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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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herumzusitzen.»
    Das Telefon klingelte. Craig sprang wie elektrisiert auf.
    «Elizabeth! Was für eine nette Überraschung … Ja, das stimmt.
    Ich klammere mich an den Gedanken, daß wir den Staatsanwalt trotzdem noch überreden können, auf ein Schuldbekenntnis einzugehen, aber das ist ziemlich unrealistisch … Wir haben noch nicht übers Dinner gesprochen, aber natürlich wäre es schön, mit dir zu essen … Ach, das! Ich weiß nicht. Da war irgendwie kein Witz mehr drin. Und Ted hat sich immer dar-
    über geärgert. Fein … Also dann bis zum Dinner.»

    Scott fuhr mit heruntergekurbelten Wagenfenstern nach Hause, um die jetzt vom Meer wehende kühle Brise zu genießen. Das war angenehm, dennoch vermochte er die bösen Vorahnungen nicht abzuschütteln, die ihn erfaßten. Elizabeth führte etwas im Schilde, und er spürte instinktiv, daß es gefährlich sein könnte.
    An der Küstenlinie bei Pacific Grove kam leichter Nebel auf, der sich später bestimmt verdichten würde. Er bog um die Ecke und steuerte in die Zufahrt zu einem hübschen, schmalen Haus.
    Seit sechs Jahren kam er nun in ein leeres Heim zurück und empfand jedesmal wieder die schmerzliche Leere, die Jeanies Tod hinterlassen hatte. Mit ihr hatte er über seine Fälle gesprochen. An diesem Abend hätte er ihr beispielsweise einige hypo-thetische Fragen gestellt: Meinst du, daß ein Zusammenhang besteht zwischen Dora Samuels’ Tod und Alvirah Meehans Koma? Und noch eine Frage schoß ihm durch den Kopf: Hältst du es für möglich, daß zwischen diesen beiden Frauen und Leilas Tod ein Zusammenhang besteht?
    Und schließlich: Jeanie, was zum Teufel hat Elizabeth vor?

    Scott duschte, zog alte Hosen und einen Pullover an, kochte eine Kanne Kaffee und legte einen Hamburger auf den Grill. Als er sich zum Essen setzte, ließ er das erste von Alvirahs Tonbändern laufen.
    Er begann mit dem Abhören um Viertel nach sechs. Um sieben war sein Notizblock ebenso vollgeschrieben wie der von Elizabeth. Um Viertel nach acht spielte er die Bandaufnahme aus der Klinik ab. «Dieser Mistkerl», murmelte er. Er hat ihr tatsächlich irgendwas gespritzt. Aber was? Wenn er nun mit dem Kollagen angefangen und sofort gemerkt hatte, daß sie kol-labierte? Er war schließlich unmittelbar danach mit der Schwester zurückgekommen.
    Scott ließ das Band nochmals durchlaufen, dann ein drittes Mal, und da wurde ihm endlich klar, was Elizabeth gemeint hatte. Als der Baron das erste Mal mit Mrs. Meehan sprach, klang seine Stimme irgendwie sonderbar: heiser, guttural, jedenfalls verblüffend anders als die, mit der er wenige Sekunden später der Schwester Anweisungen zubrüllte.
    Er rief das Monterey Hospital an und verlangte Dr. Whitley, um ihm eine Frage zu stellen: «Kann es Ihrer Meinung nach einem Arzt passieren, daß nach einer Injektion eine Nachblutung auftritt?»
    «Schlampige Injektionen hab ich auch bei erstklassigen Chir-urgen schon öfter erlebt. Und wenn es ein Arzt war, der Mrs.
    Meehan mit dieser Spritze schaden wollte – dann war er vielleicht anstandshalber wenigstens nervös.»
    «Vielen Dank, John.»
    «Keine Ursache.»

    Er wärmte gerade den Kaffee auf, als es an der Haustür klingelte. Er eilte hinaus, um zu öffnen. Vor ihm stand Ted Winters.
    Zerknitterte Kleider, beschmutztes Gesicht, zerzaustes Haar, Arme und Beine mit frischen Kratzwunden übersät. Er stolperte herein und wäre hingefallen, wenn ihn Scott nicht rechtzeitig gepackt hätte.
    «Scott, du mußt mir helfen. Jemand muß mir helfen. Das ist eine Falle, ich schwör’s. Ich hab’s stundenlang probiert, Scott, und konnte es einfach nicht. Ich konnte mich nicht dazu bringen.»
    «Ruhig, ganz ruhig.» Scott legte den Arm um Ted und führte ihn zur Couch. «Du kippst ja gleich um.» Er goß einen ordentlichen Brandy ein. «Los, trink das.»
    Nach ein paar Schlucken fuhr sich Ted mit der Hand über das Gesicht, als wolle er die schiere Panik wegwischen, die er gezeigt hatte. Ein kläglicher Versuch zu lächeln scheiterte, er war zum Umfallen müde. Er wirkte jung, verletzlich, keine Spur mehr von dem souveränen Leiter eines Wirtschaftsimperiums.
    Fünfundzwanzig Jahre waren ausgelöscht, und Scott meinte, den neunjährigen Jungen vor sich zu sehen, mit dem er immer fi-schen gegangen war.
    «Hast du heute schon was gegessen?» fragte er.
    «Ich kann mich nicht erinnern.»
    «Dann trink den Brandy langsam. Ich mach dir ein Sandwich und Kaffee.»
    Er wartete, bis Ted das Sandwich gegessen hatte,

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