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Schlag weiter, Herz

Schlag weiter, Herz

Titel: Schlag weiter, Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davic Pfeifer
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auf den Tisch. Es ist zu schwül, um es aufzubehalten, für den Auftritt muss es genügen. Mert hängt einen Beutel Tee in die Tasse, greift sich eine große Flasche Wasser unter der Küchentheke, nimmt seinen Knetball und setzt sich raus zu Mister Sambot.
    »Good fight!«, sagt Mister Sambot und macht ein paar Bewegungen in der Luft, die aussehen sollen wie Merts Schläge, mit denen er Woodcomb besiegt hat. Aber schon an der Art, wie Mister Sambot seine Schultern hält, kann Mert ablesen, dass der große Promoter nie selbst geboxt hat. So ist die Welt nun mal: Die einen wissen, wie man kämpft, die anderen, wie man Profit damit macht.
    »Two weeks you fight?«
    »Too soon.« Mert tippt auf seine Stirn. Die Fäden sind gezogen, die Haare nachgewachsen, aber man kann die Narbe noch gut erkennen, sie schimmert rötlich. Wenn zu früh draufgeschlagen wird, platzt sie wieder auf. Mister Sambot hebt zu einem Klagelied an, das Geschäft läuft schlecht, kaum Touristen in dieser Saison, keine guten Kämpfer. Er nippt an seinem Tee, dann fragt er: »When you fight?«
    »Six weeks.« Mert hält sechs Finger hoch. Erneutes Klagen, diesmal andersrum, gerade beginnt die Hochsaison, viele Touristen, many Germans, gutes Geld – aber keine guten Fights. Mert zuckt mit den Schultern, setzt seine Wasserflasche an und trinkt sie zu einem Drittel aus, während er unten auf der Straße den Hund sieht, der sie zu beobachten scheint. Was meinst du dazu?, denkt Mert. Der Hund gähnt und rollt sich zusammen.
    »Four weeks! Big american! Not many fights! You fight!« Wenn Mister Sambot eine englische Formulierung gelingt, scheint er so stolz darauf zu sein, dass er sie wie einen Befehl ausspuckt, selbst wenn es eine Frage ist.
    »When is big fight in Lumpini Stadium?«, fragt Mert.
    »Next fight! After fight real big! First fight here!«
    Mert tippt auf dem Taschenrechner, dann dreht er die Zifferntasten zu Mister Sambot und schiebt ihm das Gerät über den Tisch.
    Mister Sambot jault auf, schlechtes Jahr, bad business in Europa, »No money! Tourists no money!«, alles wird teurer, sogar das Benzin für den Mercedes. Dann hämmert Mister Sambot 20000 in die Tastatur, dreht das Display zu Mert und macht eine Geste dazu, als ob ihm die Luft abgeschnürt wird.
    Mert drückt die C-Taste, tippt 60000 ein. Dann geht er rein, zieht sein T-Shirt aus, nimmt sich ein Handtuch aus dem Bad und trocknet sein Gesicht und seinen Oberkörper. Mister Sambot klagt immer noch, als Mert wieder auf den Balkon zurückkehrt. Auf dem Display stehen nun 25000.
    Mert tippt 65000 ein. »You kill me!«, ruft Mister Sambot, springt auf und schlägt sich mit der Hand auf den Kopf. Mert lehnt sich zurück, nimmt seinen schwarzen Ball und knetet ihn, bis Mister Sambot sich wieder eingekriegt hat. Mister Sambot tippt 30000 ein. So geht das fünf Minuten, bis sie sich auf 45000 Baht einigen.
    Als Mister Sambot nach seinem Hütchen greift, fällt Mert noch etwas ein.
    »How big the american?«
    »Big! Big!«
    »How big?«
    »Hundred ten Kilos!«
    »How big?« Mert macht eine Handbewegung, die zeigen soll, dass er sich nicht nur für das Gewicht, sondern für die Größe seines Gegners interessiert.
    »Big! Bigger than you!« Mister Sambot hält seine Hand hoch in die Luft.
    »How old?«
    »Not know!« Dann lacht Mister Sambot, setzt sich sein Hütchen auf, lässt den Tee stehen und stampft die Treppe hinab. Der kleine Hund springt auf und kläfft. Mister Sambot tritt nach ihm, aber der Hund weicht mühelos aus, gerade so weit, um nicht getroffen zu werden. Mister Sambot landet mit seinem Fuß in einer Pfütze und schimpft, bis seine Stimme von der zuschlagenden Autotür verschluckt wird. Mert mag den Hund. Gute Meidbewegung, denkt er, nach dem wird nicht zum ersten Mal getreten.

26
    Mert sprach mit niemandem über seine Trennung von Nadja. Er hatte zu lange verinnerlicht, Schmerz nicht zu zeigen, weil der Gegner dadurch wusste, dass man empfindlich getroffen war. Mert zuckte nicht, wenn er einen Wirkungstreffer einsteckte, und diese Angewohnheit zog sich in alle Lebensbereiche. Wenn er sich an einer Pfanne verbrannte, hielt er seinen Finger schweigend unter kaltes Wasser. Wenn er sich den Kopf stieß, rieb er über die Stelle und fluchte in sich hinein. Wenn ihn jemand auf Nadja ansprach, zuckte er mit den Schultern.
    Er war übergangsweise bei Stefan eingezogen, der von seiner Frau verlassen worden war, aus Gründen, über die ebenfalls nie gesprochen wurde. Nach zwei

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