Schlangen im Paradies
antrat? Und Montagabend hatte sie gemeint, etwas oder jemanden sich bewegen zu sehen. War es möglich, daß sie beim Schwimmen beobachtet wurde? Ein flüchtiger, aber beunruhigender Gedanke.
«Dafür, daß hier für teures Geld Entspannung geboten wird, gibt’s ’ne ganze beachtliche Menge Nervenbündel», spottete Syd, während er sich ihr gegenübersetzte.
«Und ich dürfte wohl das schlimmste Nervenbündel sein. –
Syd, du hattest dein eigenes Geld in Karussell investiert. Du hast Leila das Manuskript gebracht, hast dich um die von ihr gewünschten Änderungen gekümmert. Ich muß mit dem Autor sprechen, mit Clayton Anderson. Wo kann ich ihn erreichen?»
«Keine Ahnung. Ich bin ihm nie begegnet. Der Vertrag wurde durch seinen Anwalt abgeschlossen.»
«Dann nenne mir den Namen des Anwalts.»
«Nein.»
«Weil es nämlich gar keinen Anwalt gibt, stimmt’s, Syd? Dieses Stück hat Helmut geschrieben, oder etwa nicht? Er hat es dir gebracht, und du hast es Leila gegeben. Helmut wußte, daß Min sich fürchterlich aufregen würde, wenn sie dahinterkäme. Dieses Stück hat ein Mann geschrieben, der besessen war – von Leila.
Deshalb hätte es auch ein Erfolg werden müssen.»
Er wurde puterrot. «Du weißt ja nicht, wovon zu redest.»
Sie gab ihm Teds Brief. «Wirklich nicht? Erzähl mir von deiner Begegnung mit Ted an jenem Abend. Warum bist du damit nicht schon vor Monaten herausgerückt?»
Syd überflog den Brief. «Er hat das schriftlich gegeben? Er ist ein noch größerer Narr, als ich dachte.»
Elizabeth beugte sich vor. «Demnach hat der Baron Teds Auseinandersetzung mit Leila gehört, und Ted hat dir erzählt, daß Leila tot sei. Ist es denn keinem von euch beiden eingefal-len, nachzusehen, was passiert war, ob man ihr noch irgendwie helfen konnte?»
Syd schob den Stuhl zurück. «Mir reicht’s, das hör ich mir nicht länger an.»
«Nein, du wirst ruhig weiter zuhören, Syd. Warum bist du an jenem Abend zu Leilas Wohnung gegangen? Warum war der Baron dort? Sie hatte keinen von euch zu sich gebeten.»
Syd stand auf. Sein wutverzerrtes Gesicht wirkte abstoßend.
«Jetzt hör du mal zu, Elizabeth. Deine Schwester hat mich ruiniert, als sie die Rolle hinschmiß. Ich wollte sie bitten, sich das noch mal zu überlegen. Ich habe das Gebäude gar nicht betreten.
Ted rannte auf der Straße an mir vorbei. Ich jagte hinterher. Er sagte mir, sie sei tot. Wer überlebt schon einen solchen Sturz?
Ich hab mich da rausgehalten. Den Baron hab ich an dem Abend überhaupt nicht gesehen.» Er warf ihr Teds Brief zu. «Bist du nicht zufrieden? Ted wandert ins Gefängnis. Das hast du doch gewollt, oder?»
«Geh nicht, Syd. Ich hab noch eine Menge Fragen. Der Brief, den Cheryl gestohlen hat, warum hast du ihn vernichtet? Er hätte Ted vielleicht geholfen. Ich dachte immer, du wolltest ihm unbedingt helfen.»
Syd setzte sich bedächtig. «Ich möchte ein Abkommen mit dir treffen, Elizabeth. Es war mein Fehler, den Brief zu zerreißen.
Cheryl schwört, daß sie weder den noch sonst einen geschrieben hat. Ich glaube ihr.»
Elizabeth wartete. Sie würde ihm nicht auf die Nase binden, daß Scott seine Meinung teilte.
«Du hast recht mit dem Baron», fuhr Syd fort. «Er hat das Stück geschrieben. Du weißt, wie geringschätzig Leila ihn behandelt hat. Er wollte Macht über sie haben, sie zu Dank ver-pflichten. Jeder andere hätte sie lieber ins Bett gezogen.» Er hielt inne. «Elizabeth, wenn Cheryl morgen nicht abreisen kann zu ihrem Presseempfang, geht ihr die Serie verloren. Das Studio läßt sie glatt fallen, wenn sich rausstellt, daß sie festgehalten wird. Auf dich hört Scott. Überrede ihn, Cheryl da rauszulassen, und ich gebe dir dafür einen Wink wegen der Briefe.»
Elizabeth starrte ihn an. Er schien ihr Schweigen für Zustim-mung zu nehmen. Während er weitersprach, trommelte er mit den Fingern auf dem Tisch. «Der Baron hat Karussell geschrieben. Ich hab die ersten Entwürfe mit seinen handschriftlichen Korrekturen. Spielen wir’s doch mal durch, Elizabeth, rein hypothetisch. Angenommen, das Stück wird ein Hit. Der Baron braucht Min nicht mehr. Cypress Point hängt ihm zum Hals raus. Er ist jetzt Broadway-Autor und ständig mit Leila zusammen. Wie könnte Min das verhindern? Indem sie dafür sorgt, daß es garantiert ein Reinfall wird. Wie bewerkstelligt sie das?
Indem sie Leila zerstört. Und sie wußte am besten, wie das zu geschehen hätte. Ted und Leila waren seit drei Jahren liiert.
Wenn
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