Schlaflos - Insomnia
drei Dollar. Bitte sag mir, dass du nicht pleite bist.«
»Wer, die Pokerkönigin von Ludlow Grange? Sei nicht albern, Püppchen.« Sie gab ihm eine Handvoll verschiedener
Geldscheine aus der Handtasche. Während er suchte, was er brauchte, las sie, was er auf die Papierunterlage geschrieben hatte:
Madam,
Sie leiden an einer Störung der Leberfunktion und sollten unverzüglich zum Arzt gehen. Und ich gebe Ihnen den guten Rat, heute Abend nicht in die Nähe des Bürgerzentrums zu kommen.
»Ziemlich dumm, ich weiß«, sagte Ralph.
Sie gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. »Es ist nie dumm, wenn man versucht, anderen Menschen zu helfen.«
»Danke. Aber sie wird es nicht glauben. Sie wird denken, dass wir trotz unserer Beteuerungen sauer wegen ihrem Button und ihrer kleinen Ansprache waren. Dass das, was ich geschrieben habe, nur eine verschrobene Art ist, es ihr heimzuzahlen.«
»Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, sie davon zu überzeugen.«
Lois betrachtete die Kellnerin - die angelehnt an der Durchreiche zur Küche stand und sich mit dem Koch unterhielt, während sie eine Tasse Kaffee trank - mit einem Ausdruck tiefster Konzentration. Dabei sah Ralph, wie Lois’ normalerweise blau-graue Aura dunkler wurde und sich zusammenzog; sie wurde zu einer Art eng anliegenden Kapsel.
Er war sich nicht ganz sicher, was vor sich ging … aber er konnte es spüren. Seine Nackenhaare richteten sich auf; er bekam eine Gänsehaut auf den Unterarmen. Sie lädt
sich auf, dachte er. Sie zieht alle Hebel und schaltet alle Turbinen ein, und das für eine Frau, die sie noch nie vorher gesehen hat und wahrscheinlich auch nie wieder sehen wird.
Nach einem Augenblick spürte die Kellnerin es auch. Sie drehte sich zu ihnen um, als hätte sie gehört, wie ihr Name gerufen worden war. Lois lächelte beiläufig und krümmte die Finger zu einem knappen Winken, aber als sie zu Ralph sprach, bebte ihre Stimme vor Anstrengung. »Ich habe … habe es fast.«
» Was fast?«
»Ich weiß nicht. Was immer ich brauche. Es kommt gleich. Ihr Name ist Zoë, mit zwei Pünktchen über dem e. Geh die Rechnung bezahlen. Versuch sie abzulenken, damit sie mich nicht ansieht. Das macht es schwerer.«
Er fügte sich ihrem Wunsch, und es gelang ihm ziemlich erfolgreich, obwohl Zoë ständig versuchte, über seine Schulter zu Lois zu schauen. Beim ersten Versuch, die Rechnung in die Registrierkasse einzutippen, kam Zoë auf eine Gesamtsumme von $ 234,20. Sie löschte die Zahl mit einer ungeduldigen Bewegung ihres Zeigefingers, und als sie zu Ralph aufsah, war ihr Gesicht blass und ihr Blick beunruhigt.
»Was ist mit Ihrer Frau?«, fragte sie Ralph. »Ich habe mich entschuldigt, oder nicht? Also warum sieht sie mich dauernd so an?«
Ralph wusste, Zoë konnte Lois nicht sehen, weil er förmlich einen Stepptanz aufführte, um zwischen den beiden zu bleiben, aber er wusste auch, dass sie recht hatte - Lois starrte wirklich her.
Er versuchte zu lächeln. »Ich weiß nicht, was …«
Die Kellnerin zuckte zusammen und warf dem Koch einen erschrockenen, verärgerten Blick zu. »Hör auf, so mit den Töpfen zu klappern!«, schrie sie, obwohl Ralph aus der Küche nichts anderes als ein Radio hörte, das Fahrstuhlmusik spielte. Zoë sah Ralph wieder an. »Herrgott, das hört sich da hinten an wie Vietnam. Könnten Sie Ihrer Frau vielleicht sagen, dass es unhöflich ist …«
»Andere Leute anzustarren? Das tut sie nicht. Wirklich nicht.« Ralph ging zur Seite. Lois war zur Tür gegangen, hatte ihnen den Rücken zugedreht und sah zum Fenster hinaus. »Sehen Sie?«
Zoë antwortete eine ganze Weile nicht, schaute aber unverwandt zu Lois. Schließlich sah sie Ralph wieder an. »Ja, ich sehe es. Warum verziehen Sie beide sich jetzt nicht einfach?«
»In Ordnung - sind wir noch Freunde?«
»Wie Sie wollen«, sagte Zoë, sah ihn aber nicht an.
Als Ralph zu Lois ging, stellte er fest, dass deren Aura sich wieder bis auf ihr normales, diffuseres Niveau entspannt hatte, aber immer noch viel heller als vorher war.
»Immer noch müde, Lois?«, fragte er sanft.
»Nein. Mir geht es jetzt sogar blendend. Lass uns gehen.«
Als er ihr die Tür aufmachen wollte, hielt er inne. »Hast du meinen Kugelschreiber?«
»Herrje, nein - der muss noch auf dem Tisch liegen.«
Ralph ging ihn holen. Unter seine Nachricht in Blockbuchstaben hatte Lois sechs Sätze in der geschwungenen Schönschrift der Palmer-Methode geschrieben:
1989 hatten Sie ein Baby und haben es zur
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