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Schlag auf Schlag

Schlag auf Schlag

Titel: Schlag auf Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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aus heiterem Himmel angerufen?«, fragte Myron.
    »So könnte man es ausdrücken.«
    »Würdest du es so ausdrücken?«
    »Stehe ich unter Eid?«
    »Nein. Hast du eine Idee, wer sie umgebracht haben könnte?«
    Win stand regungslos da. »Wir reden später darüber«, sagte er. »Erst muss ich mich um ein paar geschäftliche Dinge kümmern.«
    Die Fahrstuhltür schloss sich. Myron wartete einen Augenblick, als rechnete er damit, dass sie sich gleich wieder öffnen würde. Dann ging er den Flur entlang zu der Tür mit der Aufschrift MB SportsReps Inc.
    Als er sie öffnete, sah Esperanza ihn von ihrem Schreibtisch aus an. »Herrgott, du siehst ja furchtbar aus.«
    »Hast du das von Valerie gehört?«
    Sie nickte. Falls sie ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie
    Valerie Simpson nur wenige Augenblicke vor dem Mord Eisprinzessin genannt hatte, konnte sie das gut verbergen. »Du hast Blut an der Jacke.«
    »Ich weiß.«
    »Ned Tunwell von Nike ist im Konferenzsaal.«
    »Dann werd ich wohl zu ihm reingehen. Geknickt durch die Gegend zu schleichen bringt ja auch nichts.«
    Esperanza sah ihn an. Ausdruckslos.
    »Jetzt reg dich bloß nicht auf«, fuhr er fort. »Ich pack das schon.«
    »Ich gebe mir Mühe, nicht die Fassung zu verlieren«, erwiderte sie.
    Miss Mitgefühl.
    Als Myron die Tür zum Konferenzsaal öffnete, sprang Ned Tunwell wie ein fröhlicher Welpe auf ihn zu. Er lächelte strahlend, schüttelte Myrons Hand und klopfte ihm auf den Rücken. Myron fürchtete schon, er würde ihm auf den Schoß springen und das Gesicht lecken.
    Ned Tunwell sah aus wie Anfang dreißig, war also ungefähr in Myrons Alter. Er war ein durch und durch optimistischer Mensch, wie ein Hare-Krishna-Anhänger auf Speed oder, schlimmer noch, wie ein Teilnehmer des Fernsehquiz Familienduell. Er trug einen blauen Blazer, ein weißes Hemd, eine kakifarbene Hose, eine schrille Krawatte und natürlich Nike-Turnschuhe. Die neue Duane-Richwood-Line. Er hatte gelbblonde Haare und einen milchigen Schnurrbart.
    Schließlich hatte Ned sich soweit beruhigt, dass er ein Video hochhalten konnte. »Warte, bis du das gesehen hast«, jubilierte er. »Myron, es wird dir gefallen. Es ist fantastisch.«
    »Sehen wir es uns mal an.« »Ich sag dir, Myron, es ist fantastisch. Einfach fantastisch. Unglaublich. Das hätte ich niemals erwartet. Es ist noch viel besser als das, was wir mit Courier und Agassi gemacht haben. Es wird dir gefallen. Es ist fantastisch. Ganz fantastisch, das kannst du mir glauben.«
    »Fantastisch« war das Schlüsselwort.
    Tunwell schaltete den Fernseher an und schob das Video in den Recorder. Myron setzte sich und versuchte, das Bild von Valerie Simpsons Leiche aus seinem Gedächtnis zu verdrängen. Er musste sich konzentrieren. Das hier - Duanes erster landesweit ausgestrahlter Werbespot - war von größter Bedeutung. Es war nun mal so, dass Werbespots mehr Einfluss auf das Image eines Sportlers hatten als alles andere - einschließlich seines Talents und der sonstigen Medienpräsenz. Die Werbung macht den Sportler. Jeder kannte Michael Jordan als Air Jordan. Die meisten Basketball- Fans wussten nicht, dass Larry Johnson für die Charlotte Horners spielte, aber jeder kannte seinen Grandma-Charakter. Die richtige Kampagne machte einen Sportler zum Star. Die falsche konnte ihn zerstören.
    »Wann geht er auf Sendung?«, fragte Myron.
    »Während der Viertelfinale. Wir jagen ihn durch alle Programme.«
    Das Band war zurückgespult. Duane stand kurz davor, einer der höchstbezahlten Tennisspieler der Welt zu werden. Nicht weil er Tennisturniere gewann - was allerdings in keiner Weise schaden würde -, sondern durch Werbeverträge. In den meisten Sportarten verdienten die Stars mehr Geld durch Werbesponsoren als durch Gehälter und Einsatzprämien. Im Tennis verdienten sie dadurch viel mehr. Sogar verdammt viel mehr. Die Top Ten machten vielleicht 15 Prozent aus Siegesprämien. Der größte Teil stammte aus Werbeverträgen, Einladungsturnieren und Antrittsgeldern - Geld, das die großen Stars dafür bekamen, dass sie an bestimmten Turnieren teilnahmen, egal, wie sie dann abschnitten.
    Das Tennis brauchte frisches Blut, und Duane Richwood war die belebendste Transfusion, die es seit Jahren bekommen hatte. Courier und Sampras waren so aufregend wie Trockenfutter für Hunde. Die Schweden waren durch die Bank Schlaftabletten, und Agassis Nummer wurde auch langsam fad. McEnroe und Connors waren Geschichte.
    Vorhang auf für Duane Richwood.

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