Schlag auf Schlag
an seine eigene Sicherheit zu denken. Meine Public-Relations-Abteilung hat ganze Arbeit geleistet. In Wahrheit war er allerdings so high, dass er völlig irrational gehandelt hat. Er hat sich wie eine Art Superheld auf sie gestürzt. Der Yeller-Junge - der, der später von der Polizei erschossen wurde - hat alles fallen lassen und ist geflohen. Aber Errol Swade war ein
härterer Bursche. Er hat ein Springmesser gezogen und es meinem Jungen ins Herz gestochen. Beiläufig, haben sie gesagt. Desinteressiert.«
Senator Cross schwieg. Myron wartete darauf, dass er fortfahren würde. Als klar war, dass seine Saga beendet war, fragte Myron: »Was wollten sie im Club?«
»Wer?«
»Swade und Yeller.«
Senator Cross sah ihn verwundert an. »Sie waren Diebe.«
»Woher wissen Sie das?«
»Was hätten sie sonst dort gemacht?«
Myron zuckte die Achseln. »Ihrem Sohn Drogen verkaufen. Dealen. Das klingt weitaus einleuchtender als ein nächtlicher Einbruch in einen Tennisclub.«
Cross schüttelte den Kopf. »Sie hatten Sachen bei sich. Tennisschläger. Tennisbälle.«
»Wer sagt das?«
»Gregory und die anderen haben das gesagt. Außerdem wurden diese Dinge am Tatort gefunden.«
»Tennisschläger und -bälle?«
»Vielleicht hatten sie auch noch mehr bei sich. Das weiß ich nicht mehr.«
»Das wollten sie klauen?«, sagte Myron. »Tennis-Equipment?«
»Die Polizei glaubt, mein Sohn hätte sie gestört, bevor sie ihre Beute zusammen hatten.«
»Aber Ihr Sohn ist ihnen draußen, auf dem Gelände, über den Weg gelaufen. Wenn sie bereits Equipment bei sich hatten, dann müssen sie vorher schon in den Gebäuden gewesen sein.«
»Und was wollen Sie damit sagen?«, fragte der Senator schroff. »Dass mein Sohn bei einem Streit nach einem Drogendeal ermordet wurde?«
»Ich suche nur nach der plausibelsten Lösung.«
»Würde ein Mord beim Dealen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass eine Verbindung zu Valerie bestand?«
»Nein.«
»Und worauf wollen Sie dann hinaus?«
»Ich will auf gar nichts hinaus. Ich lasse mir nur die unter-schiedlichen Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Was ist dann passiert? Nach dem Mord?«
Senator Cross blickte wieder zur Seite, diesmal in Richtung eines der Öl-Porträts, aber Myron glaubte nicht, dass er es wirklich sah. »Gregory und die anderen Jungs sind zur Party zurückgerannt«, sagte er mit hohler Stimme. »Ich bin ihnen dann nach draußen gefolgt. Aus Alexanders Mund sprudelte Blut. Als ich bei ihm ankam, war er tot.«
Schweigen.
»Den Rest können Sie sich denken. Alles lief ganz automatisch ab. Ich habe eigentlich nicht viel getan. Meine Berater haben sich um alles gekümmert. Gregorys Vater - er ist Teilhaber dieser Kanzlei - hat auch mitgeholfen. Ich stand nur da und habe benommen genickt. Ich will Sie nicht belügen. Ich werde Ihnen nicht erzählen, dass ich nicht wusste, was ich tat. Ich wusste es. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, Myron. Es gibt kein selbstsüchtigeres Wesen als einen Politiker. Wir rechtfertigen unseren Egoismus gerne, indem wir behaupten, das, was wir tun, »läge im Interesse der Allgemeinheit« Auf jeden Fall haben wir auf der Stelle angefangen, den Fall zu vertuschen.«
»Und wenn die Wahrheit jetzt ans Tageslicht käme?«
Er lächelte. »Ich wäre erledigt. Aber jetzt habe ich keine Angst mehr davor. Aber vielleicht ist ja auch das eine Lüge, wer weiß das schon genau?« Hilflos hob er die Hände und senkte sie wieder. »Meine Frau hat nie die Wahrheit erfahren. Ich weiß nicht, wie sie damit fertig werden würde. Ich weiß es wirklich nicht. Alexander war ein guter Junge, Mr. Bolitar. Ich möchte nicht, dass sein
Angedenken in den Dreck gezogen wird. Im Endeffekt ändert die Drogengeschichte nichts an der Schuld Errol Swades und Curtis Yellers, und sie macht meinen Sohn nicht schuldiger. Er hat niemanden aufgefordert, ihn zu erstechen.«
Myron ließ einen Augenblick verstreichen. Dann kam er mit der überraschenden Frage aus der Tiefe des Raumes. »Was ist mit Deanna Yeller?«
Verwirrt. »Mit wem?«
»Curtis Yellers Mutter.«
»Was soll mit ihr sein?«
»Stehen Sie mit ihr in Verbindung?«
Noch verwirrter. »Natürlich nicht. Wie kommen Sie darauf?«
»Sie bezahlen sie nicht für ihr Schweigen?«
»Worüber sollte sie schweigen?«
»Über die Umstände, unter denen ihr Sohn gestorben ist.«
»Nein. Wieso sollte ich.«
»Nun ja, Curtis Yellers Leiche wurde auch nicht obduziert. Eigenartig, finden Sie nicht?«
»Wenn Sie damit
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