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Schlag auf Schlag

Schlag auf Schlag

Titel: Schlag auf Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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mitfühlend oder beides?
    Cross lächelte ihn noch einmal schief und gewinnend an. »Ich hoffe, ich habe Ihre Neugier befriedigt«, sagte er.
    Hatte er nicht. Nicht einmal annähernd. Doch Myron machte sich nicht die Mühe, ihm das mitzuteilen.

20
    Als er das Gebäude verlassen hatte, schlenderte Myron die Madison Avenue entlang. Der Verkehr stand. Höchst ungewöhnlich für Manhattan. Auf der 45th Street wurden fünf Spuren zu einer zusammengeführt. Die anderen vier wurden von einer dieser New Yorker Baustellen blockiert, bei denen Dampf von unten auf die Straße quillt. Fast wie bei Dante. Woher kam dieser Dampf eigentlich?
    Er wollte gerade die 53rd Street überqueren, als ihm etwas Hartes in die Rippen gestoßen wurde.
    »Entschuldige dich, Arschloch.«
    Myron erkannte die Stimme, noch ehe er die verpflasterte Nase und die Veilchen sah. Netzhemd. Die Pistole, die er Myron in die Rippen drückte, verdeckte er mit seinem Körper vor den Blicken neugieriger Passanten.
    »Immer noch dasselbe Hemd«, sagte Myron. »Herrgott, du hast dich nicht mal umgezogen.«
    Netzhemd verpasste ihm einen kurzen Schlag mit der Waffe. »Du wirst dir noch wünschen, dass du nie nich auf die Welt gekommen wärst, Arschloch. In den Wagen.«
    Der Wagen - der himmelblaue Cadillac mit den langen Kratzern an der Fahrerseite - hielt neben ihnen. Jim, Netzhemds Partner, fuhr, doch Myron nahm ihn kaum wahr. Sein Blick fiel sofort auf die unverkennbare Gestalt auf dem Rücksitz. Die Gestalt winkte ihm lächelnd zu.
    »Hey, Myron«, rief sie. »Wie geht's denn so?«
    Aaron.
    »Bring ihn her, Lee«, sagte Aaron.
    Netzhemd drückte Myron den Lauf der Pistole fester in die Rippen. »Los, beweg dich, Arschloch.«
    Myron setzte sich neben Aaron auf den Rücksitz. Netzhemd Lee nahm neben Jim auf dem Beifahrersitz Platz. Die Vordersitze, auf die Win den Ahornsirup gegossen hatte, waren mit Plastikfolie abgedeckt.
    Aaron trug sein übliches Outfit. Strahlend weißer Anzug, weiße Schuhe, keine Socken. Kein Hemd. Aaron trug nie ein Hemd, da er es vorzog, seine braun gebrannte Brustmuskulatur zur Schau zu stellen. Sie glänzte von einer Art Öl oder Fett. Mit seiner Babypopo-glatten Haut sah er immer aus, als käme er frisch aus dem Enthaarungs-Studio. Aaron war groß, knappe zwei Meter, und 120 Kilo schwer. Sein Gewichtheber-Körperbau war nicht nur Show. Aaron bewegte sich mit einer Geschwindigkeit und Eleganz, die seiner massigen Gestalt Hohn zu sprechen schien. Sein glattes schwarzes Haar hatte er zu einem langen Pferdeschwanz zusammengebunden.
    Er empfing Myron mit einem Entertainer-Lächeln, das er hartnäckig beibehielt.
    Myron sagte: »Hübsches Lächeln, Aaron. Ne Menge Zähne.«
    »Anständige Zahnhygiene. Ist so was wie ein Hobby von mir.«
    »Du solltest mal versuchen, Lee für dein Hobby zu gewinnen«, sagte Myron.
    Netzhemds Kopf fuhr herum. »Was hast du gesagt, Arschloch?«
    »Dreh dich um, Lee«, sagte Aaron. Netzhemd warf Myron noch ein paar finstere Blicke zu. Myron gähnte. Jim fuhr. Aaron lehnte sich zurück. Er schwieg freundlich lächelnd. Alles an ihm glänzte im Sonnenlicht. Nachdem sie zwei Kreuzungen überquert hatten, zeigte Myron auf Aarons Ausschnitt. »Da haben sie bei der Epilation ein Brusthaar übersehen.«
    Man musste Aaron zugute halten, dass er nicht hinsah. »Wir müssen uns unterhalten, Myron.«
    »Worüber?«
    »Valerie Simpson. Ich glaube, dieses eine Mal stehen wir tatsächlich auf derselben Seite.« »Oh?«
    »Du willst Valerie Simpsons Mörder schnappen. Genau das wollen wir auch.«
    »Ehrlich?«
    »Ja. Mr. Ache ist entschlossen, ihren Mörder vor Gericht zu bringen.«
    »Dieser Frank. Der barmherzige Samariter kann einfach nicht aus seiner Haut.«
    Aaron gluckste. »Immer noch der alte Witzbold, was, Myron? Na ja, ich gebe zu, dass es ein bisschen komisch klingt, aber wir wollen dir helfen.«
    »Wie?«
    »Uns beiden ist klar, dass Roger Quincy Valerie Simpson umgebracht hat. Mr. Ache ist bereit, seinen beträchtlichen Einfluss zu nutzen, um ihn ausfindig zu machen.«
    »Und im Gegenzug?«
    Aaron spielte den Schockierten. Er legte seine manikürte, gullideckelgroße Hand auf die Brust. »Myron, das tut mir jetzt wirklich weh. Also ehrlich. Wir reichen dir aus reiner Freundschaft die Hand, und du schlägst sie mit einer Beleidigung aus.«
    »Mhm.«
    »Dies ist eine der seltenen Situationen, in der beide Seiten nur gewinnen können«, sagte Aaron. »Wir sind bereit, dich bei der Suche nach dem Mörder zu

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