Schlagfertigkeit
so etwas über ihn sage. Denn er hätte den Eindruck, dass sie „eigentlich ganz nett“ sei.
Das liest sich nicht gerade wie der magische Befreiungsschlag. Und doch hatte diese kleine Bemerkung eine kolossale Wirkung. Die Beleidigungen hörten augenblicklich auf. Zwar wurde noch immer Kritik geübt, doch richteten sich die Angriffe nicht mehr gegen seine Person. Gemessen daran, dass nahezu alle im Publikum gegen ihn eingestellt waren, kam er unerwartet gut davon. Und das ist in einem Umfeldschon bemerkenswert, in dem der Krawall eher angeheizt als unterbunden wird.
Ein kleines Kompliment
Es kostet gewiss ein wenig Überwindung, doch in einer aufgeheizten Situation kann ein kleines Kompliment wahrhaft Wunder wirken. Es muss nicht einmal besonders treffsicher sein (wie ja auch unser Beispiel zeigt). Viel wichtiger ist, dass Sie sich in so einer Situation nicht von der Aufregung anstecken lassen, sondern absolut ruhig, souverän und nett bleiben.
Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass Sie dem Angreifer Recht geben oder sich ihm unterwerfen. Es gilt die Regel aus dem Wutkapitel (→ S. 94): Über Beleidigungen wird nicht diskutiert. Sie können vielmehr Ihr Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass Ihr Gesprächspartner „nicht sachlich“ bleibt: „Ich schätze Sie sonst als klugen Gesprächspartner und hätte mich gerne mit Ihnen darüber unterhalten, wie man das Problem angehen könnte.“
Tipp
Die Umarmungstechnik vermag Erstaunliches zu leisten. Doch sollten Sie nur sparsam von ihr Gebrauch machen. Denn sie verliert ihre Wirkung, sobald die andern den Eindruck haben: Das ist Ihre „Masche“, unangenehmen Angriffen die Spitze zu nehmen.
Lassen Sie sich nicht einwickeln
Als Außenstehender ist man manchmal verblüfft, wie gut diese Technik funktioniert. Da greift jemand einen anderen an, übt harte Kritik, und kaum kontert der mit einem Kompliment, wird der Kritiker zahm. Darin liegt tatsächlich auch eine gewisse Gefahr, wenn Sie selbst in der Rolle des Kritikers sind. Wenn Sie Ihren Vorgesetzten oder einen Kollegen zur Rede stellen und der sich auf diese Weise aus der Affäre zieht. Da heißt es hart bleiben. Sie werden feststellen, dass das gar nicht so leicht ist. Manchmal hilft es, das betreffende Manöver einfach anzusprechen. So wie der Journalist Günter Gaus im Gespräch mit dem Politiker Kurt Biedenkopf. Auf eine kritische Nachfrage hatte der ihn erst einmal gelobt, worauf Gaus ohne jedes Lächeln bemerkte: „Ich bin auch durch Komplimente nicht zu bestechen.“
Der Gute-Laune-Schalter
In den Zusammenhang mit den verbalen Umarmungen gehört auch eine Technik, die sich eher für mürrische Bemerkungen eignet und diewir den „Gute-Laune-Schalter“ nennen wollen. Dabei geht es darum, dass Sie Ihre Souveränität bewahren, indem Sie sich von der schlechten Stimmung Ihres Gegenübers nicht anstecken lassen, sondern demonstrativ mit guter Laune dagegenhalten.
Wenn Sie jemand anraunzt, dann blaffen Sie nicht zurück, sondern antworten fröhlich oder mit ausgesuchter Freundlichkeit. Die Grundidee: Sie lassen sich von der schlechten Laune Ihres Gegenübers nicht anstecken. Soll er doch alleine herumpesten, Sie bleiben locker und entspannt. Genau dadurch bleiben Sie souverän.
Beispiel: „Mit dem größten Vergnügen“
Im Flugzeug klappt Frau Dettmer ihre Rückenlehne nach hinten. Von hinten knurrt eine Stimme: „Wenn Sie Ihre Lehne ein wenig nach vorne stellen, dann kann ich auch noch sitzen!“ Frau Dettmer stutzt kurz und erklärt lachend: „Aber für Sie mit dem größten Vergnügen.“
Ehe Sie Ihre Antwort mit einer ironischen Spitze versehen („Für so nette Menschen mache ich so etwas doch gern …“), denken Sie daran: Ohne Spitze kommen Sie besser aus Situation heraus und müssen sich nicht weitere mürrische Kommentare anhören.
Wenn Sie jedoch persönlich herabgesetzt oder gar verächtlich gemacht werden, dann ist es mit dem Herumlegen des „Gute-Laune-Schalters“ nicht getan. Dann sollten Sie sich schon härter zu Wehr setzen. Denn der Gute Laune-Schalter ist eine weiche Technik, mit der Sie vor allem Unfreundlichkeiten und ruppigen Bemerkungen souverän begegnen können.
„Witzige“ Ablenkungsmanöver
Stellen Sie sich vor, Sie nehmen an einer Podiumsdiskussion teil. Sie haben Ihren Standpunkt gut vertreten und den Vertreter der Gegenseite in Argumentationsnöte gebracht. Da macht er eine „witzige“, abfällige Bemerkung über Ihr Aussehen. Das Publikum lacht.
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