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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sich. Ich sollte froh über die Gelegenheit sein, gegen ihn auszusagen.
    Sie sehnte sich verzweifelt danach, allein zu sein, rang sich jedoch noch eine Frage ab: «Hast du Syd in jener Nacht in der Nähe von Leilas Wohnung gesehen?»
    Konnte sie seinem erstaunten Gesicht trauen? «Nein», antwortete er entschieden. «War er denn dort?»

    Es ist vorbei, sagte sich Elizabeth. Sie rief bei Scott Alshorne an. Der Sheriff war dienstlich unterwegs. Sie hinterließ die Bitte um Rückruf. Sie wollte ihm Alvirah Meehans Recorder nebst Zubehör übergeben und die nächste Maschine nach New York nehmen. Kein Wunder, daß sich alle bei Alvirahs unablässigen Fragen so gereizt anhörten. Die meisten hatten ja etwas zu verbergen.
    Die Rosette. Sie wollte sie schon zu den übrigen Sachen in den Koffer packen, als ihr klar wurde, daß sie die letzte Kassette nicht abgehört hatte. Ihr fiel ein, daß Alvirah die Brosche in der Klinik angehabt hatte … Es gelang ihr, die Kassette aus dem winzigen Behälter zu lösen. Ob Alvirah trotz ihrer Angst vor den Kollagenspritzen den Recorder laufen gelassen hatte?
    Tatsächlich, die Kassette war bespielt. Sie begann mit der Unterhaltung zwischen Alvirah und der Krankenschwester über die beruhigende Wirkung von Valium. Dann Türklicken, Alvirahs Atemgeräusche, abermals Türklicken … Die etwas gedämpfte, undeutliche Stimme des Barons, die Alvirah Mut zusprach; wiederum Türklicken, Alvirahs Keuchen, ihr Versuch, um Hilfe zu rufen, ihr Ringen nach Luft, neuerliches Türklicken, die fröhliche Stimme der Schwester: «Hier sind wir, Mrs. Meehan. Sind Sie bereit für die Verschönerung?» Und dann die Schwester in höchster Erregung, am Rande der Panik: «Mrs. Meehan, was ist denn los? Doktor …»
    Nach einer Pause Helmuts Stimme, knappe, barsche Anweisungen: «Runter mit dem Bademantel!» Der Ruf nach dem Sau-erstoffgerät. Ein hämmerndes Geräusch – offenbar die Herzmassage; danach verlangte Helmut, alles für eine intravenöse Injektion vorzubereiten. Das geschah dann in meiner Gegenwart, dachte Elizabeth. Er hat versucht, sie zu töten. Was immer er ihr gab, es sollte sie umbringen. Alvirahs beharrliche Hinweise auf den Satz vom «Schmetterling, der auf einer Wolke dahinsegelt», ihre ständige Wiederholung, daß sie das an etwas erinnere, ihre Lobsprüche über seine schriftstellerischen Qualitäten – empfand er das als Katz-und-Maus-Spiel? Hatte er trotz allem die Hoffnung, irgendwie würde Min nicht die Wahrheit über das Theaterstück, über ihr Schweizer Konto erfahren?
    Sie spielte das letzte Band immer wieder ab. Da war etwas, das sie nicht verstand. Was überhörte sie?

    Ohne zu wissen, wonach sie eigentlich suchte, las sie die Notizen noch einmal durch, die sie sich bei Helmuts Schilderung von Leilas Tod gemacht hatte. Ihr Blick heftete sich auf einen Satz. Aber das ist doch falsch, dachte sie.
    Es sei denn …
    Wie ein erschöpfter Bergsteiger, den nur noch wenige Zentimeter vom Gipfel trennen, ging sie die Notizen durch, die sie zu Alvirah Meehans Tonbändern gemacht hatte.
    Und fand die Lösung.
    Sie hatte die ganze Zeit auf sie gewartet. Wußte er, wie nahe sie der Wahrheit gekommen war?
    Ja, er wußte es.
    Sie erschauerte, wenn sie sich an die scheinbar so unschuldigen Fragen erinnerte, an ihre verwirrten Antworten, die für ihn so bedrohlich geklungen haben mußten.
    Hastig griff sie zum Telefon. Sie wollte Scott anrufen. Und dann ließ sie die Hand wieder sinken. Was sollte sie ihm sagen?
    Es gab nicht den Schatten eines Beweises. Es würde ihn niemals geben.
    Es sei denn, sie konnte ihn zum Handeln zwingen …

    8
    Über eine Stunde saß Scott an Alvirahs Bett in der Hoffnung, sie würde noch etwas sagen. Dann erklärte er Willy Meehan: «Ich bin gleich wieder da.» Er hatte John Whitley draußen entdeckt und folgte ihm in sein Sprechzimmer.
    «Haben Sie weitere Informationen für mich, John?»
    «Nein.» Der Arzt wirkte zugleich wütend und perplex. «Ich hab was dagegen, wenn ich nicht weiß, woran ich eigentlich bin.
    Ihr Blutzucker war so niedrig, daß wir – in Ermangelung einer nachgewiesenen schweren Hypoglykämie – von dem Verdacht ausgehen müssen, jemand habe ihr Insulin injiziert. Es besteht nicht der geringste Zweifel, daß sich an der Stelle auf der Wange, wo wir den Blutstropfen entdeckt haben, ein Einstich befin-det. Wenn nun der Kollege von Schreiber behauptet, ihr keinerlei Injektion im Gesicht verabfolgt zu haben, ist da irgendwas

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