Zeit auf demselben Highway im Stau standen?
    Und dann beugte er sich vor, legte sein Kinn auf das Lenkrad und blickte demonstrativ in meine Richtung, während sich seine schmalen Lippen zu einem trägen Lächeln kräuselten. Na, da schau her , konnte ich ihn förmlich sagen hören. Terry Painter, wie sie leibt und lebt .
    »Scheiße!«, fluchte ich laut, als ich beobachtete, wie K.C. aus seinem Wagen stieg und, die Finger in die Taschen seiner Jeans gehakt, lässig zwischen den stehenden Autos auf meinen Wagen zuschlenderte. Was sollte ich tun? Was konnte
ich tun? Die Flucht ergreifen? Wohin sollte ich gehen? Verdammt noch mal! Warum hatte ich kein Handy? Ich war wahrscheinlich der letzte handylose Mensch auf diesem Planeten, der ihre zunehmende Ausbreitung und ihr Eindringen in jeden Bereich unseres Lebens hasste. War ich die Einzige, die sich über den Anblick von Teenagern empören konnte, deren Telefone an ihren Ohren hingen wie Ohrringe und für die die Person am anderen Ende der Leitung wichtiger war als die Person neben ihnen? Ich verachtete die Selbstbezogenheit und Unhöflichkeit dieses Verhaltens. Außerdem kann man ja nicht gerade behaupten, dass ich mich vor Anrufen nicht mehr retten kann, dachte ich, als ein Schatten auf meinen Wagen fiel.
    Ich hörte ein Klopfen über meinem Kopf und sah K.C. durch die getönte Scheibe auf mich herabstarren. Er machte mir ein Zeichen, ich solle mein Fenster herunterkurbeln, und ich gehorchte. Es war unwahrscheinlich, dass er mir mitten in einem Verkehrsstau vor so vielen Zeugen etwas antun würde, sagte ich mir.
    »Na, na, na«, sagte er. Sonst nichts. Nur na, na, na .
    »Meinst du, es ist eine gute Idee, mitten auf der Autobahn aus deinem Auto zu steigen?«
    Er zuckte die Achseln. »Sieht nicht so aus, als würde es hier demnächst weitergehen.«
    Ich nickte und wandte mich ab. »Wohin fährst du?«, fragte ich, ohne ihn anzusehen, und tat so, als würde ich mich auf den Verkehr vor mir konzentrieren.
    »Eigentlich nirgendwohin. Und du?«
    »Eigentlich nirgendwohin«, wiederholte ich.
    »Ich dachte, du willst vielleicht Josh besuchen«, überraschte er mich. Ich hatte vergessen, dass sie sich an Thanksgiving in meinem Haus getroffen hatten.
    Ich beobachtete, wie er meine Reisetasche auf der Rückbank registrierte, und ignorierte das höhnische Grinsen, das
seine Augen umspielte, als könnte er das lavendelfarbene Nachthemd in meiner Tasche sehen.
    »Dann hast du dich wohl von deinem Bad an Silvester erholt.«
    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Welche Rolle hatte K.C. in diesem Spiel inne? »Ja, es geht mir wieder gut. Danke.«
    »Wir haben uns ziemliche Sorgen gemacht.«
    »Alles okay.«
    »Ja, also, du solltest vorsichtiger sein. Wir wollen doch nicht, dass dir was passiert, oder?«
    »Ich weiß nicht. Willst du das?«
    Das Grinsen sprang von seinen Augen auf seine Lippen über, doch er sagte nichts.
    »Folgst du mir?«, fragte ich unvermittelt.
    Das Grinsen breitete sich über sein ganzes Gesicht aus. »Warum sollte ich dir denn folgen?«
    »Das sollst du mir sagen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du bildest dir was ein, Terry.« Dann richtete er sich auf, schlug mit der flachen Hand gegen meine Tür und machte einen Schritt zurück, als sich überall um mich herum Fahrzeuge in Bewegung setzten und ein paar Zentimeter vorrollten.
    Ich hörte ein Röhren und hielt den Atem an, als erst ein und dann noch ein Motorradfahrer an mir vorbeisausten. Ich sah ihnen nach, wie sie sich, die Gesichter unter ihren glänzenden schwarzen

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