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Schlag weiter, Herz

Schlag weiter, Herz

Titel: Schlag weiter, Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davic Pfeifer
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sich fieberhaft, was passiert war. Etwas mit ihren Eltern? Mit Felix? War Mike Tyson verhaftet worden? Er musste sich bremsen, vor schlechtem Gewissen nicht irgendwas zu beichten. Vielleicht hatte es gar nichts mit ihm zu tun. Es gab noch Hoffnung. Er versuchte es mit einem neutralen Thema.
    »Wie war es bei der Arbeit?«
    »Nicht so schön.«
    Nadja sah ihn bitter an.
    »Barbara war völlig fertig, hat andauernd Rezepte durcheinandergebracht und schließlich erzählt, dass sie am Sonntagmorgen schon um fünf Uhr geweckt wurde und nicht mehr einschlafen konnte.«
    Mert lehnte sich mit den Ellbogen auf den Küchentisch und hoffte, dass die Anspannung, deren Ursache er nicht lokalisieren konnte, weichen würde, wenn er sich selbst lockerte.
    »Als ich sie gefragt habe, warum sie nicht schlafen konnte, hat sie es ausführlich geschildert.«
    Nadja hoffte, dass Mert etwas sagen würde, um den bevorstehenden Schmerz zu lindern. Um die Realität, die sie vor langer Zeit ausgesperrt hatten, weiterhin draußen vor der Tür zu halten. Es konnte immer noch ein bizarrer Zufall sein. Aber wenn sie aussprach, was sie gleich aussprechen musste, würde sich unüberbrückbares Unglück zwischen ihnen auftun. Und alles, was Mert noch sagen könnte, würde sie als Ausrede werten.
    Mert schwieg.
    »Wie sich herausgestellt hat, arbeitet Barbaras Mitbewohnerin auf dem Kiez, im Hans-Albers-Eck. Eine Kollegin von dir. Sie heißt Heike.« Nadja fixierte Mert, versuchte eine Reaktion abzulesen, aber der Name versickerte in Merts Ausdruckslosigkeit.
    »Diese Heike hat Samstagnacht einen Mann mit nach Hause gebracht«, fuhr Nadja fort. »Und offensichtlich hatten die beiden so laut Sex miteinander, dass Barbara nicht mehr schlafen konnte. Und die Nachbarn auch nicht.«
    Merts Magen zog sich zusammen. Ich habe danach nicht mal geduscht, das war alles, was er denken konnte.
    »Es ist ja wohl nicht sehr wahrscheinlich, dass noch ein anderer Typ mit langen Locken und einem Veilchen im Hans-Albers-Eck arbeitet.«
    Mert fühlte sich in die Ecke getrieben und wusste nicht, wie er sich aus der Situation befreien sollte. Er hätte reingehen können in die Bedrohung, die Wahrheit sagen. Aber von allen Menschen wollte er Nadja am wenigsten wehtun. Also sah er sich gezwungen, sich hinter seiner Deckung zu verschanzen.
    »Was habt ihr gemacht?«
    Da Mert nichts zu seiner Verteidigung vorbringen konnte, schwieg er.
    »Es muss ja ziemlich toll gewesen sein, wenn diese Heike die halbe Nachbarschaft zusammengeschrien hat.«
    Mert sah sie gequält an.
    »Sag schon, was habt ihr gemacht?«
    »Was glaubst du denn?«
    »Ich will wissen, ob ihr nur miteinander geschlafen habt, oder ob da noch mehr ist. Du bist ja nicht sehr zurückhaltend, was das angeht.«
    Nadja wollte einen Schmerz, der ihr helfen würde, von Mert loszukommen. »Sag schon. Nichts kann schlimmer sein als das, was ich mir vorstelle.«
    So banal die Stunde mit Heike gewesen war, so sehr beschämte Mert jetzt die Erinnerung, als er sich gezwungen fühlte, sie zu schildern.
    »Wir haben nur miteinander geschlafen«, sagte er.
    »Du lügst«, sagte Nadja, »ich kenn dich doch.«
    »Okay, wir haben das ganze Programm durchgezogen.«
    »Was heißt das?«
    »Was soll das schon heißen? Wir haben alles gemacht.«
    »Und natürlich ohne Kondom, oder? Erzähl mir bloß nicht, dass dir dieses Mal eingefallen wäre, vielleicht mal ein Kondom zu benutzen. Du hast bestimmt nicht daran gedacht, was du mir damit alles anhängen könntest.«
    Mert richtete sich auf, sein Rücken schmerzte von der Starre.
    »War es gut?«
    »Ach Nadja, jetzt hör doch mal auf.«
    »Ich hätte es wissen müssen. Ich wusste es eigentlich auch. Was für ein Typ du bist. Mein Bruder hat mich immer gewarnt, alles in mir hat mich gewarnt. Ein Mann wie du kennt keine Grenzen. Du bist zu dumm, um dir der Konsequenzen deines Handelns bewusst zu sein.«
    »Es hatte nichts mir dir zu tun.«
    »Oh, das weiß ich. Es hat mit dir zu tun. Du bist einfach nicht viel weiter als ein Affe, der sich auf den nächsten nackten Hintern stürzt. Der sein Revier markieren möchte. Ich hab nur den Fehler gemacht zu glauben, dass du dich vielleicht ändern könntest. Dass du Rücksicht nehmen würdest. Ich hab’s nicht anders verdient, so bescheuert, wie ich bin. Eine dumme, betrogene Frau mehr auf dieser Welt. Ein Abziehbild.«
    »Du kennst mich doch. Ich will dir nichts tun.«
    »Ja, ich kenne dich. Und genau deswegen darf ich mich nicht beschweren. Es

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