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Schlagmann

Schlagmann

Titel: Schlagmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evi Simeoni
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arbeitete. Es gab eine gute Chance, ihn anzutreffen, also stellte ich das Auto ab und stieg aus.
    Er war da. In selbstverständlichem Ton sagte er: »Tach.«
    Mein erster Gedanke war: Das ist nicht der Arne, den ich kenne. Er musste in den vergangenen sechs Monaten abgenommen haben. Sein Gesicht war schmaler, seine Nase ähnelte noch mehr einem Vogelschnabel als bisher, die Ohren standen ab. Seine berühmten Muskeln waren zur Normalität geschrumpft.
    »Was ist los mit dir?«, fragte ich. »Bist du krank?«
    Er schüttelte den Kopf und setzte sich an den Tisch, wo neben zwei Computerbildschirmen, Kabeln und Netzgeräten eine offene Dose Ravioli mit einem Löffel darin stand. Er nahm die Dose in die linke und den Löffel in die rechte Hand, deutete auf mich und sagte:
    »Willst du auch was?«
    Ich schüttelte mich.
    »Isst du die Ravioli direkt aus der Dose? Die sind ja kalt.«
    Er nahm einen Löffel davon, schaute mich an, kaute langsam und schluckte.
    »Eine Dose Ravioli«, sagte er. »616 Kalorien. Ist doch egal, ob warm oder kalt. Der Nährwert bleibt der gleiche, nur dass ich zusätzlich Gas verbraucht habe, wenn ich es aufwärme. Und einen Topf benutzen und abwaschen muss.«
    Ich stand da, immer noch in meiner Daunenjacke, und wunderte mich, dass mein Atem keine Dampfwolke bildete, so kalt war es in der Wohnung. Ich roch Zigarettenrauch, neben Arnes Computer stand ein Marmeladenglas voller Kippen, von denen die letzte noch vor sich hin qualmte. Daneben eine leere Bierflasche.
    Ich schaute Arne an. Er trug ein weißes, langärmeliges T-Shirt und seine alten Jogginghosen, seine langen, weißen Füße steckten barfuß in den Sportschlappen aus blauem Plastik, die irgendwann einmal zu unserer Ausrüstung gehört hatten. Seine Fingerknöchel waren hell, fast bläulich, seine Lippen dunkel.
    »Ist deine Heizung kaputt?«
    Arne schüttelte wieder den Kopf, steckte sich einen weiteren Löffel voll kalter Ravioli in den Mund. Er fragte nicht, was ich von ihm wollte. Ich suchte nach den richtigen Worten.
    »Arne«, sagte ich, »ich hatte sehr viel Zeit zum Nachdenken in den letzten Monaten.«
    Arne fragte mich nicht, weshalb.
    »Das mit dem Zweikampf war Scheiße. Und ich möchte mich bei dir entschuldigen.«
    Arne nickte, zögerte einen Moment und fragte dann:
    »Wofür?«
    »Wegen Anja. Du kannst mir glauben, dass ich das nicht wollte. Es war außerdem ein einmaliger Zwischenfall. Ein Ausrutscher. Wir haben uns seitdem nicht mehr wiedergesehen.«
    »Ist gut«, sagte Arne und steckte gleichmütig den Löffel wieder in seine Dose. »Gehst du noch zum Training?«
    Ich rubbelte meine kalten Hände gegeneinander.
    »Ich konnte nicht«, sagte ich. »Aber ich will wieder anfangen. Wenigstens ein bisschen Ausdauer auf dem Ergometer. Ich werde sonst fett. Und vielleicht Krafttraining. Im Moment mache ich nur Krankengymnastik. Der Physio sagt, damit kann ich meine Wirbelsäule so weit stabilisieren, dass kein Rückfall mehr droht.«
    Es war still im Zimmer, ich stand unschlüssig da, Arne kratzte mit dem Löffel auf dem Boden der Dose herum.
    »Und?«, fragte ich. »Wie geht es dir?«
    Er kratzte weiter.
    »Wie immer.«
    »Sieht so aus, als gäbe es bei dir nicht besonders viel zu essen, nicht einmal allzu häufig kalte Ravioli.«
    Er nahm wortlos die Dose, trug sie hinaus und kam kurz darauf mit zwei geöffneten Bierflaschen wieder.
    »Vielen Dank Arne, mir ist viel zu kalt zum Biertrinken. Und ich muss noch Auto fahren.«
    »Mein Auto ist kaputt«, sagte er.
    »Dein Auto?«
    Arne sagte, er habe sich einen Opel gekauft, der vor dem Haus stehe. Er ging ans Fenster, winkte mich herbei und zeigte mir den mattschwarzen Kombi, auf dessen Dach eine lange, ebenfalls schwarze Gepäckbox aus Hartplastik montiert war.
    »Furchtbar«, sagte ich.
    »Praktisch«, antwortete er. »Aber im Moment fährt er nicht. Die Kupplung ist kaputt.«
    »Warum bringst du ihn nicht in die Werkstatt?«
    »Da gibt es ein Problem«, sagte er. »Ich darf im Moment nicht fahren.«
    Immer heftiger werdend erzählte er von einer nächtlichen Fahrt. Zu meiner Verwunderung sagte Arne, er sei »in der Kneipe« gewesen. Ich konnte mich nicht erinnern, dass er jemals aus freien Stücken in ein Lokal gegangen war. Und wenn doch, war es unvorstellbar, dass er sich dort etwas bestellt hatte. Schließlich kosteten Speisen und Getränke dort viel mehr als im Supermarkt.
    »Auf der Hauptstraße haben die Arschlöcher dann gestanden«, schimpfte er. »Scheißbullen.« Er

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