Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
reichlich, meistens in der New Yorker Ecke. Sie erinnern sich doch, früher hat er regelmäßig Wohltätigkeitsbälle in einem Dutzend Großstädten abgeklappert, den Gewinnern einen Gutschein für eine Woche Aufenthalt in Cypress Point persönlich überreicht, ’ne Weile geplaudert, und am Schluß hatten sich dann drei Freundinnen entschlossen, die glückliche Gewinnerin zu begleiten – als zahlende Gäste, versteht sich.»
    «Weshalb hat das Ihrer Meinung nach aufgehört?»
    Gina senkte die Stimme. «Er war auf irgendwas aus. Keiner konnte rauskriegen, was – auch Min nicht, vermute ich … Sie fing an, ihn öfter zu begleiten. Sie bekam es mit der Angst zu tun, der hohe Herr hätte womöglich in New York irgendwas angefangen …»
    Etwas angefangen? Elizabeth verstummte. Handelte es sich, dabei um ein Theaterstück mit dem Titel Karussell? Und hatte in dem Fall Min die Wahrheit schon seit langem geahnt?

    3
    Ted verließ das Kurzentrum um elf. Die Sonne schien warm, es war windstill; ein Schwarm Kormorane zog am wolkenlosen Himmel dahin. Auf der Terrasse hielten sich die Kellner bereit, den Lunch zu servieren.
    Wieder wurde Ted bewußt, wie perfekt der Betrieb funktionierte. Unter anderen Umständen würde er Min und den Baron damit betrauen, ein Dutzend Filialen weltweit einzurichten. Er lächelte schwach. Mit gewissen Einschränkungen – sämtliche Kostenvoranschläge des Barons würden von einem scharfsichti-gen Buchhalter vorher genau unter die Lupe genommen.
    Bartlett hatte inzwischen vermutlich mit dem Staatsanwalt telefoniert, so daß er ihm Genaueres über das zu erwartende Strafmaß sagen konnte. Es erschien immer noch völlig unwirklich. Und doch hatte eine Tat, an die er keinerlei Erinnerung besaß, ihn selbst und sein bisheriges Leben grundlegend verändert.
    Er ging langsam zu seinem Bungalow, nickte den Gästen, die sich rund um das Schwimmbecken sonnten, förmlich zu. Er wollte sich in keine Gespräche einlassen. Er wollte auch nicht an die Diskussionen denken, die ihm mit Henry Bartlett bevorstan-den.
    Erinnerung. Das Wort verfolgte ihn. Es gab nur unzusammenhängende Bruchstücke. Im Fahrstuhl zurück nach oben …
    Schwankend in der Halle … Er war so sternhagelvoll betrunken.
    Und dann weiter? Warum hatte er es ausgelöscht? Weil er sich nicht daran erinnern wollte, was er getan hatte?
    Gefängnis. Eingesperrt in einer Zelle. Vielleicht wäre es besser, wenn er …
    In seinem Bungalow war niemand. Das bedeutete zumindest eine Atempause. Er hatte erwartet, sie wieder am Tisch sitzend vorzufinden. Er hätte Bartlett dieses Quartier geben und sich das kleinere nehmen sollen. Damit wäre ihm wenigstens etwas mehr Ruhe geblieben. Wahrscheinlich kamen sie zum Lunch zurück.
    Craig. Ein guter Mann für die Kleinarbeit. Mit ihm am Ruder würde die Firma zwar nicht wachsen, doch er dürfte es wohl schaffen, sie auf Kurs zu halten. Er sollte dankbar für Craig sein.
    Craig war eingestiegen, als das Flugzeug mit acht leitenden Angestellten aus der Spitzenriege der Firma in Paris abstürzte.
    Craig war unentbehrlich, als Kathy starb. Craig war jetzt unentbehrlich. Und künftig …
    Wie viele Jahre mußte er wohl absitzen? Sieben? Zehn? Fünfzehn?
    Etwas mußte er noch erledigen. Er holte persönliches Briefpapier aus der Aktenmappe und begann zu schreiben. Dann ver-siegelte er den Umschlag, klingelte dem Zimmermädchen und bat sie, den Brief in Elizabeths Bungalow abzugeben.
    Er hätte damit lieber bis kurz vor seiner Abreise morgen gewartet, aber wenn sie erfuhr, daß kein Prozeß stattfinden würde, entschloß sie sich vielleicht, noch ein wenig hierzubleiben.

    Als sie mittags zurückkam, fand Elizabeth die Nachricht vor.
    Der Anblick des Umschlages – kirschrot mit weißem Rand, das Firmenzeichen von Winters Enterprises – mit ihrem Namen in der vertrauten energischen Handschrift weckte Erinnerungen.
    Wie oft war ein Brief auf dem gleichen Papier, in der gleichen Handschrift während der Pause in ihrer Garderobe abgegeben worden? «Hallo, Elizabeth, bin eben eingetroffen. Wollen wir nach der Vorstellung zusammen essen – falls Du nichts anderes vorhast? Der erste Akt war großartig. Herzliche Grüße Ted.» Sie aßen miteinander und riefen Leila vom Restaurant aus an. «Gib acht auf den Meinen, Spatz. Paß auf, daß ihn kein aufgetakeltes Flittchen ködert.»
    Sie hatten beide das Ohr an den Hörer gepreßt. «Du hast mich geködert, Superstar», war dann Teds Antwort.

    Und sie spürte seine

Weitere Kostenlose Bücher