Schlag auf Schlag
zusammen. Sein Name ist Win Lockwood. Er gilt als einer der besten Finanzberater des Landes. Wins Herangehensweise ist ähnlich wie meine: Er will, dass du jede Investition, die er für dich macht, verstehst und ihr zustimmst. Ich werde darauf bestehen, dass du mindestens fünfmal im Jahr mit ihm sprichst, wenn's geht noch öfter, damit ihr eine solide, langfristige Finanz- und Steuerplanung machen könnt. Ich will, dass du immer weißt, wo dein Geld ist. Viele Sportler werden übervorteilt - sie investieren in unsichere Projekte, weil sie den falschen Leuten vertrauen und ähnliches. Das wird dir nicht passieren, weil du - nicht nur ich, nicht nur Win, nicht nur deine Eltern, sondern du - dafür sorgst, dass es nicht passiert.«
Francois kam mit den Vorspeisen. Er lächelte strahlend, während seine Untergebenen servierten. Dann deutete er ungeduldig auf den Tisch und kommandierte sie in gereiztem Französisch herum, als könnten sie unmöglich wissen, wie man einen Teller vor einen Menschen stellt, ohne dass er es ihnen sagte.
»Haben Sie sonst noch einen Wunsch?«, fragte Francois.
»Ich glaube nicht.«
Francois senkte den Kopf ein wenig. »Wenn es irgendetwas gibt, das Ihren Aufenthalt in unserem Restaurant noch angenehmer machen könnte, zögern Sie bitte nicht, danach zu fragen.«
Myron warf einen Blick auf sein Lachs-Carpaccio. »Hätten Sie vielleicht ein wenig Ketchup?«
Francois wurde blass. »Pardon?«
»Das war nur ein Witz, Francois.«
»Und zwar ein ausgezeichneter, Mr. Bolitar.«
Francois rutschte auf seiner Schleimspur davon. Myron der Scherzkeks hat wieder zugeschlagen.
»Wer ist die junge Dame, die dieses Dinner arrangiert hat?«, fragte Mr. Crane. »Miss Diaz. Welche Funktion hat sie in Ihrer Agentur?«
»Esperanza ist meine Partnerin. Meine rechte Hand.«
»Was für eine Ausbildung hat sie?«
»Zurzeit absolviert sie ein Abendstudium in Jura. Deshalb kann sie jetzt auch nicht hier sein. Außerdem war sie Profi-Catcherin.«
Das weckte Eddies Interesse. »Ehrlich? Wer war sie denn?«
»Little Pocahontas.«
»Die indianische Prinzessin? Sie war zusammen mit Big Mama Zweier-Team-Champion.«
»Genau.«
»Mann, die ist echt heiß.« »Ja.«
Mrs. Crane knabberte an ihrem Lachs herum. Mr. Crane schenkte seiner Suppe fürs Erste keine Beachtung. »Erzählen Sie mir doch einmal«, sagte er, »welche Strategie Sie für Eddies Karriere verfolgen würden?«
»Kommt darauf an«, sagte Myron. »Da gibt es keine Patentlösung. Ihr Sohn ist zwei gegensätzlichen Einflüssen ausgesetzt. Einerseits ist Eddie erst siebzehn. Er ist noch ein Jugendlicher. Das Tennis darf ihn nicht so sehr in Anspruch nehmen, dass er anfängt, es zu hassen. Er muss sich amüsieren, versuchen, die Dinge zu tun, die Siebzehnjährige sonst auch tun. Andererseits wäre es naiv zu glauben, dass Tennis für ihn weiterhin nur ein Spiel bleibt. Oder dass er ein >normaler< Jugendlicher ist. Hier geht es um Geld. Um viel Geld. Wenn Eddie es richtig macht, sich hier und da einschränkt, das eine oder andere Opfer bringt und konsequent mit Win zusammenarbeitet, kann er in den nächsten Jahren so viel verdienen, dass er fürs Leben ausgesorgt hat. Es ist ein schwieriger Balanceakt - wie viele Wettkämpfe und Einladungsturniere soll er spielen, an wie vielen Promotion-Aktionen teilnehmen, wie viele Werbeverträge unterschreiben?«
Cranes Augenbrauen nickten. Offenbar waren sie seiner Meinung.
Myron wandte sich wieder an Eddie. »Du solltest dir gleich am Anfang eine größere Summe sichern, weil man nicht weiß, was alles passieren kann. Ich bin da das beste Beispiel. Aber du darfst dich auch nicht vollkommen verausgaben. Das Schwierigste im Leben ist manchmal, Schwindel erregende Summen abzulehnen. Aber im Endeffekt sind das nicht meine, sondern deine Entscheidungen. Es geht um dein Geld. Wenn du jeden Wettkampf und jedes Einladungsturnier spielen willst, ist es nicht meine Aufgabe, dich davon abzuhalten. Aber das schaffst du nicht, Eddie. Das schafft keiner. Du bist ein netter Kerl. Du bist nicht verschroben. Du hast eine ordentliche Erziehung genossen. Aber wenn du dich zu weit verbiegst, zerbrichst du irgendwann. Das habe ich leider schon viel zu oft gesehen.
Ich will, dass du viel Geld verdienst. Aber ich jage nicht jedem Cent nach. Ich will nicht, das du ein Goldesel wirst. Du sollst Freude haben. Das Ganze soll dir Spaß machen. Ich will, dass dir bewusst ist, was für ein Glück du hast.«
Die Cranes hörten gespannt
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