Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird
Delray Beach floriert immer noch.«
Ich sah mich um, bemüht, mich auf vormals vertrautem Terrain zu orientieren. »Wo sind wir?«, fragte ich, als wir auf den Linton Boulevard abbogen.
»Lakeview Golf Course«, las Lance von einem großen Schild links neben der Straße ab. »Hast du schon mal Golf gespielt, Terry?«
Ich schüttelte den Kopf, war mir jedoch nicht sicher, ob ich auch laut geantwortet hatte.
»Ich habe es einmal versucht«, sagte Lance, »aber es war ein Desaster. Die Bälle sind in alle möglichen Richtungen gesegelt. Es ist nicht so leicht, wie es im Fernsehen aussieht, das kann ich dir sagen.«
»Ich glaube, für so etwas muss man Stunden nehmen«, hörte ich mich für jemanden, der keine Ahnung hatte, wovon er sprach, erstaunlich selbstsicher erklären.
»Für Stunden fehlt mir die Geduld.«
»Lance fehlt die Geduld für alles.« Alison wandte sich zum Fenster. Standen Tränen in ihren Augen?
»Alles okay?« Ich fragte mich, ob Lance noch eine von seinen Wunderzigaretten für seine Schwester hatte, damit sie ein bisschen lockerer wurde. Warum war sie so angespannt?
Alison nickte, ohne meinen Blick zu erwidern. »Und du?«
»Bestens.« Ich lehnte meinen Kopf an ihre Schulter, schmiegte mich in ihre Armbeuge und machte die Augen zu.
»Terry?«, fragte Lance. »Terry, schläfst du? Ist sie eingeschlafen?«, fragte er Alison, bevor ich eine Antwort formulieren konnte.
Ich spürte, wie Alison sich mir zuwandte, und ihren warmen Atem in meinem Gesicht, als sie sprach. »Ich hoffe, jetzt bist du stolz auf dich«, sagte sie im Tonfall meiner Mutter, und ich schreckte auf, weil ich sicher war, dass sie zu mir gesprochen hatte.
»Du schläfst also doch nicht«, sagte Lance. »Du versuchst uns wohl reinzulegen, was?«
»Wo sind wir?«, fragte ich erneut. Wie oft hatte ich das schon gefragt? »Wohin fahren wir?«
»Ich dachte, wir nehmen ein kleines Neujahrsbad im Ozean«, antwortete Lance.
»Bist du verrückt?«, fragte Alison. »Mitten in der Nacht. Unten am Strand ist es stockfinster«
Eine plötzliche Unruhe nagte an meiner neu entdeckten Gelassenheit wie eine Maus an einem Seil. Ich richtete mich auf und rieb mir die Stirn, als hoffte ich, so wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Vielleicht war ein kurzes Bad im Meer genau das, was ich brauchte. Genau das, was der Arzt verschrieben hatte, dachte ich und lachte.
»Was ist denn so komisch?«, fragte Lance und lachte mit mir.
Alison war die Einzige, die nicht lachte. Sorge umschattete ihre Augen wie eine dichte Sonnenbrille. Was hat sie für ein Problem, fragte ich mich zunehmend irritiert.
Ich blickte aus dem Fenster auf die weitgehend verlassene Durchgangsstraße. Wo waren die alle? Es war schließlich die Silvesternacht. Wo waren all die betrunkenen Feiernden, von den zusätzlichen Streifenwagen, die die Straßen patrouillieren sollten, ganz zu schweigen? Hier saßen wir zu
dritt auf dem Vordersitz, eine gründlich beschwipste Partygesellschaft auf dem Weg zum Atlantik, was garantiert ein Strafmandat verdiente, dachte ich und kicherte über meine absurd verworrenen Gedanken.
»Vielleicht sollten wir einfach nach Hause fahren«, sagte Alison. »Ich glaube, Terry hat genug Aufregung für eine Nacht gehabt.«
»Jede Party braucht einen Spielverderber«, trällerte Lance. »Deshalb haben wir dich eingeladen.«
»Spielverderber«, stimmte ich mit ein und musste so heftig lachen, dass ich kaum Luft bekam. Jeder Anflug von Ängstlichkeit, den ich möglicherweise empfunden hatte, war so schnell verschwunden, wie er gekommen war, fortgespült von einer weiteren Woge der Euphorie. Auf diesen Wellen würde ich direkt ins offene Meer hinausreiten, dachte ich, als wie von Zauberhand der Ozean vor uns auftauchte und Lance am Straßenrand hielt. Der weiße Lincoln kam direkt hinter uns zum Stehen.
Im nächsten Moment flogen vier Türen auf, und alle stürzten aus den Autos auf den verlassenen Strand, der so dunkel war, dass man kaum erkennen konnte, wo der Sand endete und das Wasser begann. In der Ferne explodierten ein paar vereinzelte Feuerwerkskörper, ich blickte auf und sah einen leuchtend grün und rosafarbenen Funkenregen am Himmel. Bis auf das Knallen der Raketen und das leise Brummen eines vorbeifahrenden Motorrads war es still. Ich unterdrückte einen Schauer, als eine kühle nächtliche Brise mein Haar erfasste und wie eine Aderpresse eng um meinen Hals schlang.
»Das ist ja so toll«, juchzte Denise, warf einen Arm um meine Schulter
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