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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Cheryl sie auseinanderbringen wollte, warum hätte sie damit so lange gewartet?»
    Bevor sie antworten konnte, machte der Stuhl das gleiche scharrende Geräusch wie bei seiner Ankunft. Elizabeth blickte ihm nach. Es war möglich. Und es ergab Sinn. Sie hörte Leila sagen: Meine Güte, Spatz, ist das bei Min nicht die reine Affen-liebe? Ich möchte um alles in der Welt nicht diejenige sein, die ihr bei ihrem Spielzeugsoldaten in die Quere kommt. Min würde sofort das Kriegsbeil ausgraben und damit auf mich losgehen.»
    Oder mit Schere und Klebstoff?
    Syd entschwand ihren Blicken. Es könnte klappen, dachte er.
    Sie hatte es ihm leichtgemacht, seinen Trumpf auszuspielen.
    Wenn sie es schluckte, würde der Verdacht gegen Cheryl vielleicht hinfällig. Das flüchtige Lächeln erlosch wieder. Vielleicht …
    Doch wie stand es um ihn selbst?

    5
    Blicklos und wie erstarrt saß Elizabeth am Schwimmbecken, bis die muntere Stimme der Kursleiterin sie aus ihrem Schock aufschreckte. Mit wachsendem Entsetzen hatte sie die Unge-heuerlichkeit von Mins möglichem Verrat zu ermessen versucht. Nun stand sie auf und machte sich auf den Weg zum Hauptgebäude.
    Der Nachmittag hielt, was der Morgen versprochen hatte.
    Warmer Sonnenschein, kein Windhauch, selbst die Zypressen wirkten sanft und nicht bedrohlich, ihre dunklen Blätter glänzten. Die farbfrohen Blumenrabatten waren frisch gegossen und entfalteten ihre Blütenpracht.
    Im Empfang amtierte eine Aushilfskraft, eine freundliche Dreißigerin. Der Baron und seine Frau waren ins Monterey Hospital gefahren, um Mr. Meehan ihren Beistand anzubieten.
    «Sie sind völlig verzweifelt ihretwegen.» Die Fürsorge schien sie zutiefst zu beeindrucken.
    Sie waren auch verzweifelt, als Leila starb, dachte Elizabeth.
    Jetzt fragte sie sich, inwieweit Mins Kummer ihrem Schuldgefühl entsprungen war. Sie schrieb ein paar Zeilen an Helmut und verschloß den Umschlag. «Bitte geben Sie dies dem Baron, sobald er zurückkommt.»
    Sie warf einen Blick auf den Fotokopierer. Sammy hatte das Gerät eingeschaltet, als sie aus irgendeinem Grund ins römische Bad wanderte. Wenn sie nun wirklich durch irgendeinen Anfall desorientiert war? Wenn sie nun den Brief im Fotokopierer gelassen hatte? Min war am nächsten Morgen früh nach unten gekommen. Womöglich hatte sie ihn gefunden und vernichtet.
    Erschöpft ging Elizabeth zu ihrem Bungalow. Sie würde nie erfahren, wer diese Briefe geschickt hatte. Niemand würde das je zugeben. Wozu blieb sie noch hier? Es war alles vorbei. Und was gedachte sie mit dem Rest ihres Lebens anzufangen? Ted hatte ihr in seinem Brief gewünscht, sie möge einen neuen, glücklicheren Abschnitt beginnen. Wo? Wie?
    Ihr Kopf schmerzte – ein dumpfes, pausenloses Hämmern. Ihr fiel ein, daß sie den Lunch abermals übersprungen hatte. Sie wollte sich telefonisch nach Alvirah Meehan erkundigen und dann packen. Eine traurige Bilanz: Es gab keinen einzigen Ort in der Welt, an den es sie hinzog, keinen einzigen Menschen, den sie sehen wollte. Sie holte einen Koffer aus dem Wandschrank, klappte ihn auf, hielt jäh inne.
    Sie hatte immer noch Alvirahs Brosche. Sie steckte noch in der Hosentasche. Sie nahm sie heraus und stellte fest, daß sie schwerer war, als man ihr ansah. Sie war zwar keine Schmuck-expertin, doch hier handelte es sich zweifellos nicht um ein wertvolles Stück. Sie drehte es um, betrachtete die Rückseite.
    Die Brosche besaß nicht den üblichen Sicherheitsverschluß.
    Statt dessen gab es eine eingearbeitete Vorrichtung. Sie untersuchte abermals die Vorderseite. Die winzige Öffnung in der Mitte war ein Mikrofon!
    Diese Entdeckung traf sie wie ein Schlag. Die scheinbar sim-plen Fragen, Alvirahs Herumspielen an der Brosche – damit hatte sie das Mikrofon ausgerichtet, um alles mitzubekommen, was in ihrer Umgebung gesprochen wurde. Der Koffer in ihrem Bungalow mit der kostspieligen Ausrüstung, die Kassetten – sie mußte sie an sich bringen, bevor es jemand anders tat. Sie klingelte nach Vicky.

    Fünfzehn Minuten später war sie wieder in ihrem Bungalow, mit den Kassetten und dem Recorder aus Alvirah Meehans Koffer.
    Vicky wirkte nervös und etwas verängstigt. «Hoffentlich hat uns keiner da reingehen sehen», flüsterte sie.
    «Ich übergebe alles Sheriff Alshorne», beruhigte sie Elizabeth. «Ich möchte bloß sicherstellen, daß sie nicht spurlos ver-schwinden, wenn Mrs. Meehans Mann jemand davon erzählt.»

    Sie stimmte Vickys Vorschlag zu, ihr Tee und ein Sandwich

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