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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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geballten Hände in die Taschen.
    «Vergiß das gottverdammte Telefon. Was genau behauptet dieser Zeuge gesehen zu haben?»
    «Bisher hat es der Staatsanwalt abgelehnt, Anrufe von mir entgegenzunehmen. Durch meine internen Kanäle habe ich erfahren, daß der Kerl behauptet, Leila habe um ihr Leben ge-kämpft.»
    «Das hieße dann für mich die Höchststrafe?»
    «Der für diesen Fall bestellte Richter ist ein Idiot. Der läßt einen armen Schlucker mit einem freundlichen Klaps laufen, egal, was er auf dem Kerbholz hat, aber wenn er es mit bedeutenden Leuten zu tun hat, spielt er gern den harten Burschen. Und Sie gehören nun mal zur Elite.»
    Das Telefon läutete. Bartlett nahm sofort ab. Ted und Craig sahen, wie er die Stirn immer tiefer runzelte, mit der Zunge über die Lippen fuhr, sich auf die Lippen biß. Sie hörten die barschen Anweisungen: «Ich will das Strafregister von dem Kerl. Ich will genau wissen, was für eine Übereinkunft ihm angeboten wurde.
    Ich will Aufnahmen haben, die den Blick von der Terrasse dieser Frau bei Dunkelheit und Regen zeigen. Macht euch schleunigst an die Arbeit.»
    Als er den Hörer auflegte, stellte er fest, daß Ted im Sessel zusammengesackt war, während Craig sich kerzengerade aufge-richtet hatte. «Wir gehen vor Gericht», erklärte er. «Der neue Augenzeuge ist früher schon mal in der Wohnung gewesen. Er hat den Inhalt von etlichen Wandschränken beschrieben. Diesmal wurde er erwischt, kaum daß er den Fuß in den Hausflur gesetzt hatte. Er sagt, er habe Sie gesehen, Teddy. Leila packte Sie, versuchte, sich zu retten. Sie hoben sie hoch, Sie hielten sie über das Geländer und schüttelten sie, bis sie Ihre Arme losließ.
    Keine hübsche Szene, wenn die vor Gericht geschildert wird.»
    «Ich … hielt … sie … über … das …» Ted ergriff eine Vase und schleuderte sie quer durch den Raum in den Marmorkamin.
    Sie zerschellte, und ein Hagel von Kristallsplittern ergoß sich über den Teppich. «Nein! Das ist nicht möglich!» Er machte auf dem Absatz kehrt und stürzte blindlings zur Tür. Er warf sie mit solcher Wucht hinter sich zu, daß die Scheiben klirrten.

    Sie blickten ihm nach, als er über den Rasen zu den Bäumen rannte, welche die Grenzlinie zwischen Cypress Point und Crocker Woodland markierten.
    «Er ist schuldig», bemerkte Bartlett. «Jetzt gibt es keine Möglichkeit mehr, wie ich ihn herauspauken könnte. Geben Sie mir einen eindeutigen Lügner, und ich kann mit ihm arbeiten. Wenn ich dagegen Teddy in den Zeugenstand rufe, werden die Geschworenen ihn arrogant finden. Und wenn ich’s nicht tue, haben wir Elizabeths Schilderung, wie er Leila anschrie, und zwei Augenzeugen, die berichten, wie er sie getötet hat. Und damit soll ich arbeiten?» Er schloß die Augen. «Für seinen Jähzorn hat er uns ja eben einen Beweis geliefert.»
    «Es gab einen besonderen Grund für diesen Ausbruch», er-klärte Craig leise. «Als Achtjähriger hat Ted mit angesehen, wie sein betrunkener Vater in einem Wutanfall seine Mutter über die Terrassenbrüstung ihres Penthauses hielt.» Er holte tief Luft.
    «Nur daß sein Vater sich entschlossen hat, sie nicht fallen zu lassen.»

    4
    Um zwei Uhr rief Elizabeth bei Syd an und bat ihn, sich mit ihr am großen Schwimmbecken zu treffen. Als sie hinkam, hatte gerade ein Kurs für Unterwasseraerobic begonnen. Männer und Frauen, mit Wasserbällen ausgerüstet, folgten eifrig den Anweisungen: «Halten Sie den Ball mit beiden Händen, schwingen Sie ihn hin und her … nein, unter Wasser natürlich …» Musikbe-gleitung erklang.
    Sie wählte einen Tisch am anderen Ende der Terrasse. Es war niemand in der Nähe. Nach zehn Minuten hörte sie hinter sich ein scharrendes Geräusch. Sie rang nach Luft. Syd … Er hatte sich durch die Sträucher geschlängelt und einen Stuhl beiseite gesto-
    ßen, um auf die Terrasse zu gelangen. Er wies mit dem Kopf in Richtung Schwimmbecken. «Ich bin in einer Hausmeisterwoh-nung in Brooklyn aufgewachsen. Kaum zu glauben, wie das Be-senschwingen die Muskulatur meiner Mutter gestrafft hat.»
    Das kam im liebenswürdigen Plauderton, doch er war auf der Hut. Das Polohemd und die Shorts, die er trug, ließen die kräftigen, drahtigen Arme und die strammen, muskulösen Beine erkennen. Merkwürdig, dachte Elizabeth, ich habe Syd immer als weichlichen Typ betrachtet, vielleicht wegen seiner miserablen Haltung.
    Das scharrende Geräusch. Hatte sie vergangene Nacht ein Stuhlrücken gehört, als sie den Rückweg

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