Schlagfertigkeit
Verhalten des Angreifers auch innerlich missbilligen. Und genau das können Sie ausnutzen.
Je nach der Konstellation, der Sie sich gegenübersehen, können Sie versuchen, sich einen Verbündeten zu suchen. Sprechen Sie den direkt an. Fordern Sie ihn auf, Stellung zu nehmen. Dabei sollte Ihr möglicher Unterstützer natürlich nicht in unmittelbarer Abhängigkeit zu Ihrem Angreifer stehen. Sonst bringen Sie ihn in eine höchst unangenehme Lage und riskieren, dass er Sie hängen lässt.
Keine Änderung? – Abgang!
Lässt sich für Sie keine Änderung der Situation herbeiführen, dann dürfte ein respektabler Abgang sinnvoller zu sein als in einer Situation zu bleiben, die für Sie unerträglich ist. Wie bei der Reaktion auf einen Wutanfall (→ S. 96) bleiben Sie souverän und erwerben sich Respekt. Auch können Sie sicher sein, dass nach Ihrem Abgang darüber gesprochen wird, ob es angemessen war, Ihnen mit Häme zu begegnen.
Üben Sie: Hämische Bemerkungen parieren
Überlegen Sie, wie Sie auf die folgenden hämischen Kommentare reagieren. Analysieren Sie die Situation und denken Sie darüber nach, welche „Stufe“ für Ihre Antwort in Frage kommt. Unsere Lösungsvorschläge finden Sie auf Seite 217.
1. Sie sind in einer Besprechung. Ein Vorschlag von Ihnen ist gerade abgelehnt worden. Sie melden sich mit einem weiteren zu Wort. Ein Kollege bemerkt: „Kommt jetzt wieder so ein brillanter Vorschlag von Ihnen?“
Ihre Reaktion:
2. Ihnen ist ein kleiner Fehler unterlaufen. Ihren Vorgesetzten veranlasst das zu dem hämischen Kommentar: „Sie sind der genialste Mitarbeiter hier.“
Ihre Reaktion:
3. Sie veranstalten eine Führung durch Ihren Betrieb und geben ausführliche Erklärungen. Ein Besucher bemerkt gelangweilt: „Das ist ja hochinteressant, was Sie alles wissen.“
Ihre Reaktion:
4. Sie benutzen ein Wort falsch oder versprechen sich, Ihr Gegenüber wiederholt den Fehler und bemerkt: „Toll, Sie haben ja ein neues Wort erfunden!“
Ihre Reaktion:
5. Sie führen am Arbeitsplatz ein Privatgespräch. Ein Kunde nähert sich Ihnen und bemerkt: „Ich unterbreche Sie ja ungern, aber hätten Sie freundlicherweise eine Minute Zeit für mich?“
Ihre Reaktion:
Die Umarmungstechnik
Im Boxsport gilt es als regelwidriges Verhalten, seinen Gegner zu umarmen. Denn wer umarmt wird, kann nicht mehr zuschlagen. Und bei einem Boxkampf sollen ja schließlich die Fäuste fliegen. Anders beim Thema Schlagfertigkeit: Hier ist die verbale Umarmung nicht nur erlaubt, sondern oftmals ein ausgezeichnetes Mittel, um gehässigen Angriffenzu begegnen. Dies gilt vor allem, wenn sich die Auseinandersetzung vor einem Publikum abspielt, also, die Kollegen oder auch zufällige Zeugen mithören.
Auf den ersten Blick scheint die Umarmungstechnik nicht besonders eindrucksvoll. Ja, es hat den Anschein, als würden Sie vor dem Angreifer kapitulieren. Doch das tun Sie gerade nicht. Im Gegenteil, Sie treten souverän aus der Situation heraus – und lassen den andern ziemlich schlecht aussehen. So etwas will gekonnt sein, denn Sie handeln gewissermaßen gegen die Logik der Situation: Ihr Gegenüber greift Sie an, macht eine böse, womöglich sogar ehrverletzende Bemerkung. Als schlagfertiger Mensch muss man sich da ja wohl zur Wehr setzen und zurückschlagen. Muss man eben nicht.
Es ist verblüffend, was für eine Wirkung Sie erzielen können, wenn Sie Ihrem geifernden Gegenüber völlig überraschend ein Kompliment machen. Das ist nicht ganz einfach, denn es darf nicht der geringste Zweifel daran bestehen, dass Ihre anerkennenden Worte ernst gemeint sind. Ein ironischer oder gar hämischer Unterton macht die Wirkung Ihrer „Umarmung“ zunichte.
Doch wie soll man jemandem ein aufrichtiges Kompliment machen, wenn derjenige einen gerade mit Mist bewirft? Eben darin besteht die Kunst der „Umarmungstechnik“, die erstaunlich gut funktioniert. Nun sollten Sie keine Charmeoffensive starten, die Ihnen ohnehin niemand abnimmt. Es genügt ein kleines, nicht völlig unglaub-würdiges Kompliment, um die Situation regelrecht umzukippen.
Beispiel: Der König der Halbwelt
In einer täglichen Talkshow trat eine etwas angejahrte Halbweltgröße auf: Ein dürrer Herr mit blond gefärbten Haaren und dicken Ringen. Das Publikum fiel mit hämischen Kommentaren über ihn her. Besonders eine junge Frau ereiferte sich. Er sei eine „Witzfigur“ und dergleichen mehr. Doch der dürre Blonde reagierte besonnen: Er finde es „schade“, dass sie
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