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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hier, nicht sie - weinende Tussis mit schwarzen Armbinden.«
    »Gib acht, John«, sagte die Frau trocken. »Man merkt, wie empfindsam du bist.«

    »Wirklich? Gottverdammt.« Der Käfer an Kirklands Hosenbein schien sich seinen Schritt als Ziel vorgenommen zu haben. Ralph kam der Gedanke, dass Kirkland vermutlich den Verstand verlieren würde, wenn er plötzlich sehen könnte, was da gleich über seine Eier kroch.
    »Okay, aber vergiss nicht, mit den Frauen zu reden, die hier in der Gegend das Sagen haben«, sagte die Produzentin. »Nachdem diese Tillbury tot ist, sind das Maggie Petrowsky, Barbara Richards und Dr. Roberta Harper. Harper wird heute Abend den großen Kahuna ansagen, glaube ich … in diesem Fall wohl besser die große Kahunette .« Die Frau ging einen Schritt vom Bürgersteig herunter und spießte einen der Käfer mit ihrem hohen Absatz auf. Ein Regenbogen von Eingeweiden wurde herausgequetscht, zusammen mit einer wachsweißen Substanz, die wie verdorbenes Kartoffelpüree aussah. Ralph nahm an, dass es sich bei der weißen Substanz um Eier handelte.
    Lois drückte das Gesicht gegen seinen Arm.
    »Und halten Sie Ausschau nach einer Frau namens Helen Deepneau«, sagte die Produzentin und machte einen Schritt auf das Gebäude zu. Der Käfer an ihrem Absatz flatterte und drehte sich, während sie ging.
    »Deepneau«, sagte Kirkland. Er klopfte sich mit den Knöcheln an die Stirn. »Irgendwo tief da drinnen klingelt es.«
    »Nee, das ist nur deine letzte aktive Gehirnzelle, die herumkullert«, sagte die Produzentin. »Ed Deepneaus Frau. Sie leben getrennt. Wenn du Tränen willst, ist sie der sicherste Tipp. Sie und Tillbury waren gute Freundinnen. Möglicherweise besonders gute Freundinnen, wenn du verstehst, was ich meine.«

    Kirkland grinste lüstern - ein Ausdruck, der in so krassem Gegensatz zu seiner Bildschirmpersönlichkeit stand, dass Ralph sich leicht desorientiert fühlte. Derweil hatte einer der Farbkäfer den Weg auf die Schuhspitze der Frau gefunden und krabbelte an ihrem Bein hinauf. Ralph beobachtete mit hilfloser Faszination, wie er unter dem Rocksaum verschwand. Er sah, wie die Wölbung unter dem Stoff sich weiterbewegte und ihren Oberschenkel hochkletterte; es war, als würde man einem Kätzchen zusehen, das unter ein Badetuch gekrochen ist. Und wieder hatte man den Eindruck, als würde Kirklands Kollegin etwas spüren; während sie sich mit ihm über mögliche Interviews anlässlich Susan Days Rede unterhielt, griff sie nach unten und kratzte geistesabwesend an der Wölbung, die inzwischen fast ihre rechte Hüfte erreicht hatte. Ralph konnte das glibberige Plopp! nicht hören, welches das weiche, empfindliche Geschöpf beim Zerplatzen von sich gab, aber er konnte es sich vorstellen. Schien gar nicht anders zu können. Und er konnte sich vorstellen, wie die Gedärme wie Eiter auf den Nylonstrümpfen am Bein der Frau hinunterliefen. Dort würden sie mindestens bis zur abendlichen Dusche bleiben, unsichtbar, unbemerkt, unbeachtet.
    Nun unterhielten die beiden sich darüber, wie sie über die für heute Nachmittag angesetzte Demonstration der Abtreibungsgegner berichten sollten … das heißt, sollte sie tatsächlich stattfinden. Die Frau war der Ansicht, nicht einmal die Friends of Life wären dumm genug, nach den Vorfällen in High Ridge vor dem Bürgerzentrum aufzumarschieren. Kirkland sagte ihr, dass man die Dummheit von Fanatikern unmöglich unterschätzen könnte; Leute,
die in der Öffentlichkeit so viel Polyester tragen konnten, seien eindeutig eine Kraft, mit der man rechnen müsse. Und die ganze Zeit, während sie sich unterhielten, Scherze und Einfälle und Klatsch austauschten, schwärmten weitere bunte, aufgedunsene Käfer geschäftig an ihren Beinen und Oberkörpern hinauf. Ein Pionier schaffte es bis zu Kirklands roter Krawatte und hatte es offensichtlich auf sein Gesicht abgesehen.
    Eine Bewegung rechts von ihm zog Ralphs Aufmerksamkeit auf sich. Er drehte sich zu den Türen um und sah gerade noch, wie einer der Techniker einen Kollegen mit dem Ellbogen anstieß und auf ihn und Lois zeigte. Ralph konnte sich plötzlich nur allzu gut vorstellen, was sie sahen: zwei Leute, die keinen ersichtlichen Grund hatten, hier zu sein (sie trugen keinen schwarzen Trauerflor und hatten eindeutig nicht mit den Medien zu tun), die einfach am Rand des Parkplatzes herumhingen. Die Lady, die schon einmal geschrien hatte, hatte das Gesicht am Arm des Herrn vergraben … und der fragliche Herr

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