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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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waren, Stoßstangenaufkleber mit Aufschriften wie GEBT NICHT MIR DIE SCHULD, ICH HABE FÜR PEROT GESTIMMT UND ALL THE WAY WITH THE N. R. A. trugen; wo kein Haus vollständig war, wenn nicht mindestens ein Big Wheel Dreirad von Fisher Price auf dem vertrockneten Rasen stand; wo Mädchen mit sechzehn Drogen einwarfen und allzu häufig mit vierundzwanzig stumpfe Augen und dicke Hintern hatten und Mütter von drei Kindern waren.
    Zwei Jungs mit neonfarbenen Fahrrädern und Apehanger-Lenkern machten auf dem Parkplatz Wheelies mit dem Hinterrad und kreuzten ihre Bahnen mit einem Geschick, das auf solide Übung mit Videospielen und eine mögliche hoch dotierte Laufbahn als Fluglotse hindeutete … das heißt, wenn es ihnen gelang, Koks und Autounfällen aus dem Weg zu gehen. Beide trugen die Mützen verkehrt herum. Ralph fragte sich kurz, warum sie an einem Freitagmorgen nicht in der Schule oder zumindest auf dem Weg dorthin
waren, kam aber zu dem Ergebnis, dass es ihn nicht interessierte. Sie wahrscheinlich auch nicht.
    Plötzlich stießen die beiden mit den Rädern zusammen, obwohl sie es bisher erfolgreich geschafft hatten, einander auszuweichen. Beide Jungs fielen zu Boden, sprangen aber sofort wieder auf die Füße. Ralph stellte erleichtert fest, dass keinem etwas geschehen war; ihre Auren flackerten nicht einmal.
    »Verdammte Pissnelke!«, rief derjenige im Nirvana-T-Shirt seinem Freund ärgerlich zu. Er war etwa elf. »Was, zum Teufel ist los mit dir? Du fährst wie alte Leute ficken!«
    »Ich hab was gehört«, sagte der andere und setzte sich die Mütze penibel wieder auf das schmutzig blonde Haar. »’n verdammt lauten Knall. Willst du behaupten, du hast nichts gehört? Ey, Mann!«
    »Einen Scheiß hab ich gehört«, sagte der Nirvana-Junge. Er hielt die Handflächen hoch, die jetzt schmutzig waren (oder auch nur schmutziger) und aus zwei oder drei unbedeutenden Abschürfungen bluteten. »Sieh dir diesen scheiß Asphaltschorf an!«
    »Du wirst es überleben«, sagte sein Freund.
    »Klar, aber …« Der Nirvana-Junge bemerkte Ralph, der an seinem rostigen Wal von einem Oldsmobile lehnte, die Hände in den Taschen, und sie beobachtete. »Was gibt’s’n anzugaffen?«
    »Dich und deinen Freund«, sagte Ralph. »Mehr nicht.«
    »Mehr nicht, hm?«
    »Jep - das ist alles.«
    Der Nirvana-Junge sah seinen Freund an, dann Ralph. In seinen Augen leuchtete ein unverhohlener Argwohn,
wie man ihn Ralphs Erfahrung nach nur in Old Cape finden konnte. »Haben Sie’n Problem?«
    »Ich nicht«, sagte Ralph. Er hatte ziemlich viel von der rostroten Aura des Nirvana-Jungen inhaliert und fühlte sich jetzt ein wenig wie Superman auf Speed. Außerdem fühlte er sich wie ein Kinderschänder. »Ich habe mir nur überlegt, dass wir in meiner Kindheit nicht so wie du und dein Freund geredet haben.«
    Der Nirvana-Junge betrachtete ihn frech. »Ach ja? Und wie haben Sie geredet?«
    »Ich kann mich nicht mehr recht erinnern«, sagte Ralph, »aber ich glaube, wir haben uns nicht so sehr wie Knallköpfe angehört.« Er wandte sich von ihnen ab, als er die Fliegengittertür zuschlagen hörte. Lois kam mit einem großen Becher Kaffee in jeder Hand aus dem Dunkin’ Donuts heraus. Derweil sprangen die Jungs auf ihre neonfarbenen Fahrräder und brausten davon, wobei der Nirvana-Junge Ralph einen letzten misstrauischen Blick über die Schulter zuwarf.
    »Kannst du das hier trinken und gleichzeitig Auto fahren?«, fragte Lois und gab ihm einen Kaffee.
    »Ich denke schon«, sagte Ralph, »aber ich brauche ihn eigentlich nicht mehr. Mir geht es blendend, Lois.«
    Sie sah den beiden Jungs nach und nickte. »Gehen wir.«

2
    Auf dem Weg über die Route 33 zum ehemaligen Barrett’s Orchard loderte die Welt rings um sie herum hell, und sie mussten auf der Leiter der Wahrnehmung nicht eine einzige Stufe hinauf, um das zu sehen. Die Stadt blieb hinter ihnen zurück, sie fuhren durch einen Sekundärwald, der in Herbstfarben lichterloh brannte. Der Himmel war ein blaues Band über der Straße, und der Schatten des Oldsmobile raste seitlich neben ihnen her und flackerte über Blätter und Äste.
    »Gott, es ist so wunderschön«, sagte Lois. »Ist das nicht wunderbar, Ralph?«
    »Ja. Ist es.«
    »Weißt du, was ich mir wünsche? Mehr als alles andere?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Dass wir einfach an den Straßenrand fahren könnten - das Auto abstellen, aussteigen und ein Stück in den Wald hineingehen. Eine Lichtung suchen, in der Sonne sitzen und zu

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