Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
Vom Netzwerk:
und deren präziser Umsetzung sowie einer gehörigen Portion
Glück. (Dennoch bin ich sehr wohl der Meinung, dass ich immer
sehr hart dafür gearbeitet habe, um aus jeder Chance, die sich mir
geboten hat, stets das Beste zu machen.)

    Allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass ich mit der öffentlichen
Person „Bear Grylls" so viel gemeinsam habe. Denn wenn ich morgens in den Spiegel schaue, starrt mich da zweifellos ein ganz anderer
Mann an - einer mit ziemlich verschlafenem Blick, unschönen Narben und ständig anderen Wehwehchen -, um nicht zu sagen, ein völlig anderer Mensch.
    Für mich ist der Bear Grylls aus dem Fernsehen einfach nur mein
Job und meine Marke. Das Team nennt ihn nur BG.
    Aber dieser Mann, den ich sehe, wenn ich in den Spiegel schaue,
das ist der Ehemann von Shara, der Vater von unseren drei Jungs und
ein ganz normaler Typ, der mit den üblichen Problemen im Leben zu
kämpfen hat, mit Selbstzweifeln und mit Schwächen.
    Davon gibt es eine ganze Menge. Das können Sie mir ruhig glauben.
    Ich werde Ihnen hier zwei Geheimnisse verraten: Manchmal,
wenn ich vor einer großen Menschenmenge stehe, bekomme ich derart die Krise, dass ich mit leichten nervösen Zuckungen reagiere. Diese Zuckungen sind mir furchtbar peinlich und ich schäme mich so
sehr, dass ich an nichts anderes mehr denken kann. In solchen Momenten kann ich es überhaupt nicht ausstehen, dass die Leute mich
anschauen.
    Dieses Gefühl heißt Angst. Und ich habe so richtig Schiss.
    Ich bin eben ein stinknormaler Typ.
    Dann ist da die Sache mit der Höhenangst. Manchmal, wenn ich
klettere oder unter dem Hubschrauber am Seil hänge, überfällt mich
schlagartig panische Angst. Aber das kriegt niemand mit, denn ich
zeige sie nicht. Im einen Augenblick geht's mir noch gut und im
nächsten zittere ich wie Espenlaub.
    Ganz ohne Grund.
    Ich weiß, dass mir nichts passieren kann.
    Oder etwa doch?

    Dieses Gefühl heißt Angst. Und ich habe so richtig Schiss.
    Ich bin eben ein stinknormaler Typ.
    Erleichtert?
    Und wie.

     

Ich werde dieses Buch nun zum Abschluss bringen, denn ich habe hier alle ausschlaggebenden Erlebnisse geschildert,
die meinen Charakter so nachhaltig geprägt haben - angefangen bei
meiner Kindheit und meiner Zeit beim SAS über meine Liebe zu Shara bis hin zur Besteigung des Mount Everest.
    In diesem Zusammenhang muss ich auch die glücklichen Umstände erwähnen, durch die ich seit meiner Everest-Besteigung immer
wieder die Chance bekam, an zahlreichen Abenteuern und Expeditionen teilzunehmen.
    Zum Beispiel habe ich eine Expedition geleitet, auf der wir entlang
einer Route durch den Nordatlantik das Nordpolarmeer in einem
kleinen offenen Festrumpf-Schlauchboot, einem sogenannten RIB,
durchquert haben - wir waren eines der ersten Teams, die dieses
Abenteuer gewagt haben. Sinn und Zweck dieser Aktion war es, die
von Prince Charles ins Leben gerufene Stiftung „The Prince's Trust"
zu unterstützen, die die Finanzmittel bereitstellt, um sozial benachteiligten jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Träume zu
verwirklichen.
    Diese Mission wurde uns fast zum Verhängnis, als wir etwa 800
Kilometer vor der Küste in einen arktischen Sturm der Stärke 9 gerieten - mit extrem hohen Wellen, peitschendem Wind und Hagel. Unsere
gesamte Bordelektronik und auch die Ortungssysteme fielen aus, sodass die Marine Shara benachrichtigen musste, dass sie uns nicht länger
auf ihrem Radarschirm hatten und dass wir möglicherweise im Auge
dieses tobenden Sturms verschwunden waren.

    Gerade noch rechtzeitig - der Seenotrettungsdienst stand quasi
schon in den Startlöchern - sind wir dann vor der Küste Islands aufgetaucht: Die Angst stand uns ins Gesicht geschrieben, wir waren
leicht unterkühlt, aber am Leben. Das war gerade noch einmal gut
gegangen. Außerdem sind wir mit Volldampf geheizt, schließlich hatten wir die Hosen buchstäblich gestrichen voll. Denn da wir auf dieser Expedition insgesamt eine Strecke von etwa 5.000 Kilometern zurücklegen mussten, haben wir - total durchgefroren, durchnässt und
voller Angst - alles daran gesetzt, diese lange Reise möglichst schnell
zu Ende zu bringen.
    Dann wurde diese verrückte Idee für eine TV-Dokumentation geboren, für die ich mich nach Nordafrika begeben musste, um unter
realistischen Bedingungen die berühmt-berüchtigte Grundausbildung in der französischen Fremdenlegion nachzustellen. In der westlichen Sahara eine extrem sandige und

Weitere Kostenlose Bücher