Schlagfertigkeit
immer damit getan, die Dolmetscher-Technik zu bemühen und im Übrigen weiterzusprechen. Bei Beleidigungen, Kränkungen, Ehrverletzungen können Sie selbstverständlich auch schlagfertig kontern. Gerade wenn es sich um nicht so bedeutsame Personen oder Situationen handelt, ist der schnelle Konter oftmals angebrachter als das wohlüberlegte Vorgehen, das wir in den vorhergehenden Lektionen entwickelt haben (→ S. 159). Das bleibt natürlich nach wie vor richtig und vernünftig. Nur geht es eben manchmal schlicht darum, eine unqualifizierte Bemerkung eines Krakeelers kurz und knapp zurückzuweisen.
Lenken Sie den Angriff wieder zurück
Die naheliegendste Reaktion besteht darin, es möglichst so einzurichten, dass die Beleidigung wieder auf den Angreifer zurückfällt. Jemand wirft uns Grobheiten an den Kopf, die ihn dann selbst mit gleicher Härte treffen. Jemand, der uns „Dummkopf“ nennt, soll nach unserer Antwort selbst als „Dummkopf“ dastehen.
Tatsächlich kann es uns helfen, wenn wir uns bei unserer Antwort an diesem Muster orientieren. Immerhin besteht dann nicht die Gefahr, dass wir übers Ziel hinausschießen oder uns zu schwach zur Wehr setzen.
Beispiel: Gehirnamputation
Herr Jüppner regt sich über einen Fehler von Herrn Fremmer maßlos auf. „Ihnen haben sie wohl das Gehirn amputiert, was?“ brüllt er. Fremmer kontert trocken: „Warum fragen Sie, Herr Jüppner? Brauchen Sie eins?“
Sie müssen einen Umweg gehen
Das Prinzip ist ganz einfach: Inhaltlich sollten Sie immer dort landen, dass Sie die Beleidigung auf Ihren Angreifer ummünzen. Wer Ihnen eine „Gehirnamputation“ andichtet, muss am Ende selbst der „Amputierte“ sein. Sie dürfen die Beleidigung aber nicht einfach so zurückgeben, sondern müssen „formal“ einen Umweg gehen, wie wir es bereits in der „Einführung“ angesprochen haben (→ S. 10).
Dieser Umweg muss nicht sehr lang sein. Ein einziger „Kniff“ genügt. Dieser Kniff kann über ein Wortspiel führen oder über ein absichtliches Missverständnis. Im eben genannten Beispiel etwa dadurch, dass Herr Fremmer die Frage nach der Hirnamputation nicht als Beleidigung auffasst, sondern als Erkundigung nach einem dringend benötigten Organ. Der Beleidigte erklärt sich kurzerhand zum möglichen Organspender. Die Stilmittel, die Sie einsetzen können, haben Sie alle schon kennen gelernt: Die Überraschung, die absurde Zustimmung, die „Gegendarstellung“ und so weiter. Sie müssen nicht immer „witzig“ kontern, obwohl das natürlich die Wirkung erhöht.
Beispiel: Regen im Hirn
Bei nächster Gelegenheit variiert Herr Jüppner seine Beschimpfung und brüllt Herrn Fremmer an: „Ihnen hat's wohl ins Hirn geregnet?!“ Fremmer erwidert trocken: „Und in Ihrem Hirn, Herr Jüppner, herrscht nach wie vor die große Trockenheit.“
Drehen Sie die Beleidigung um
Ein dankbares Stilmittel ist die Umkehrung der Beleidigung. Sie wirkt unmittelbar überzeugend. Wenn Ihnen jemand das „regennasse“ Hirn entgegenschleudert, können Sie ihm bequem ein „wüstentrockenes“ Hirn andichten, was ja nun auch kein Kompliment ist. Prüfen Sie also immer, ob der Gegensatz der Beleidigung nicht auch ein wenig kränkend ist. Wenn das so ist, haben Sie gewonnen. Dabei können Sie die Gegensätze durchaus mit einer gewissen Großzügigkeit auslegen.
Beispiel: Voll und halb
„Sie Vollidiot“, zischt Herr Jüppner. „Ach, wissen Sie“, kontert Herr Fremmer, „bei Ihnen hat es nicht mal zum Halbidioten gereicht.“
Merklich einfacher gestaltet sich die Suche, wenn der andere seine Beschimpfung mit inhaltlich neutralen Adjektiven ausstattet: „Sie sind der letzte Idiot!“ lässt sich dann mühelos mit dem „ersten Idioten“ kontern. Und wenn jemand die Unvorsichtigkeit begeht, Sie als „mieses kleines A…“ zu bezeichnen, brauchen Sie sich nun wirklich nicht sehr anzustrengen, um eine passende Erwiderung zu finden. Interessanterweise funktioniert die Sache auch umgekehrt.
Beispiel: Groß und klein
„Sie sind wirklich das größte A…, das ich kenne“ poltert Herr Jüppner. „Das Kompliment kann ich Ihnen leider nicht zurückgeben“, kontert Herr Fremmer, „denn für mich bleiben Sie das kleinste A…, das ich kenne!“
Auch wenn Sie jetzt zu Recht die Nase rümpfen: Auf einen so groben Klotz gehört ein grober Keil. Insoweit ist die Antwort gewiss nicht schön, aber sie ist in Hinblick auf die Attacke gerade noch vertretbar.
Nehmen Sie und spielen Sie
Bei der
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