Schlag auf Schlag
getan?«, fragte Mr. Crane. »Nach der Verletzung?«
Das Bewerbungsgespräch. Ein Teil der Verhandlungen. Für ehemalige Sportler war es schwieriger. Die Leute erwarteten einfach, dass man ein bisschen dämlich war.
»Ich war lange in der Rehabilitation«, sagte Myron. »Ich dachte, ich könnte es gegen jede Wahrscheinlichkeit schaffen, es den Ärzten zeigen und wieder spielen. Als ich so weit war, dass ich mir die Wahrheit eingestehen konnte, habe ich angefangen Jura zu studieren.«
»Wo?«
»In Harvard.« » Beeindruckend.«
Myron versuchte bescheiden zu wirken. Beinahe hätte er die Augen niedergeschlagen.
»Wurde Ihre Arbeit im Law Review veröffentlicht?« »Nein.«
»Sind Sie graduierter Betriebswirt?« »Nein.«
»Was haben Sie nach Ihrem Examen gemacht?« »Ich bin Sportagent geworden.«
Mr. Crane runzelte die Stirn. »Wie lange haben Sie studiert?« »Fünf Jahre.« »Warum so lange?«
»Ich habe während des Studiums gearbeitet.« »In welchem Bereich?«
»Für die Regierung.« Klang gut und war vage genug. Er hoffte, Crane würde nicht nachfragen.
»Verstehe.« Wieder runzelte Crane die Stirn. Dabei schien sich alles in seinem Gesicht mitzurunzeln. Der Mund, die Stirn, sogar die Ohren. »Warum wollten Sie Sportler vertreten?«
»Weil ich dachte, es könnte mir Spaß machen. Und dass ich gut darin wäre.«
»Ihre Agentur ist klein.« »Stimmt.«
»Die größeren Agenturen haben meist bessere Verbindungen.« »Stimmt.«
»Sie haben sicher nicht so viel Einfluss und Macht wie ICM, TruPro oder Advantage.« »Stimmt.«
»Sie haben nicht viele erfolgreiche Tennisspieler unter Vertrag.«
»Stimmt.«
Crane sah ihn missbilligend an. »Dann sagen Sie mir doch, Mr. Bolitar, warum wir uns für Sie entscheiden sollten.« »Auf Partys bin ich 'ne echte Stimmungskanone.« Mr. Crane ließ sich kein Lächeln entlocken. Eddie schon. Dann fing er sich wieder und hielt sich die Hand vor den Mund. »Soll das ein Witz sein?«, fragte Crane. »Verraten Sie mir etwas, Mr. Crane. Sie wohnen in Florida, nicht wahr?«
»St. Petersburg.«
»Wie sind Sie nach New York gekommen?« »Wir sind geflogen.« »Ja. Aber wer hat den Flug bezahlt?« Die Cranes sahen sich skeptisch an. »TruPro hat die Tickets bezahlt, stimmt's?« Mr. Crane nickte zögernd.
»Und die haben Sie auch mit einer Limousine vom Flughafen abholen lassen«, fuhr Myron fort. Wieder ein Nicken. »Ihre Jacke, Ma'am. Ist die neu?« »Ja.« Zum ersten Mal hatte Mrs. Crane etwas gesagt. »Hat eine der großen Agenturen sie Ihnen gekauft?« »Ja.«
»Bei den großen Agenturen sind auch Ehefrauen oder Mitarbeiterinnen dafür abgestellt, Sie durch die Stadt zu führen, Ihnen die Sehenswürdigkeiten zu zeigen, mit Ihnen einkaufen zu gehen und so weiter, nicht wahr?« »Ja.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, unterbrach Crane. »Das ist einfach nicht mein Ding«, sagte Myron. »Was meinen Sie mit >das«
»Arschkriechen. Ich bin nicht besonders gut darin, einem
Klienten in den Arsch zu kriechen. Und den Eltern in den Arsch kriechen kann ich schon gar nicht. Eddie?«
»Ja?«
»Haben die großen Agenturen dir versprochen, dass bei jedem Match jemand dabei ist?«
Eddie nickte.
»Das mache ich nicht«, sagte Myron. »Wenn du mich brauchst, bin ich sieben Tage die Woche rund um die Uhr für dich da. Aber ich werde nicht sieben Tage die Woche rund um die Uhr anwesend sein. Wenn du willst, dass jemand dir bei jedem Match das Händchen hält, weil Agassi oder Chang auch immer so einen dabei haben, dann geh zu einer der großen Agenturen. Das können die besser als ich. Wenn du jemand brauchst, der Besorgungen für dich macht oder deine Wäsche wäscht, bin ich auch nicht der Richtige.«
Wieder sahen die Cranes sich an. »Nun«, meinte Mr. Crane, »wie ich höre, sagen Sie, was Sie denken, Mr. Bolitar. Allem Anschein nach werden Sie Ihrem Ruf gerecht.«
»Sie haben nach den Unterschieden zwischen mir und den anderen Agenturen gefragt.«
»Das habe ich.«
Myron sprach jetzt vor allem Eddie an. »Meine Firma ist klein und einfach. Ich handle alle Verträge für dich aus - Antrittsgelder, Promotion-Auftritte, Einladungsturniere, Werbeverträge und so weiter. Aber ich unterschreibe nichts, was du nicht willst. Nichts ist endgültig, bevor du es nicht gesehen und verstanden hast und persönlich zustimmst: Ist das soweit in Ordnung?«
Eddie nickte.
»Dein Vater hat schon darauf hingewiesen, dass ich kein graduierter Betriebswirt bin. Aber ich arbeite mit einem
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