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Schlafwandler

Schlafwandler

Titel: Schlafwandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grossman
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hatte am nächsten Morgen
das Rennen fahren müssen und brauchte seinen
Schlaf.     
    »Eine Stunde
später lag ich im Bett und bemerkte, dass Magdelena ihren
Mantel anzog. ›Wohin willst du?‹, frage ich sie.
›Ich will Zigaretten holen‹, sagt sie.
›Zigaretten? Warum gehst du dafür weg? Ruf den
Zimmerservice.‹ ›Ich will frische Luft
schnappen‹, sagt sie. ›Mir die Beine
vertreten.‹ Ich denke noch, vorher hat der Knöchel sie
fast umgebracht, und jetzt will sie spazieren gehen. Aber Magdelena
ist sehr oft, wie sagen Sie das, ein bisschen verrückt? Also
denke ich mir nichts dabei. Ich habe nur das Rennen im Kopf. Ich
mache die Augen zu. Vielleicht schlafe ich ein bisschen, aber nicht
tief. Dann sehe ich auf die Uhr. Sie zeigt drei Uhr morgens.
Magdelena ist noch weg. Jetzt, sage ich mir, Konstantin, da stimmt
etwas nicht.«
    Kraus besaß
einen sechsten Sinn dafür, wenn jemand ihn belog. Was auch
immer der Prinzessin zugestoßen war, er war ziemlich sicher,
dass ihr Ehemann nichts damit zu tun hatte.
    »Finden Sie
meine Frau bitte, Herr Inspektor. Meinetwegen.« Kaparov
verdrehte bereits wieder die Augen. »Dieses verdammte Rennen
interessiert mich nicht mehr. Ich will nur Magdelena
zurückhaben.«
    Als Kraus ins Adlon
zurückkehrte, war Rudy, der Türsteher, noch nicht da.
Also wurde er zu einem sechsgängigen Menü in einen
prachtvollen Raum mit einem Grill gebeten. »Iss!«,
befahl Hans, der ihm während der Mahlzeit Gesellschaft
leistete. »Gott allein weiß, wo diese Stadt ohne
Männer wie dich wäre. He, du wirst niemals erraten, wer
bei uns logiert.«
    Kraus dachte bei einem
köstlichen, gefüllten Rebhuhn darüber nach.
»Ich weiß nicht … Hitlers
Hund?«
    »Nein.«
Hans lachte. »Aber sie ist genauso zickig, das kann ich dir
sagen. Die große Marlene Dietrich. Was für eine
Nervensäge! Das Problem bei diesen Stars ist, dass sie
glauben, weil sie etwas Besonderes sind, müssten sie auch so
behandelt werden. Sie beschweren sich ununterbrochen. In Amerika
ist alles hundertmal besser. He, wenn das so ist, warum gehst du
dann nicht nach Amerika?«
    »Sie wird
vielleicht genau das tun, Hans.« Kraus machte sich über
die Terrine mit überbackenem Spargel her.
    Er war bei der
Sachertorte und einem Kaffee, so zufrieden wie den ganzen Tag noch
nicht, als Hans ihm sagte, der Türsteher sei eingetroffen.
Kraus traf ihn am Eingang des Hotels unter der langen, gestreiften
Markise.
    »Herr
Kriminalinspektor.« Rudy trug bereits seine Uniform.
»Wenn ich gewusst hätte, dass ich der Letzte war, der
mit ihr sprach!« In seinen beflissenen Blick mischte sich ein
Anflug echter Angst, wie es selbst dem unschuldigsten Bürger
ging, wenn er von der Kripo verhört wurde. »Sie hat sich
seltsam benommen, das stimmt. Aber es steht mir nicht zu, unsere
Gäste zu kritisieren.«
    »Entspannen Sie
sich, Rudy. Niemand behauptet, dass Sie etwas falsch gemacht
hätten. Erzählen Sie mir einfach genau, was passiert ist.
Was meinen Sie damit, sie hätte sich seltsam
benommen?«
    »Es war kurz
nach Mitternacht. Das ist unsere betriebsamste Zeit. Die Lady kam
zu mir und sah sehr exotisch aus. Dunkles Haar, sehr dichtes Haar.
Dunkle Augen. Sie trug einen Leopardenfellmantel, aber keinen Hut!
Dann fragte sie mich ganz leise nach der nächsten
S-Bahn-Station. Merkwürdig, denke ich, dass einer unserer
Gäste ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen will. Ganz
zu schweigen davon, dass eine vornehme Dame so spät in der
Nacht noch allein herumläuft. Aber richtig sonderbar war ihre
Stimme … und der Blick in ihren Augen. Ich habe einen
Jungen, wissen Sie. Er ist zehn. Er steht ziemlich häufig
mitten in der Nacht auf, läuft herum und redet, aber im
Schlaf. Er ist Schlafwandler. Man soll Schlafwandler nicht wecken,
sondern sie nur einfach ins Bett zurückbringen. Das mache ich
immer mit Tommy. Diese Lady hatte denselben Ausdruck im Gesicht,
als wäre sie nicht wach. Ihre Augen waren geöffnet, aber
sie war nicht wirklich anwesend. Ich hatte ein ganz starkes
Bedürfnis, sie wieder nach drinnen zu bringen. Aber wie
gesagt, es steht mir nicht zu, unsere Gäste zurechtzuweisen.
Und in dem Moment kamen der italienische Außenminister und
seine Gemahlin an. Ich musste mich um sie kümmern. Also habe
ich der Dame gesagt, dass die nächste S-Bahnstation an der
Friedrichstraße liegt. Ich fragte sie, ob ich ihr nicht ein
Taxi rufen sollte. ›Nein, nein‹, meinte sie.
›Ich will zu Fuß gehen.‹ Und das war’s.
Als ich dem

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