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Schlag auf Schlag

Schlag auf Schlag

Titel: Schlag auf Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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lange Narbe auf der rechten Wange. Man könnte ihn wohl als dünn und drahtig beschreiben.«
    Myron blickte die Straße auf und ab. »Wo haben sie ihren Wagen?«
    »Auf einem Parkplatz an der 8th Avenue.«
    »Warum nicht hier auf der Straße? Ist doch genug Platz?«
    »Ich vermute, unser Mann hängt sehr an seinem bezaubernden Gefährt.« Win lächelte. »Wenn damit etwas passieren sollte, wäre er womöglich sehr ungehalten.«
    »Wie schwierig ist es, in den Wagen reinzukommen?«
    Win wirkte beleidigt. »Tun wir mal so, als hätte ich diese Frage nicht gehört.«
    »Gut. Du kümmerst dich um den Wagen. Ich geh rein.«
    Win salutierte. »Roger. Wilco.«
    Sie trennten sich. Win ging zum Parkplatz, Myron zur Bar. Umgekehrt wäre es Myron lieber gewesen, besonders weil die beiden
    Männer ihn kannten, doch sie mussten ihre Stärken nutzen. Win konnte besser Autos aufbrechen und mit mechanischen Dingen umgehen. Myron war besser in - nun ja - Angelegenheiten wie diesen.
    Mit gesenktem Kopf betrat er die Bar. Nur zur Sicherheit. Es wäre nicht nötig gewesen. Niemand beachtete ihn. Eintritt wurde nicht genommen. Myron schaute sich um. Zwei Worte kamen ihm in den Sinn: Miese Spelunke. Die Einrichtung war im frühen amerikanischen Bier-Stil gehalten. An den Wänden hingen Bierlogos aus Neonröhren. Die Theke und die Tische waren mit Glasrändern überkrustet. Hinter der Theke waren Bierflaschen aus dem ganzen Land zu Pyramiden gestapelt.
    Natürlich gab es Oben-ohne-Tänzerinnen. Gelangweilt hopsten sie auf kleinen Bühnen herum, die wie alte Requisiten aus Wonderama aussahen. Die meisten Tänzerinnen waren nicht hübsch. Ganz im Gegenteil. Die Fitnesswelle hatte das Beaver Hunt noch nicht erreicht. Wabbelndes Fleisch. Der Laden erinnerte eher an ein Zellulitis-Forschungszentrum als an einen Hort männlicher Fantasien.
    Myron setzte sich an einen Ecktisch. Ein paar Gäste trugen Anzüge, die meisten ließen sich jedoch eindeutig der Unterschicht zuordnen. Das besser gestellte Publikum holte sich sein Oben- ohne-Kontingent normalerweise im Goldfingers oder im Score, wo die Frauen weitaus ansprechender aussahen, auch wenn nicht unerhebliche Teile ihrer Körper etwa so echt waren wie die ihrer aufblasbaren Kolleginnen.
    Vor der Hauptbühne lachten sich zwei Typen halb tot. Ein Schwarzer und ein Weißer. Sie entsprachen Wins Beschreibung. Als die Tänzerinnen die Bühne wechselten, mischte sich die, die vor ihnen getanzt hatte, unters Publikum. Zeit, Kontakte zu knüpfen. Die beiden Typen fingen an, mit ihr zu verhandeln. In Läden wie dem Goldfingers oder dem Score zahlte man 20 bis 25 Dollar für einen Table-Dance. Und ein Table-Dance war im Prinzip genau das, was der Name besagte. Die Frau zog ihr Oberteil aus und tanzte für vielleicht fünf Minuten auf dem Tisch und um ihn herum. Sie fasste niemanden an und durfte nicht angefasst werden. In den dunklen Ecken des Beaver Hunt hingegen wurde der halbwegs neuartigen Passion des Lap-Dance gefrönt. Beim Lap-Dance, unter Pubertierenden auch als Trockenfick bekannt, rieb eine Tänzerin ihren Körper so lange im Schritt eines Mannes, bis dieser, nun ja, einen Orgasmus hatte. Abgesehen von moralischen Ressentiments stellten sich Myron einige Fragen zum technischen Ablauf dieses Vorgangs. Zum Beispiel, wie der Mann den weiteren Verlauf des Abends gestaltete. Brachte man sich frische Unterwäsche mit?
    So viele Fragen, so wenig Zeit.
    Die beiden Männer und die Tänzerin kamen auf Myron zu. Jetzt sah er auch, was Win mit »Sinn für Mode« gemeint hatte. Der Weiße hatte tatsächlich kräftige Arme, dazu aber einen Hängebauch und eine schlaffe Brust. Durch die entsprechende Kleidung hätten sich diese Mängel zumindest teilweise verstecken lassen, doch der Typ hatte ein enges Netzhemd gewählt. Netz. Also vorwiegend Löcher. Also im Prinzip gar kein Hemd. Seine Brustbehaarung - und davon war reichlich vorhanden - ragte durch die Löcher heraus. Die Haare wirkten ungewöhnlich lang und ringelten sich - verfingen sich sogar - in den vielen Goldkettchen, die er um den Hals trug. Als er an ihm vorbeiging, hatte Myron seinen Rücken voll im Blick, der, na herzlichen Dank, sogar noch haariger und fettiger war als die Brust.
    Myron wurde ein bisschen übel.
    »Fünfzehn Dollar für die ersten zehn Minuten«, sagte die Frau. »Weniger ist nicht drin.«
    »Fang hier keine Zicken an, Hure«, sagte Netzhemd. »Wir sind zu zweit. Zwei für den Preis von einem.«
    »Yeah«, stimmte der Schwarze

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