Schlagfertigkeit
letzten Beleidigung können Sie sich natürlich auch vom Relativsatz anregen lassen („das ich kenne“) und ein wenig damit herumspielen. Vielleicht kommen Sie dann auf eine ähnlich Lösung wie: „Meine Güte, wie viele kennen Sie denn? Was mich betrifft, so sind Sie das einzige A…, das ich kenne!“ Der entscheidende Punkt ist: Allein durch die Tatasche, dass Sie mit dem „Material“ herumspielen, zeigen Sie sich souverän. Auch wenn Ihre Erwiderung nicht ganz so „schlagend“ ausfällt, haben Sie immerhin gezeigt, dass Sie sich nicht beleidigen lassen.
Deuten Sie die Sache freundlich um
Zugegeben, die Antworten sind schon sehr grob. Nicht immer gewinnt die Antwort mit dem größten Kränkungspotenzial. Vielmehr geht esdarum (Sie wissen schon, was kommt): dass Sie Ihre Souveränität behaupten. Und da kann es manchmal erforderlich sein, grobe Ausfälligkeiten, sagen wir einmal: sehr deutlich zu beantworten. Zumal wenn die Alternative heißt: peinlich berührt zu schweigen.
Aber wir können auch anders, ohne dem anderen weh zu tun. Das ist natürlich die konstruktivere Lösung, wenn im Zusammenhang mit Ehrverletzungen dieser Ausdruck überhaupt angemessen ist. Zugleich ist es aber auch die defensivere Methode. Was dazu führen kann, dass Ihr Gegenüber seine Kränkungen unbeeindruckt fortsetzt. Sie sollten also ganz nach der Situation entscheiden, welche Antwort am besten „passt“.
Tipp
„Mannomann, wie kann man nur so fett sein?!“, verkündet die schlanke Frau Biesterfeld im Hinblick auf ihre etwas mollige Kollegin, Frau Woll. „Ganz einfach“, erwidert Frau Woll, „immer ausreichend essen.“
Sie lassen die Kränkung nicht auf sich sitzen
Ihre Reaktion sollte eines zum Ausdruck bringen: Die Beleidigung erreicht Sie nicht. Indem Sie die Aussage umdeuten, zeigen Sie, dass Sie die Fäden in der Hand behalten. Als Methode bietet sich im Übrigen die „Dolmetscher-Technik“ an.
Üben Sie: Beleidigungen parieren
Finden Sie für die folgenden Kränkungen jeweils zwei Erwiderungen, mit denen Sie sich angemessen zur Wehr setzen können. Unsere Lösungsvorschläge finden Sie auf Seite 217.
„1. Wie laufen Sie denn hier rum? Wie der letzte Müllsack!“
Ihre erste Erwiderung:
Ihre zweite Erwiderung:
2. „Also, wenn Sie meine Ansicht hören wollen, Sie sind doch psychisch gestört!“
Ihre erste Erwiderung:
Ihre zweite Erwiderung:
3. „Sie sind eine falsche Schlange!“
Ihre erste Erwiderung:
Ihre zweite Erwiderung:
4. „Sie könnten sich eigentlich mal waschen…“
Ihre erste Erwiderung:
Ihre zweite Erwiderung:
5. „Körperpflege ist wohl ein Fremdwort für Sie!“
Ihre erste Erwiderung:
Ihre zweite Erwiderung:
Die „gewissen“ Anspielungen
Wenn wir von Schlägen „unter die Gürtellinie“ sprechen, dann dürfen wir natürlich jene Bemerkungen nicht vergessen, die ganz buchstäblich diesen Bereich anvisieren: sexuelle Anspielungen. Sie sind recht weit verbreitet. Vor allem Männer scheinen ein gewisses Vergnügen daran zu haben, zu bestimmten Gelegenheiten mit solchen Bemerkungen zu glänzen – nicht selten zum Missfallen ihrer weiblichen und männlichen Zuhörer.
Für uns kommt es darauf an, auch in solchen Situationen angemessen und souverän zu reagieren. Das ist gar nicht so einfach, denn diese Bemerkungen gibt es in allen möglichen Schattierungen. Bevor wir schlagfertig reagieren, sollten wir uns also fragen: Was steckt hinter der Anspielung? Welches Motiv verfolgt der andere damit? Hier lassen sich vier Fälle unterscheiden:
Der andere will lustig sein.
Der andere will Sie in Verlegenheit bringen.
Der andere will sich Ihnen dadurch „annähern“.
Der andere will Sie kränken, beleidigen, demütigen.
Nicht immer lassen sich alle vier Fälle ganz trennscharf voneinander unterscheiden. Manchmal fließen sogar alle vier Fälle zusammen, zum Beispiel wenn der andere ein Mittelding zwischen Annäherung und Beleidigung im Sinne hat, sich aber darauf rausredet, er habe nur „einen Spaß“ machen und Sie ein wenig „in Verlegenheit bringen“ wollen. Dennoch ist die Unterscheidung wichtig, um angemessen zu antworten.
Eine gewisse Art von Humor
Eine große Anzahl anzüglicher Bemerkungen ist „einfach nur lustig“ gemeint. Wer einen Sexwitz erzählt, will tatsächlich oft nur die Stimmung „lockern“, im Sinne von: entkrampfen, verbessern. Denken Sie an unseren Hotelgast und die Empfangsdame, die sich auf einer ironischen (→ S. 113) Ebene verständigt haben,
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