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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bequemlichkeit.«
    »Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen.«
    »Ich zahle dir einen Mietaufschlag«, bot Alison an.
    »Sei doch nicht albern. Darum geht es nicht.«
    »Terry hat mit ihrer letzten Mieterin schlechte Erfahrungen gemacht«, erklärte Alison ihrem Bruder.
    »Inwiefern?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, wiegelte ich kopfschüttelnd ab. »Nun, meinetwegen, es wird schon irgendwie gehen. Ein paar Tage, sagten Sie?«
    »Höchstens«, versicherte Alison.
    »Bis Weihnachten … maximal bis Neujahr«, sagte Lance und machte aus ein paar Tagen mühelos zehn.
    »Nun …«
    »Darf ich jetzt mein Geschenk aufmachen?«, fragte Alison aufgeregt. Ohne meine Antwort abzuwarten, zerrte sie das Silberpapier ab und riss entzückt die Augen auf, als sie den Inhalt sah. »Eine Brieftasche! Oh, das ist ja toll. Ich brauche eine Brieftasche. Woher wusstest du das?«
    Ich lachte und dachte an die losen Geldscheine, die ständig in ihrer Handtasche herumflatterten.
    »Wir haben eben die gleiche Wellenlänge, meinst du nicht auch?«, fragte Alison, doch es klang eher, als würde sie eine Tatsache feststellen. Sie betrachtete die honigfarbene Brieftasche und strich mit der Hand über das glatte Leder. »Erstaunlich, findest du nicht auch?«
    »Ich finde, dass das eine sehr schöne Brieftasche ist«, sagte Lance. »Terry ist offensichtlich eine Frau von unfehlbarem Geschmack.«
    Ich fragte mich, ob er das sarkastisch meinte.
    »Ich geh dann mal wieder«, sagte ich und wandte mich zur Tür.

    »Du kommst doch mit zum Abendessen, oder?«, fragte Alison.
    »Ich glaube nicht. Ich habe keinen großen Hunger. Geht ihr beiden mal und gewöhnt euch wieder aneinander.«
    »Okay«, stimmte Alison mir widerwillig zu, »aber nur wenn du versprichst, morgen etwas mit uns zu unternehmen.«
    »Morgen?«
    »Ich weiß, dass du morgen frei hast, und ich möchte Lance Delray zeigen.«
    »Dafür brauchst du mich doch nicht.«
    »Doch. Bitte. Ohne dich ist es nicht dasselbe.«
    »Sie wissen doch, dass Widerspruch zwecklos ist«, sagte Lance lachend.
    Er hatte Recht, und das wussten wir alle.
    »Du musst mitkommen«, beharrte Alison. »Bitte. Es wird bestimmt lustig. Bitte. Bitte. Sag, dass du es dir wenigstens überlegst.«
    »Ich überlege es mir«, versprach ich.
     
    Natürlich willigte ich am Ende ein. Welche Wahl hatte ich auch? Sinnlos festzustellen, dass ich gefährlich naiv war, regelrecht achtlos, indem ich mir einredete, dass alles gut werden würde und Alison und ihr Bruder genau die Menschen waren, die sie zu sein vorgaben. Ich habe mir all das und vieles mehr auch schon selbst gesagt. Doch ich erklärte meine Zweifel einfach weiter aus der Welt, sagte mir, dass Alisons Gründe dafür, mir ihre Kündigung zu verschweigen, ehrlich gemeint waren und dass sie natürlich nichts mit dem Geld zu tun hatte, das in der Galerie fehlte.
    Und was war mit dem Gespräch, dass ich vor ihrer Tür mitgehört hatte?
    Ich habe dir doch gesagt, dass du mich das regeln lassen sollst .
    Was regeln?

    Ich will dir doch bloß helfen .
    Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich weiß, was ich tue .
    Was hatte das zu bedeuten?
    Nichts, beruhigte ich mich an jenem Abend. Alison und ihr Bruder hätten über alles Mögliche reden können. Welche paranoide Selbstbezogenheit ließ mich glauben, dass ihre Unterhaltung irgendetwas mit mir zu tun hatte? Nicht alles drehte sich um mich, wie meine Mutter vielleicht gesagt hätte. Worüber Alison und ihr Bruder auch immer gestritten hatten, wahrscheinlich betraf es mich überhaupt nicht.
    Was regeln ?
    Ich war zu müde, um es zu ergründen, und ich wollte es offen gestanden auch gar nicht wissen. Ich wollte nicht glauben, dass Alison etwas anderes war als der wunderbare Wirbelwind, der meinem ansonsten profanen Leben Magie eingehaucht hatte. Warum sollte ich annehmen, dass sie Hintergedanken hatte oder etwas Finsteres planen könnte? Warum sollte der Besuch ihres Bruders nicht so unerwartet und spontan sein, wie sie behaupteten?
    Also entschied ich, die Warnglocken, die in meinem Kopf läuteten wie die Glöckchen vor Alisons Haustür, bewusst zu ignorieren. Ich tat meinen Instinkt als irrational ab, sagte mir, dass Lance Palmay in ein paar Tagen wieder weg sein würde, und schalt mich für meinen Argwohn und meine Nervosität. Ich machte mir einen Becher Tee und nahm ihn mit ins Wohnzimmer, wo ich es mir unter den glitzernden Lichtern des Weihnachtsbaums und beim Duft von Kiefernnadeln und weißem Oleander mit einem neuen

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