Schlag auf Schlag
zu.
»Das ist mein Konzept, Eddie. Du musst selbst wissen, was du davon hältst. Wahrscheinlich kannst du bei den großen Agenturen mehr Geld machen. Das lässt sich nicht abstreiten. Aber langfristig fährst du meiner Ansicht nach sowohl finanziell als auch gesundheitlich mit MB SportsReps besser.«
Myron sah Mr. Crane an. »Haben Sie sonst noch Fragen?«
Crane trank einen Schluck Wein, prüfte die Farbe und stellte das Glas vor sich ab. Seine Augenbrauen tanzten wieder Mambo. »Sie wurden uns wärmstens empfohlen, Mr. Bolitar. Oder, um genauer zu sein, Sie wurden Eddie empfohlen.«
»Oh?«, sagte Myron. »Von wem?«
Eddie blickte zur Seite. Mrs. Crane legte ihm eine Hand auf den Arm. Mr. Crane antwortete. »Valerie Simpson.«
Myron war überrascht. »Valerie hat mich empfohlen?«
»Sie meinte, es wäre für Eddie am besten, mit Ihnen zu arbeiten.«
»Das hat sie gesagt?« »Ja.«
Myron sah Eddie an. Er weinte zwar nicht, sah jedoch so aus, als wollte er jeden Moment damit anfangen. »Was hat sie sonst noch gesagt, Eddie?«
Achselzucken. »Sie hat gesagt, dass Sie ehrlich sind. Dass Sie mich anständig behandeln.«
»Woher kanntest du Valerie?«
»Sie haben sich in Pavels Camp in Florida kennen gelernt«, antwortete Crane. »Sie war sechzehn, als Eddie dort aufgenommen wurde. Er war erst neun. Ich glaube, sie hat sich ein bisschen um ihn gekümmert.«
»Sie standen sich ziemlich nahe«, fügte Mrs. Crane hinzu. »Was für eine Tragödie.«
»Hat sie sonst noch irgendetwas gesagt, Eddie?«
Noch ein Achselzucken. Schließlich sah Eddie ihn an. Myron hielt seinem Blick stand.
»Es ist wichtig«, sagte Myron.
»Sie hat gesagt, dass ich nicht mit TruPro arbeiten soll«, sagte er.
»Warum nicht?«
»Das hat sie nicht gesagt.«
»Meiner Ansicht nach«, ergänzte Mr. Crane, »hat sie TruPro die Schuld für ihren Absturz gegeben.«
»Was meinst du, Eddie?«, fragte Myron.
Noch einmal ein Achselzucken. »Kann sein. Ich weiß es nicht.«
»Aber du glaubst nicht, dass es daran lag?«
Keine Antwort.
Mrs. Crane sagte: »Ich glaube, das reicht jetzt. Der Mord an Valerie hat Eddie sehr mitgenommen.«
Nach einer kurzen Pause fingen sie wieder an, übers Geschäft zu sprechen. Aber Eddie sagte nichts mehr. Gelegentlich öffnete er den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Als sie aufstanden und sich zum Gehen bereit machten, beugte er sich zu Myron hinüber und flüsterte: »Warum wollen Sie so viel über Valerie wissen?«
Myron entschloss sich, die Wahrheit zu sagen. »Ich versuche herauszubekommen, wer sie ermordet hat.«
Eddie starrte ihn mit großen Augen an. Er sah sich um. Seine Eltern waren damit beschäftigt, sich von Francois zu verabschieden. Der küsste Mrs. Crane die Hand.
»Ich glaube, du könntest mir helfen«, sagte Myron.
»Ich?«, fragte Eddie. »Ich weiß überhaupt nichts.«
»Ihr wart befreundet. Du hast sie gut gekannt.«
»Eddie?«
Mr. Cranes Stimme.
»Ich muss los, Mr. Bolitar. Danke für alles.«
»Ja, herzlichen Dank«, ergänzte Mr. Crane. »Wir sprechen noch mit ein paar anderen Agenturen, aber wir werden uns bei Ihnen melden.«
Nachdem sie gegangen waren, brachte Francois die Rechnung. »Ihre Krawatte steht Ihnen ganz ausgezeichnet, Mr. Bolitar.«
Der Mann wusste, wie man Leuten in den Arsch kroch. »Sie hätten Agent werden sollen, Francois.«
»Vielen Dank, Sir.«
Myron gab ihm seine Visa-Card und wartete. Er schaltete sein Handy ein. Eine Nachricht von Win. Myron rief ihn an.
»Wo bist du?«, fragte Myron.
»An der 2Öth Street in der Nähe der 8th Avenue«, sagte Win.
»In dem Cadillac befanden sich zwei Gentlemen - im weitesten Sinne kann man sie wohl als solche bezeichnen -, die dir zum La Reserve gefolgt, eine Zeit lang im Wagen sitzen geblieben und vor etwa einer halben Stunde weggefahren sind. Jetzt sind sie in ein Lokal von recht zweifelhafter Reputation eingekehrt.« »Zweifelhafte Reputation?«
»Es heißt >Beaver Hunt<. Reicht das?«
»Bleib an ihnen dran. Ich komm sofort runter.«
12
Win wartete gegenüber vom Beaver Hunt. Es war ruhig, nur ein wenig Musik drang aus der Bar auf die Straße, ein großer Neonschriftzug im Fenster verkündete »OBEN OHNE.«
»Es sind zwei«, sagte Win. »Der Fahrer ist ein circa einsneunzig großer Weißer. Übergewichtig, aber kräftig. Ich glaube, sein Sinn für Mode wird dir gefallen.«
»Will sagen?«
»Wirst du schon sehen. Sein Begleiter ist schwarz. Gut einsachtzig. Hat eine
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