Schlaflos - Insomnia
Diamantohrringen war.
4
Der Schaukelstuhl des verstorbenen Mr. Chasse stand auf verblasstem Linoleum neben der Tür zur hinteren Veranda. Lois führte Ralph zu ihm und ermahnte ihn, er solle ihr »nicht zwischen den Füßen herumlaufen«. Ralph hielt das für eine Anweisung, die er befolgen konnte. Kräftiges Licht, Nachmittagslicht, fiel ihm auf den Schoß, während er dasaß und schaukelte. Ralph war sich nicht sicher, wie es so schnell so spät hatte werden können, aber irgendwie war es geschehen. Vielleicht bin ich eingeschlafen, dachte er. Vielleicht schlafe ich noch und träume das alles. Er sah zu, wie Lois einen Wok (eindeutig Hobbit-Größe) aus einem Hängeschrank holte. Fünf Minuten später zogen leckere Gerüche durch die Küche.
»Ich habe dir gesagt , eines Tages würde ich für dich kochen«, sagte Lois und fügte Gemüse aus dem Tiefkühlfach und Gewürze aus einem der Hängeschränke hinzu. »Das war an dem Tag, als ich dir und Bill die Makkaronireste mit Käse serviert habe. Weißt du noch?«
»Ich glaube, ja«, sagte Ralph lächelnd.
»Im Milchkasten auf der Veranda draußen steht eine Flasche Cidre - Cidre hält sich draußen immer am besten. Würdest du ihn holen? Du kannst auch gleich einschenken. Meine guten Gläser sind im Schrank über der Spüle, an den ich nur herankomme, wenn ich mich auf einen Stuhl stelle. Ich glaube, du bist groß genug, dass du es ohne Stuhl schaffst. Wie groß bist du, Ralph, eins siebenundachtzig?«
»Eins neunzig. War ich zumindest; möglicherweise habe ich in den letzten zehn Jahren einen oder zwei Zentimeter verloren. Die Wirbelsäule sackt in sich zusammensetzt, oder so was. Aber wegen mir musst du nicht dein Sonntagsgeschirr herausholen. Ehrlich.«
Sie sah ihn gelassen an, die Hände in die Hüften gestützt, aus einer Hand ragte der Kochlöffel, mit dem sie den Inhalt des Wok umgerührt hatte, hervor. Ihre Strenge wurde durch die Andeutung eines Lächelns gemildert. »Ich habe gesagt, meine guten Gläser, Ralph Roberts, nicht meine besten Gläser.«
»Jawohl, Ma’am«, sagte er grinsend, dann fügte er hinzu: »So, wie es riecht, scheinst du dich doch noch daran zu erinnern wie man für einen Mann kocht.«
»Das wird sich erst beim Essen erweisen«, antwortete Lois, aber Ralph dachte, dass sie sich zu freuen schien, als sie sich zu dem Wok umdrehte.
5
Das Essen war gut, und sie unterhielten sich nicht über das, was im Park vorgefallen war, während sie es aßen. Ralphs Appetit war unberechenbar geworden und seit Beginn der Schlaflosigkeit häufiger schwach als stark, aber heute langte er herzhaft zu und spülte Lois’ würziges Pfannengemüse mit drei Gläsern Cidre hinunter (während er das letzte austrank, hoffte er nervös, dass ihn die Aktivitäten des heutigen Tages nicht allzu weit von einer Toilette wegführen würden). Als sie fertig waren, stand Lois auf, ging zur Spüle und ließ heißes Wasser zum Geschirrspülen ein. Dabei griff sie die Unterhaltung von vorhin wieder auf wie ein halb fertiges Strickzeug, das wegen einer anderen, dringenderen Aufgabe vorübergehend zur Seite gelegt worden war.
»Was hast du mit mir gemacht?«, fragte sie. »Was hast du gemacht, damit die Farben zurückgekommen sind?«
»Ich weiß nicht.«
»Es war, als hätte ich am Rand dieser Welt gestanden, und als du mir die Hand auf die Augen gelegt hast, hast du mich hineingestoßen.«
Er nickte und dachte daran, wie sie in den ersten Sekunden ausgesehen hatte, nachdem seine Hand ihre Augen nicht mehr bedeckt hatte - als hätte er ihr gerade eine in Puderzucker getauchte Brille abgenommen. »Es war rein instinktiv. Und du hast recht, es ist wie eine Welt. Ich bezeichne sie genau so - als Welt der Auren.«
»Sie ist wunderbar, nicht? Ich meine, es ist beängstigend, und als es mir zum ersten Mal passierte - Ende Juli oder Anfang August war das -, war ich mir sicher, dass ich
den Verstand verlieren würde, aber dennoch gefiel es mir auch. Ganz unwillkürlich gefiel es mir.«
Ralph sah sie verblüfft an. Hatte er Lois einmal für leicht zu durchschauen gehalten? Schwatzhaft? Nicht in der Lage, ein Geheimnis für sich zu behalten?
Nein, ich fürchte, es war ein bisschen schlimmer, alter Junge. Du hast sie für oberflächlich gehalten. Du hast sie weitgehend durch Bills Augen gesehen, als »unsere Lois.« Nicht weniger … aber auch nicht mehr.
»Was ist?«, fragte sie ein wenig unbehaglich. »Warum siehst du mich so an?«
»Du siehst diese Auren schon seit
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