Schlamm, Schweiß und Tränen
seine Frage geben.
Auf einmal erschien mir die Antwort ganz klar.
„Lächle, auch wenn es regnet, und wenn Du durch die Hölle gehst
- dann bleib nicht stehen, sondern geh entschlossen weiter."
Der Junge dachte kurz darüber nach.
Dann schaute er mich an und sagte: „Aber da, wo ich herkomme,
regnet es oft."
Wer von uns kennt dieses Gefühl nicht.
Vielleicht wird er sich eines Tages an diesen Satz erinnern - wenn
er ihn wirklich braucht.
Und auf einmal war es dann so weit.
Sechs Jahre später.
Ich habe nie ernsthaft geglaubt, dass wir mehr als sechs Episoden
von Abenteuer Survival -Ausgesetzt in der Wildnis: Bear Grylls drehen
würden, geschweige denn sechs Staffeln.
Du lieber Himmel, wie schnell doch diese sechs Jahre vergangen
sind.
Allerdings hatte ich wirklich keine Ahnung, wie viele Drecklöcher, abgelegene Dschungelgebiete, stinkende Sümpfe, sengend heiße
Wüsten und abschreckend unerforschte Gebirgszüge es auf unserem
kleinen Planeten gibt.
Das vergisst man allzu gern. Ich bin da keine Ausnahme.
In der Zwischenzeit haben wir fast 70 einstündige Episoden zu
Abenteuer Survival-Ausgesetzt in der Wildnis: Bear Grylls abgedreht sowie zwölf weitere Episoden der Survival-Reihe Worst Case Scenarioplus
eine komplette Dokumentationsreihe mit dem Titel Escape to the Legion über die Grundausbildung bei der französischen Fremdenlegion. (Erinnert mich bloß dran, dass ich mir das nicht noch einmal antue.)
Mit unseren Survival-Dokumentationen haben wir ein ganz neues
Format in der Fernsehunterhaltung geschaffen.
Ich habe elf Bücher verfasst, darunter zwei Bestseller (die ich größtenteils im Flugzeug geschrieben habe) und wir haben spezielle Survival-Spiele für die Spielekonsolen Xbox, Playstation und Wii auf den
Markt gebracht. Ich habe meine eigene Outdoor-Kollektion entworfen, die überall auf der Welt erhältlich ist und wurde von renommierten Marken, wie zum Beispiel Rexona, Degree, Sure for Men, Nissan
und Dos Equis Bier - um nur einige zu nennen - für internationale
Werbekampagnen gebucht.
Ich war unglaublich stolz, als ich 2005 ehrenhalber zum Lieutenant-Commander - das heißt zum Korvettenkapitän - der Royal
Navy ernannt wurde (meinem Vater hätte das sehr gefallen!). Außerdem habe ich durch die Expeditionen, die ich geleitet habe - in die
Antarktis, ins Himalaja-Gebirge und in die Arktis - mittlerweile über
2,5 Millionen US Dollar an Spendengeldern für Kinderhilfsprojekte
in aller Welt gesammelt.
Diese Projekte liegen mir wirklich sehr am Herzen. Insbesondere
auch deshalb, weil ich sehen kann, dass mit diesen Geldern tatsächlich Menschleben gerettet werden. Denn wenn ich mir die Lebensgeschichte dieser Kinder anhöre, bin ich zutiefst berührt, und das, obwohl ich ansonsten verdammt hart im Nehmen bin.
Hier geht es darum, dass diese Kinder eine Perspektive haben.
Darüber hinaus wurde ich - was schon irgendwie beunruhigend
ist - auf Platz 30 der einflussreichsten Menschen in Amerika gewählt.
Hmm! Und zu Hause in Großbritannien habe ich dann eines Morgens in der Zeitung gelesen, dass ich auf der Liste der coolsten Briten
an siebter Stelle rangiere und dass ich außerdem die von der Mittelschicht am meisten verehrte Person gleich nach der Queen bin. Hmm!
Hmm!
Diese Auszeichnungen sind zwar alle höchst schmeichelhaft, aber
nicht unbedingt zutreffend. Shara kann ein Lied davon singen, wie
cool ich wirklich bin!
Aber immerhin haben sie etwas ganz Fantastisches zur Folge gehabt: Ich wurde zum Chief Scout ernannt - sozusagen zum ChefPfadfinder - und damit zur Repräsentationsfigur für 28 Millionen
Pfadfinder in aller Welt.
Und darüber habe ich mich dann wirklich riesig gefreut.
Ich empfand es als eines der größten Privilegien, die
mir in meinem bisherigen Leben zuteilwurden, dass mich der Pfadfinderverband des Vereinigten Königreichs - 7he Scout Association -
zum bislang jüngsten Chief Scout in seiner Geschichte ernannt hat.
(Doch das Beste an der ganzen Sache war für mich, dass die jungen
Leute selbst so viel Mitspracherecht bei meiner Ernennung hatten.)
Denn die Pfadfinderbewegung steht für vieles, was ich in meinem
Leben so sehr schätze - für Freundschaft, Familie, Gottvertrauen und
Abenteuer.
Ich erlebe jeden Tag aufs Neue, dass es jungen Menschen überall
auf der Welt nicht an Ehrgeiz mangelt, sondern vielmehr an Möglichkeiten; doch die Pfadfinder sind ein Hoffnungsschimmer, der all jenen ein Gefühl von Kameradschaft,
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