Schlamm, Schweiß und Tränen
ein Ziel.
Das erhält uns allesamt am Leben.
Ach ja, und was die Frage angeht, ob das Team am Einsatzort sein
Essen mit mir teilt, mir dabei hilft Feuerholz zu sammeln und Knoten
zu knüpfen, wenn ich ein Floß zusammenbauen muss?
Aber klar doch. Schließlich sind wir ja ein Team.
Der dritte und letzte Erfolgsfaktor war meine Bereitschaft, alles zu
riskieren. Alles auf eine Karte zu setzen, ohne Fragen zu stellen.
Die Sendung basierte von Anfang an auf meiner Entschlossenheit, die eigenen Grenzen auszutesten - das heißt, zu machen, was scheinbar unmöglich ist, zu überklettern, was scheinbar unüberwindlich ist, zu essen, was scheinbar nicht essbar ist.
Selbstverständlich gab es oftmals eine viel sicherere und leichtere
Möglichkeit, einen Wasserfall oder eine Steilklippe zu überwinden.
Aber die habe ich in den seltensten Fällen gewählt. Das war ja nicht
mein Ziel. Denn ich wollte zeigen, wie man es schafft zu überleben,
wenn es gerade keine sichere Alternative gibt.
Das hat mir einfach Spaß gemacht.
Denn eins habe ich schon vor langer Zeit gelernt: Jedes Mal, wenn
ich etwas erfolgreich gemeistert habe, dann nur deshalb, weil ich immer absolut alles dafür gegeben habe - mein ganzes Herzblut. Bis zur
völligen Erschöpfung. Ohne Kompromisse.
Deshalb war mir von Anfang an klar, dass ich auch für diese Survival-Show absolut alles geben muss, wenn sie erfolgreich sein soll.
Dafür muss man aber kein Genie sein, das weiß doch jedes Kind
- ohne Fleiß, kein Preis: Denn wer ganz oben an der Spitze mitmischen will, muss sich verdammt hart ins Zeug legen, ansonsten ist er
verratzt.
Schließlich lebt die Sendung von dieser grenzenlosen Einsatzbereitschaft, auch wenn ich sie um ein Haar mit dem Leben bezahlt
hätte - und das schon mehrere Male.
Ich habe eine Vielzahl lebensgefährlicher Situationen erlebt, die
im letzten Augenblick gerade noch einmal glimpflich abgegangen
sind. Darauf bin ich keineswegs stolz. Doch die Liste ist ziemlich
lang. Um der guten alten Zeiten willen hatte ich mir angewöhnt, sie
aufzuschreiben.
Irgendwann dann, nachdem ich die Nummer 50 überschritten
hatte, habe ich es aufgegeben.
Jedenfalls denke ich nicht gern darüber nach - das ist Vergangenheit. Das war Teil eines langwierigen Lernprozesses.
Ein Lernprozess, der einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass
ich stärker geworden bin.
In der Sendung geht es auch heute noch ziemlich heftig zur Sache,
aber mittlerweile habe ich gelernt, die Risiken weitaus besser einzuschätzen. Wenn die Kamera nicht direkt auf mich gerichtet ist, ver wende ich nun weitaus häufiger Sicherungsseile. Außerdem denke
ich heute erst zweimal nach, bevor ich handle. Das habe ich früher
nie gemacht. Denn mittlerweile ist mir der Preis für meine Risikobereitschaft bewusst geworden.
Ich bin mir nämlich sehr wohl bewusst, dass ich nicht nur Ehemann, sondern auch Vater bin.
Und ich bin stolz darauf, dass ich aus meinen früheren Fehlern
gelernt habe; schließlich gibt es Fehler, die sich nie wieder korrigieren
lassen.
Aber es gab noch einen weiteren Faktor, der zum Erfolg
von Abenteuer Survival - Ausgesetzt in der Wildnis: Bear Grylls beigetragen hat - nämlich die eigentliche Botschaft der Sendung. Meiner
Meinung nach ist sie in Wirklichkeit das größte Erfolgsgeheimnis
dieser Sendung.
Denn wenn Sie einmal gründlich darüber nachdenken, wird Ihnen bewusst, wie sehr doch das Leben und der Kampf ums Überleben
miteinander verschmolzen sind. Schließlich kämpfen wir doch alle
irgendwie ums Überleben, oder etwa nicht?
Überleben.
Mitunter hat man sogar das Gefühl, dass man sich nur von einem
Tag zum nächsten rettet.
Doch beim Kampf ums Überleben sind angeborene Fähigkeiten,
erlernte Fertigkeiten und Glück nicht die einzigen Faktoren, auf die es
ankommt.
Sie sind zwar wichtig, aber nicht allein ausschlaggebend.
Denn daneben gibt es weitaus wichtigere Faktoren, die einen echten Überlebenskünstler auszeichnen. Diese sind: Unerschrockenheit,
Zuversicht und Durchhaltevermögen - das sind die Eigenschaften,
auf die es in erster Linie ankommt.
Dasselbe gilt für das Leben.
Vor einigen Jahren ist mal ein kleiner Junge auf der Straße auf
mich zugekommen. Er schaute mir direkt in die Augen und fragte
mich: „Wenn Sie mir einen guten Überlebens-Tipp geben müssten,
welcher wäre das?"
Ich dachte einen Augenblick darüber nach, denn ich wollte ihm
schließlich eine vernünftige Antwort auf
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