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Schlag auf Schlag

Schlag auf Schlag

Titel: Schlag auf Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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»Hier lang«, sagte er.
    Sie nahmen eine Abkürzung durch eine schmale Gasse und waren noch vor Netzhemd und Jim am Parkplatz. Es war nicht etwa eine Tiefgarage, sondern eine Freifläche. Der Wächter saß in seiner kleinen Kabine und sah sich auf einem winzigen Schwarzweiß-Fernseher die Wiederholung einer Koseanne-Folge an. Win zeigte auf den Cadillac. Sie versteckten sich zwei Stellplätze weiter hinter einem Oldsmobile und warteten.
    Netzhemd und Jim gingen auf die Kabine zu. Sie blickten immer noch die Straße hinunter. Jim war in Panik. »Wie ist er uns draufgekommen, Lee? Hä?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Nichts. Wir nehmen 'nen anderen Wagen, wa. Versuchen's noch mal.«
    »Hast du noch 'n Wagen, Lee?«
    »Nee«, sagte Netzhemd. »Wir mieten einen.«
    Sie zahlten, bekamen eine Quittung und die Schlüssel. Netzhemd hatte darauf bestanden, den Wagen selbst auszuparken.
    »Das«, flüsterte Win, »könnte jetzt lustig werden.«
    Als sie am Cadillac waren, steckte Netzhemd den Schlüssel ins Türschloss. Er stutzte, schaute nach unten und fing an zu schreien.
    »Scheiße! Gottverdammte Scheiße!«
    Myron und Win traten zu ihnen.
    »Diese Ausdrucksweise. Was für unanständige Wörter«, sagte Myron.
    Netzhemd glotzte seinen Wagen ungläubig an. Win hatte unter dem Schloss ein Loch in die Tür gebohrt, um sie aufzubekommen. Wenn Raffinesse erforderlich war, verwendete er eine andere Methode, hier jedoch hatte er diese für angemessen gehalten. Außerdem war ihm noch »versehentlich« die Hand ausgerutscht, sodass sich ein langer Kratzer über beide Türen der Fahrerseite zog.
    »Sie«, schrie Netzhemd. Mit rotem Gesicht, einem Schlaganfall nahe, zeigte er auf Myron und wiederholte: »Sie!«
    Win wandte sich an Myron. »Dieser Wortschatz!«
    »Ja. Aber noch mehr fasziniert mich der Satzbau.«
    »Sie!«, sagte Netzhemd. »Warn Sie das mit dem Wagen?«
    »Er nicht«, sagte Win. »Ich. Und ich muss zugeben, dass es drinnen wirklich sehr sauber und gepflegt war. Schrecklich, dass ich den Ahornsirup auf den Velourpolstern verschüttet habe.«
    Netzhemd bekam Stielaugen. Er sah ins Wageninnere, legte eine Hand auf den Sitz und brüllte auf. Der Schrei war ohrenbetäubend. Er war so laut, dass der Parkplatzwächter sich beinahe bewegt hätte.
    Myron sah Win an. »Ahornsirup?«
    »Markenware. Log Cabin.«
    »Ich persönlich ziehe ja Aunt Jemima vor«, sagte Myron.
    »Über Geschmack lässt sich nicht streiten.«
    »Hast du im Wagen etwas gefunden?«
    »Nicht viel«, sagte Win. »Im Handschuhfach waren ein paar Parkscheine.« Er gab sie Myron. Der sah sie sich kurz an.
    »Also«, rief Myron. »Für wen arbeitet ihr?«
    Netzhemd kam auf ihn zu. »Mein Wagen!«, schrie er mit rotem Gesicht. »Sie... mein Wagen! Mein Wagen!«
    Win seufzte. »Wenn wir damit jetzt bitte aufhören könnten. Es wird auf die Dauer doch tres langweilig.«
    »Sie Arschloch! Sie...« Netzhemd hatte wieder die Fäuste geballt. Böse lächelnd näherte er sich Win. »Ich polier dir die Visage, Süßer.«
    Win sah Myron an. »Süßer?«
    Myron zuckte die Achseln.
    Jim stand neben Netzhemd. Sie hatten beide keine Pistole, das wusste Myron. Vielleicht hatten sie irgendwo ein Messer versteckt, doch das bereitete ihm keine Sorgen.
    Netzhemd war nur noch einen Meter von Win entfernt. Das kannten sie schon. Die Schläger hielten sich immer an Win. Er war fast 15 Zentimeter kleiner als Myron und 15 Kilo leichter. Außerdem sah er aus wie ein verweichlichter Junge aus gutem Hause, der den Finger höchstens mal krumm machte, um den Butler herbeizuwinken - das perfekte Opfer für den sicherheitsbewussten Raufbold von Welt.
    Netzhemd trat noch einen Schritt näher an Win heran und ballte die Faust. Ihr Auftraggeber, wer auch immer das sein mochte, hatte die Jungs offenbar nicht allzu gründlich in ihren neuen Aufgabenbereich eingewiesen.
    Die Faust zischte auf Wins Nase zu. Win wich ihr aus. Manchmal fand Myron, Win bewege sich wie eine Katze, doch das traf es nicht ganz. Er war mehr wie ein Gespenst. In der Nanosekunde war er noch da, in der nächsten einen halben Meter weiter links. Netzhemd versuchte es noch einmal. Diesmal blockte Win den Schlag ab. Mit einer Hand hielt er Netzhemds Faust fest, mit der anderen verpasste er ihm einen Handkantenschlag an den Hals. Netzhemd torkelte benommen zurück. Jim trat einen Schritt vor.
    »Denk nicht mal dran«, sagte Myron.
    Jim floh.
    Myron Bolitar. Ein Mann zum Fürchten.
    Netzhemd fand sein

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