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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Frauen, die mit den Wölfen heulen, sollten sich nicht wundern, wenn sie gebissen werden.«

5
    Ralph war sich nicht sicher, ob er danach noch etwas essen wollte, aber sein Appetit schien die Ansichten der Kellnerin zur Abtreibung und zu Susan Day unbeschadet überstanden zu haben. Die Auren erwiesen sich als hilfreich; Essen hatte ihm noch nie so gut geschmeckt, nicht einmal als Teenager, als er fünf oder gar sechs Mahlzeiten täglich zu sich genommen hatte, wenn er sie bekommen konnte.
    Lois hielt Bissen für Bissen mit ihm Schritt, jedenfalls eine Weile. Schließlich schob sie die Reste ihrer Bratkartoffeln und die beiden letzten Streifen Speck beiseite. Ralph ging wacker allein in die Zielgerade. Er wickelte das letzte Stück Speck um das letzte Würstchen, schob es sich in den Mund, schluckte und lehnte sich mit einem lauten Seufzen auf dem Stuhl zurück.
    »Deine Aura ist zwei Stufen dunkler geworden, Ralph. Ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass du endlich genug hast oder dass du an einer Magenverstimmung sterben wirst.«
    »Könnte beides sein«, sagte er. »Du siehst sie auch wieder, hm?«
    Sie nickte.
    »Weißt du was?«, fragte er. »Am allermeisten auf der Welt würde mir jetzt ein Nickerchen gefallen.« Ja, wahrhaftig. Jetzt, wo er satt und schön warm war, schienen die vergangenen vier Monate weitgehend schlafloser Nächte wie ein Sack voll schwerer Gewichte auf ihm zu lasten. Seine Lider fühlten sich an, als wären sie in Beton getaucht worden.

    »Ich glaube, das wäre im Augenblick eine ziemlich schlechte Idee«, sagte Lois aufgeschreckt. »Eine ziemlich schlechte Idee.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte Ralph zu.
    Lois wollte die Hand heben und um die Rechnung bitten, ließ sie aber wieder sinken. »Wie wäre es, wenn wir deinen Freund bei der Polizei anrufen? Leydecker, so heißt er doch, richtig? Könnte er uns helfen? Würde er uns helfen?«
    Ralph dachte, so gründlich sein übermüdeter Verstand es zuließ, darüber nach, dann schüttelte er widerwillig den Kopf. »Ich wage nicht, es zu versuchen. Was könnte ich ihm sagen, das uns nicht ins Irrenhaus bringen würde? Und das ist nur ein Teil des Problems. Wenn er sich einmischen würde … aber in der falschen Weise … könnte er es schlimmer machen statt besser.«
    »Okay.« Lois winkte der Kellnerin. »Wir werden mit offenen Fenstern da rausfahren, und wir werden im Dunkin’ Donuts in Old Cape Rast machen und zwei riesige Kaffee trinken. Auf meine Rechnung.«
    Ralph lächelte. Das Lächeln fühlte sich irgendwie groß und albern und zusammenhanglos auf seinem Gesicht an - fast wie das Lächeln eines Betrunkenen. »Ja, Ma’am.«
    Als die Kellnerin herüberkam und die Rechnung verdeckt vor ihn schob, fiel Ralph auf, dass sich der Button mit der Aufschrift LEBEN IST KEINE ENTSCHEIDUNG nicht mehr an der Rüsche ihrer Schürze befand.
    »Hören Sie«, sagte sie mit einem Ernst, den Ralph beinahe schmerzlich rührend fand, »es tut mir leid, wenn ich Sie vor den Kopf gestoßen habe. Sie sind zum Frühstücken gekommen, und nicht um sich einen Vortrag anzuhören.«

    »Sie haben uns nicht vor den Kopf gestoßen«, sagte Ralph. Er sah über den Tisch zu Lois, die zustimmend nickte.
    Die Kellnerin lächelte knapp. »Danke, dass Sie das sagen, aber ich bin trotzdem ziemlich über Sie hergefallen. An jedem anderen Tag hätte ich das nicht getan, aber wir haben heute Nachmittag um vier unsere eigene Veranstaltung, und ich muss Mr. Dalton vorstellen. Sie haben mir gesagt, ich hätte drei Minuten Zeit, und ich denke, genau so lange habe ich Sie belabert.«
    »Schon gut«, sagte Lois und tätschelte ihr die Hand. »Wirklich.«
    Diesmal war das Lächeln der Kellnerin aufrichtiger und wärmer, aber als sie sich abwandte, sah Ralph, wie Lois freundlicher Gesichtsausdruck erlosch. Sie betrachtete den schwarz-gelben Fleck, der über der rechten Hüfte der Kellnerin schwebte.
    Ralph nahm den Kugelschreiber zur Hand, den er an der Brusttasche festgeklemmt hatte, drehte die Papierunterlage vor seinem Platz herum und schrieb hastig etwas auf die Rückseite. Als er fertig war, holte er den Geldbeutel heraus und legte behutsam einen Fünfdollarschein unter das, was er geschrieben hatte. Wenn die Kellnerin nach dem Trinkgeld griff, konnte sie es nicht übersehen.
    Er nahm die Rechnung und schwenkte sie vor Lois. »Das ist unsere erste richtige Verabredung, aber ich schätze wir werden halbe-halbe machen müssen«, sagte er. »Wenn ich ihr den Fünfer gebe, fehlen mir

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