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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sommer? So lange?«
    »Ja - immer heller und heller. Und auch öfter. Deswegen bin ich schließlich zu dem Petzer gegangen. Habe ich dieses Ding wirklich mit meinem Finger angeschossen, Ralph? Je mehr Zeit vergeht, desto weniger kann ich diesen Teil glauben.«
    »Das hast du. Ich habe, kurz bevor ich dich getroffen habe, etwas Ähnliches getan.«
    Er erzählte ihr von seiner früheren Konfrontation mit Doc Nr. 3, und wie er den Zwerg vertrieben hatte … jedenfalls vorübergehend. Er hob die Hand zur Schulter und ließ sie rasch heruntersausen. »Mehr habe ich nicht getan - wie ein Junge, der so tut, als wäre er Chuck Norris oder Steven Seagal. Aber ich habe damit diesen unglaublichen blauen Lichtstrahl auf ihn geschleudert, und er hat sich schnellstens verzogen. Was wahrscheinlich gut so war, denn ich hätte es nicht noch einmal geschafft. Ich weiß auch nicht, wie mir das überhaupt gelungen ist. Hättest du noch einmal mit dem Finger schießen können, Lois?«

    Lois kicherte, drehte sich zu ihm und streckte den Finger ungefähr in seine Richtung aus. »Willst du es herausfinden? Peng! Bumm!«
    »Richten Sie das Ding nicht auf mich, Lady«, sagte Ralph zu ihr. Er lächelte, als er es sagte, war sich aber selbst nicht ganz sicher, ob es ein Witz sein sollte.
    Lois ließ den Finger sinken und spritzte Joy-Spülmittel ins Becken. Als sie das Wasser mit einer Hand umrührte, um Schaum zu erzeugen, stellte sie die Frage, die Ralph als die große Preisfrage betrachtete: »Woher kommt diese Macht, Ralph? Und wozu dient sie?«
    Er schüttelte den Kopf, stand auf und ging zum Geschirrgestell. »Ich weiß es nicht und ich weiß es nicht. Hilft dir das weiter? Wo hast du deine Geschirrtücher, Lois?«
    »Ist doch egal, wo ich meine Geschirrtücher habe. Setz dich. Bitte sag mir nicht, dass du einer von diesen modernen Männern bist, Ralph - die sich dauernd umarmen und plärren.«
    Ralph lachte und schüttelte den Kopf. »Nee. Ich bin nur gut erzogen, das ist alles.«
    »Okay. Solange du nicht damit anfängst, mir zu erzählen, wie feinfühlig du bist. Manches möchte ein Mädchen gern selbst herausfinden.« Sie machte den Schrank unter der Spüle auf und warf ihm ein verblichenes, aber makellos sauberes Geschirrtuch zu. »Nur abtrocknen und auf den Tresen stellen. Wegräumen werde ich es selbst. Und während du arbeitest, kannst du mir deine Geschichte erzählen. Die ungekürzte Version.«
    »Abgemacht.«
    Er fragte sich immer noch, wo er anfangen sollte, als sich sein Mund scheinbar von ganz allein öffnete und für
ihn begann. »Als mir schließlich klar wurde, dass Carolyn sterben würde, bin ich oft spazieren gegangen. Und eines Tages, als ich draußen an der Extension war …«

6
    Er erzählte ihr alles, fing damit an, wie er zwischen Ed und dem dicken Mann mit der West-Side-Gardeners-Truckerkappe vermittelt hatte, und endete damit, wie Bill ihm den Rat gab, seinen Hausarzt aufzusuchen, weil in ihrem Alter Geisteskrankheiten normal seien, in ihrem Alter waren sie verdammt noch mal völlig normal. Manchmal musste er wieder zurück, um Fäden aufzunehmen, die er hatte fallen lassen - zum Beispiel, wie der alte Dor aufgetaucht war, als er, Ralph, sich gerade bemühte, Ed daran zu hindern, auf den Mann von West Side Gardeners loszugehen -, aber das störte ihn nicht weiter, und Lois schien keine Mühe zu haben, seiner Geschichte zu folgen. Beim Erzählen verspürte Ralph ein Gefühl besonders deutlich, nämlich eine so große Erleichterung, dass es fast schmerzhaft war. Es war, als hätte jemand sein Herz und seinen Verstand mit Backsteinen eingemauert, die er nun einen nach dem anderen entfernte.
    Als er zu Ende erzählte hatte, war das Geschirr gespült, und sie hatten die Küche verlassen und saßen im Wohnzimmer mit den Dutzenden gerahmter Fotos, die Mr. Chasse auf seinem Platz auf dem Fernseher dominierte.
    »Und?«, fragte Ralph. »Wie viel davon glaubst du?«
    »Selbstverständlich alles«, sagte sie und bemerkte den Ausdruck der Erleichterung auf Ralphs Gesicht entweder
nicht oder beschloss, ihn nicht zu beachten. »Nach allem, was wir heute Morgen gesehen haben - ganz zu schweigen davon, was du über meine wunderbare Schwiegertochter gewusst hast -, ist es mir unmöglich, dir nicht zu glauben. Das ist mein Vorteil gegenüber Bill.«
    Nicht dein einziger, dachte Ralph, sagte es aber nicht.
    »Und das alles ist kein Zufall, oder?«, fragte sie ihn.
    Ralph schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich

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