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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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Denise rutschte von dem Kofferraum des Wagens, nahm Lance den glimmenden Joint ab, zog heftig daran und inhalierte tief.
    »K.C., du und Denise, ihr nehmt meinen Wagen«, wies Lance sie an. »Alison und ich fahren mit Terry.« Ohne zu fragen, nahm er mir die Handtasche ab und meine Wagenschlüssel
heraus. »Ich fahre«, erklärte er, den Joint mittlerweile zwischen den Lippen.
    »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.«
    »Du solltest in deinem Zustand jedenfalls nicht fahren.« Lance lachte, als wüsste er etwas, was ich nicht wusste, und ich spürte, wie meine Beine nachgaben. Sie hatten mir etwas in den Sekt getan, wahrscheinlich ein Halluzinogen, vermutete ich, krampfhaft bemüht, mich an die Wirklichkeit zu klammern wie ein Kind an den Lenker eines vom Weg abgekommenen Fahrrads. Lass los , drängte eine Stimme leise in meinem Kopf. Gib nach und lass los.
    Ich wurde von einer Welle der Euphorie erfasst, als ich beschloss, das Hier und Jetzt tatsächlich loszulassen. Ich stellte mir vor, wie ich ohne Helm rückwärts mit im Wind flatternden Haaren durch die Luft flog. Stattdessen fand ich mich neben Alison gequetscht auf dem Beifahrersitz meines Autos wieder. Sie hatte schützend den Arm um mich gelegt, doch ich hatte das Gefühl, fast erdrückt zu werden. Der benebelnde Geruch von Marihuana schwebte um meinen Kopf wie ein verirrter Heiligenschein und drängte sich wie Wattetamponaden in meine Nebenhöhlen. »Was genau habt ihr in meinen Sekt getan?«, hörte ich jemanden fragen und begriff erst, dass ich es selbst gewesen war, als das Echo zwischen meinen Ohren widerhallte.
    »Außer dem LSD und den K.o.-Tropfen, meinst du?« Lance lachte, während wir den Parkplatz verließen und auf die Jog Road rasten, dicht gefolgt von dem weißen Lincoln.
    »Halt den Mund, Lance«, sagte Alison. »Sonst denkt sie noch, du meinst es ernst.«
    »Ich meine es ernst. Ich bin ein sehr ernsthafter Mensch. Komm schon, Terry.« Er schwenkte die Reste des Joints vor meiner Nase. »Wer A sagt, muss auch B sagen. Heißt es nicht so?«
    »Sie hat gesagt, sie will nicht«, ging Alison dazwischen.

    »Nein, das ist schon in Ordnung«, erklärte ich zu unser aller Überraschung. Was soll’s, erinnere ich mich, gedacht zu haben. Mein Leben war nicht mehr meins. Was immer auch geschehen mochte, es lag nicht mehr in meiner Hand. Ich war vom Entscheidungsfindungsprozess ausgeschlossen, aber anstatt mich bedroht oder ängstlich zu fühlen, war ich erleichtert, regelrecht aufgekratzt. Ich balancierte ohne Netz auf dem Hochseil. Ich war frei. Also lachte ich, als ich Lance den angebotenen Joint aus den Fingern nahm, an die Lippen führte, tief inhalierte und die Luft anhielt, wie ich es Denise auf dem Parkplatz hatte machen sehen, bis meine Kehle brannte und meine Brust zu explodieren drohte.
    »Guck dir das an.« Lance lachte. »Ein alter Profi.«
    Ich nahm einen weiteren, noch längeren Zug als den ersten und beobachtete gleichgültig, wie das Papier bis auf meine Finger herunterbrannte. Unvertraute Wohlgefühle wogten durch meinen Körper wie eine Bluttransfusion. Ich hatte noch nie Marihuana geraucht, obwohl ich als Teenager durchaus in Versuchung geführt worden war. Die Angst davor, meine Mutter könnte es herausfinden, war dabei stets größer gewesen als mögliche moralische Bedenken.
    Ich atmete einen weiteren Zug ein und ließ mich in einen tiefen Brunnen vollkommener und absoluter Ruhe sinken, aus dem ich nie wieder auftauchen wollte. Ich klammerte mich an das Gefühl wie eine Ertrinkende an eine Rettungsboje, presste den Rauch in meine Lunge wie ein Brandeisen und atmete, nachdem ich die Luft schließlich nicht länger anhalten konnte, nur nach und nach aus.
    »Sachte, sachte«, warnte Lance, als ich einen weiteren Zug nahm und das Papier in meiner Hand zu einem kleinen Türmchen aus Asche zerbröselte.
    Ich keuchte, als mir die Zigarette die Finger verbrannte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Alison. »Hast du dich verbrannt?«

    »Lass mal sehen.« Lance packte meine rechte Hand, zwängte meinen Mittel- und Zeigefinger in seinen Mund und saugte gierig an ihren Spitzen.
    »Oh, Himmel noch mal.« Alison schlug ihrem Bruder so heftig auf die Hand, dass seine Zähne über meine Fingerknöchel kratzten. »Terry, ist alles in Ordnung mit dir?«
    Ich starrte auf meine kribbelnden Finger.
    »Das ist erstklassiges Gras, was?«, brüstete sich Lance stolz.
    »Wo hast du es her?«, gab ich zurück.
    »Glaub mir, der Drogenhandel in

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